Nullsummenspiel

antwortete ihr Besucher über den übersetzten Kanal.
    »Gib den Passcode ein«, forderte Nar ihn auf. Sie sah zu, wie Min mithilfe des Tastenfelds neben der Tür die Symbole eingab, die sie festgelegt hatten, um einander zu identifizieren und sicherzustellen, dass sie nicht beobachtet oder zu etwas gezwungen wurden. Der Code stimmte. Nar reagierte darauf mit einem Freigabestring und öffnete die Wohnungstür. Diese glitt auf, Min trat ein, und sofort drückte Nar die Tür hinter ihm wieder zu.
    Min nahm gerade seinen Helm ab, als Nar hinter dem Schutzschirm hervorkam. Das goldene Fell auf seinem wolfsartigen Gesicht und dem Hals war von der engen Maske platt gedrückt worden. Er hob die Schnauze und sah Nar an. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte er. »Ich bin so schnell hergekommen, wie ich konnte. Was ist denn …« Er drehte den Kopf in Richtung Schlafzimmer und witterte. »Seltsame Gerüche. Nicht wie etwas, das ich kenne.« Misstrauisch sah er Nar an. »Wer ist noch hier?«
    »Beruhige dich«, erwiderte Nar. »Meine Gäste sind Außenseiter, aber sie kommen in Frieden. Behandle sie wie Freunde, Min.« Sie stellte sich zwischen ihren Fenrisal-Freund und die Schlafzimmertür und rief Sarina und Bashir zu: »Sie können jetzt rauskommen.«
    Die beiden Menschen kamen aus dem dunklen Schlafzimmer. Bashir ging voran und stellte sich zwischen Sarina und Min. Das hatte etwas so Beschützerisches an sich, dass sich Nar fragte, ob die beiden Menschen nicht nur beruflich Partner waren. »Min«, sagte sie, »darf ich dir Julian Bashir und Sarina Douglas von der Vereinigten Föderation der Planeten vorstellen?«
    Min stieß ein leises alarmiertes Knurren aus. »Nar, hast du völlig den Verstand verloren? Warum hast du sie hierher gebracht? Und noch viel schlimmer: Warum hast du zugelassen, dass sie mich sehen?«
    »Sie sind als kulturelle Beobachter hier.« Sanft nahm sie Mins Arm. »Sie können uns helfen.«
    Er entriss ihr seinen Arm. »Sie können dafür sorgen, dass wir alle getötet werden.«
    »Ich habe dich nicht hergebeten, um mit dir zu streiten«, entgegnete Nar und ging in die Defensive. »Ich brauche dich, um ihre ID-Chips mit besseren Profilen zu modifizieren. Im Moment tauchen sie im System als Nullen auf.« Mit etwas entschlossenerer Stimme fügte sie hinzu: »Kannst du ihnen helfen oder muss ich mir jemand anderen suchen, der es kann?«
    Der ruppige Ingenieur schnaubte verächtlich. »Das Letzte, was du tun solltest, ist, noch mehr Leuten von diesen beiden zu erzählen.« Doch er war schon längst weich geworden. »Ich kann das für dich erledigen.« Er zog die Handschuhe aus, sodass seine dicken, aber geschmeidigen Finger zum Vorschein kamen. Dann streckte er eine seiner Pfoten in Richtung der Menschen aus und meinte: »Geben Sie mir Ihre Chips. Ich kann sie hier aktualisieren.«
    Bashir reichte ihm seinen und Sarinas Chip. Min legte beide auf Nars niedrigen Tisch und holte dann einige Werkzeuge aus seinem Anzug.
    Sarina sah angespannt zu, wie Min mithilfe einiger Feinwerkzeuge auf die gesperrten Teile der Chips zugriff. »Danke für Ihre Hilfe«, sagte sie dann.
    »Ich tue das nicht für Sie«, erwiderte Min. »Ich bin Nar noch etwas schuldig.«
    »Wir sind Ihnen trotzdem dankbar«, sagte Sarina. »Wir sind unter anderem in der Hoffnung hergekommen, Leute wie Sie zu treffen.«
    Min warf den Menschen einen finsteren Blick zu und konzentrierte sich dann auf seine Arbeit. »Ich werde diese Chips mit bestehenden Deckidentitäten verbinden, die bereits auf dem Server des BGDs aktiviert wurden«, erklärte er. »Jeder hat eine eigene Handelsgeschichte und eine Kaufstatistik, die über jeden Verdacht erhaben sind.«
    »Wir brauchen eine Sicherheitsfreigabe, die so hoch ist, dass wir Regierungsgebäude betreten können«, sagte Bashir, was ihm einen finsteren Blick von Min einbrachte.
    Nar reichte Min ein kleines Datentablet. »Hier findest du die benötigten Protokolle«, meinte sie. »Das dürfte reichen, um ihnen einmalig den Zutritt zu ermöglichen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Min mit bebenden Nasenflügeln, die seine Verärgerung zum Ausdruck brachten. Es dauerte noch einige Minuten, bis er die Modifikation der beiden ID-Chips abgeschlossen hatte. Er reichte sie Bashir. »Installieren Sie sie jetzt in Ihren Helmen.«
    Sarina und Bashir taten es. Während sie damit beschäftigt waren, musterte Min ihre restliche Ausrüstung. »Wir werden auch Ihre Kleidung ein wenig anpassen müssen«,