Nullsummenspiel
zog die Augenbrauen hoch. »Sie würden natürlich nicht
allein
dorthin gehen. Und was das angeht, womit Sie es dort zu tun bekommen, so haben wir einige Experten, die Ihnen möglicherweise einiges erklären können, falls Sie denn bereit sind, diese Mission anzunehmen.« Da er Bashirs Zurückhaltung offenbar bemerkte, fügte Erdona in bittendem Tonfall hinzu: »Tatsache ist nun mal, dass wir Sie brauchen, Doktor. Dank Ihrer verbesserten Fähigkeiten haben Sie eine größere Chance, diese Mission zu überleben, als jeder andere unserer Agenten. Wenn Sie nicht bereit dazu sind, werden wir natürlich ohne Sie weitermachen … aber ehrlich gesagt, stehen unsere Chancen dann äußerst schlecht.«
Bashir warf Ro einen Blick zu, doch diese zuckte nur mit den Achseln. »Es ist Ihre Entscheidung, Doktor.«
Entschlossen, seinem Pflichtgefühl nachzukommen, erwiderte Bashir: »In Ordnung, Commander. Dann werde ich mich mit Ihren Experten treffen.«
4
»Oh nein«, murmelte Bashir, als ihn Erdona zu den Gästequartieren führte, in denen die »Experten« bereits auf sie warteten.
Jack – sieben Jahre älter, etwas grauer, aber nicht weniger verrückt – winkte Bashir zu und hatte dabei ein irres Lächeln auf den Lippen. Er sprach noch genauso schnell wie eh und je. »Mit uns haben Sie bestimmt nicht gerechnet, was? Hm? Hm? Hm?«
Neben dem gepflegten Jack mit seinem Ziegenbart stand sein stämmiger, ergrauter Gefangenschaftsgenosse Patrick. Der kindliche Mann, der aussah wie ein beschämter Engel, trug einen schlabbrigen grauen Pyjama, wackelte mit den dicklichen Fingern einer Hand in Bashirs Richtung und sagte leise: »Hallo.«
Bevor Bashir antworten konnte, spürte er, wie sich eine Hand fest auf seinen Hintern legte. Überrascht machte er einen Schritt nach vorn und wirbelte herum, woraufhin er Lauren gegenüberstand, dem dritten und letzten Mitglied des genetisch verbesserten – und ziemlich verrufenen – Trios, das einige seiner früheren Kollegen das »Jack-Pack« genannt hatten. Die dralle Brünette lehnte an der Wand, lächelte aufreizend und säuselte: »
Heißer
Bart. Sehr sexy.«
Bashir sah Erdona an. »Ich bin raus.« Er wandte sich zum Gehen.
Erdona legte eine Hand auf Bashirs Schulter und hielt ihn auf. »Ich weiß, was Sie mit diesen dreien erlebt haben, aber …«
»Dann wissen Sie auch, dass sie gar nicht hier sein dürften.«
Erdonas Gesichtsausdruck sagte Bashir, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Offensichtlich wusste Erdona, dass Jack, Patrick und Lauren – ebenso wie Bashir – in früher Kindheit genetisch verbessert worden waren. Doch anders als Bashir litten die Mitglieder des »Jack-Packs« unter einigen schwerwiegenden Nebenwirkungen. Jack war zu einem gewalttätigen, bösartigen Narzisst geworden, Patricks emotionale Entwicklung war auf dem Stand eines Vierjährigen stehen geblieben, und Laurens Libido steuerte alles, was sie tat.
Doch Erdona setzte eine beschwichtigende Miene auf. »Seien Sie doch vernünftig, Doktor. Sie wissen so gut wie ich, dass Jack und seine Freunde bemerkenswerte Einsichten gewinnen können, vor allem wenn es um die Analyse der Intelligenz einer fremdartigen Kultur geht.« Bestimmt drehte er Bashir zu Jack und Patrick um. »Sie sagen, sie haben neue Informationen über die Breen … Informationen, die wir
brauchen
, Doktor.«
Etwas in Erdonas Verhalten, eine seltsame Betonung, vielleicht ein winziges Zögern oder ein flüchtig aufblitzender Gesichtsausdruck, erregte Bashirs Aufmerksamkeit. Er spürte, dass Erdona etwas Wichtiges unerwähnt gelassen hatte, und als ihm die merkwürdige Körpersprache zwischen Erdona und Jack auffiel, hatte Bashir einen Geistesblitz. »Oh, verstehe«, sagte er mit unverblümtem Zynismus. »Der wahre Grund, warum Sie mich brauchen, ist nicht etwa der, dass ich genetisch verbessert worden bin, die Sache ist vielmehr so, dass Jack und seine Freunde ihre Informationen niemand anderem als mir anvertrauen wollen.« Er sah Jack direkt in die Augen und fügte hinzu: »Habe ich recht?«
Jack reagierte, indem er wie wild applaudierte und wie ein Irrer strahlte. »Bravo, Doktor! Gut gemacht! So nutzen Sie Ihre Synapsen richtig!«
Lauren umrundete ihre Freunde, wobei sie im Vorbeigehen über Bashirs Arm strich und ihm einen lodernden Blick zuwarf. »Sie können einen doch immer wieder aufs Neue beeindrucken, Julian.« Dann stellte sie sich neben Patrick, der wie ein aufgedrehtes Kind von einem Bein aufs andere hüpfte.
Bashir sah
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