Nullsummenspiel

Erdona kopfschüttelnd an. »Das ist lächerlich.«
    »Es geht um Leben und Tod, Doktor!«, kreischte Jack. Als er merkte, dass alle im Raum etwas vor ihm zurückwichen, murmelte: »Entschuldigung.«
    Erdona positionierte sich so, dass er zwischen Bashir und dem Jack-Pack stand. »Ich weiß, dass Ihnen das nicht gefällt, insbesondere nachdem diese drei versucht haben, uns an das Dominion zu verkaufen, aber ich verspreche Ihnen, dass wir sie dieses Mal
genau
im Auge behalten werden, Doktor. Sie haben in Stunden Durchbrüche erzielt, wo unsere Leute jahrelang nichts erreicht haben. Jetzt behaupten sie, eine bedeutende Entdeckung gemacht zu haben, aber sie wollen mir erst mehr darüber erzählen, wenn Sie einer der Agenten sind, die wir nach Salavat schicken.« Er beugte sich zu ihm vor und flüsterte: »Ich kann es Ihnen vom Sternenflottenkommando befehlen lassen, Doktor, aber mir wäre es lieber, wenn Sie uns
aus freien Stücken
helfen.«
    Hin- und hergerissen und überaus irritiert sah Bashir über Erdonas Schulter hinweg zu dem Trio. Jack zuckte mit den Achseln. Patrick kicherte. Lauren warf ihm eine Kusshand zu.
    Bashir seufzte. »Okay, in Ordnung. Bringen wir’s hinter uns.«
    Jack stupste Laurens Arm mehrmals hintereinander an. »Siehst du? Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, dass er’s macht. Ich hab’s dir gesagt. Ich wusste, dass er’s macht. Hab’s dir gesagt.« Lauren verdrehte die Augen und entfernte sich von ihren nervigen Begleitern, woraufhin Jack nur noch Patrick quälen konnte. Nach einigen Sekunden Pause stieß der zurechtgewiesene Jack seinen Zeigefinger in die fleischige Schulter des zunehmend kahler werdenden Mannes und sagte mit leiserer Stimme: »Siehst du? Hab’s dir doch gesagt.«
    Die Aussicht, es erneut mit den drei Irren zu tun zu bekommen, verschlechterte Bashirs Laune rapide. Er warf Erdona einen ängstlichen Blick zu. »Wie lange soll diese Besprechung dauern?«
    »Wenigstens ein paar Stunden«, antwortete Erdona. »Es gibt eine Menge zu bereden.«
    Auf der anderen Seite des Raums setzte sich Lauren auf eine Couch und klopfte auf das Kissen neben sich. »Sie sollten es sich lieber
bequem
machen, Doktor«, rief sie Bashir zu.
    »Gehen ihr jemals die anzüglichen Anspielungen aus?«, fragte Erdona Bashir und sah Lauren dabei irritiert an.
    Bashir kicherte. »Machen Sie Witze? Anzügliche Anspielungen sind ihre bevorzugte Ausdrucksweise.« Dann deutete er auf die Sitzgruppe. »Wir sollten uns an die Arbeit machen.«
    »Noch nicht«, entgegnete Erdona. »Ich möchte das alles nicht zweimal durchgehen müssen, daher werden Sie und Ihre Partnerin gleichzeitig informiert.« Er ging zu einer Tür, die das Quartier des Jack-Packs mit dem benachbarten verband, und drückte das Besuchersignal. Sobald der Kanal offen war, sagte er: »Wir können anfangen, wenn Sie so weit sind.«
    Eine vertraute Frauenstimme drang aus der Komm-Einheit: »
Bin unterwegs
.«
    In dem Moment, in dem Bashir sie hörte, schlug sein Herz schneller.
Nein
, sagte er sich und versuchte sich keine falschen Hoffnungen zu machen,
sie kann es nicht sein
…
    Dann ging die Tür auf und sie war es doch.
    Sie war schöner, als Bashir sie in Erinnerung hatte. Ihr blondes Haar fiel noch immer lang und glatt herab, und sie strahlte Selbstsicherheit und Anmut aus. Die schüchterne junge Frau war verschwunden, die aufgrund einer misslungenen genetischen Verbesserung als Mitglied des Jack-Packs in jahrzehntelanger Apathie verbracht hatte. Eine experimentelle, von Bashir ausgeführte Operation hatte sie davon befreit. An ihrer Stelle sah er eine reife, selbstsichere und genetisch verbesserte Erwachsene vor sich, einen Profi, der Bashir in vielerlei Hinsicht ebenbürtig und in einigen Belangen sogar überlegen war.
    Sie sah Bashir in die Augen, und ein jugendliches Grinsen umspielte ihre Lippen. »Hallo Julian.«
    Einige Sekunden lang stand er wie erstarrt da und war ebenso von Überraschung wie Freude durchdrungen. Dann fand er die Sprache wieder und lächelte seine verloren geglaubte Liebe, »die, die davongekommen war«, warmherzig an. »Hallo«, sagte er mit einer Stimme, die schwankte, als wäre er in der Pubertät.
    Alle anderen im Raum schwiegen, und Bashir wurde bewusst, dass alle sein Wiedersehen mit Sarina Douglas beobachteten.
    »In Ordnung.« Erdona beendete den bedeutsamen Augenblick, indem er Bashir auf die Schulter schlug und ihn zum Sitzbereich führte. »Dann wollen wir mal anfangen.«
    Während Bashir und Erdona zu