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Nullsummenspiel

Nullsummenspiel

Titel: Nullsummenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mack
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feilschten um Preise, während sie vor Geschäften standen, oder sie saßen zusammen an Tischen entlang der Straße, speisten und tranken. Musik erfüllte die Luft, und der Klang vieler verschiedener Sprachen, die gleichzeitig gesprochen wurden, erinnerte Bashir an einen hektischen Tag auf der geschäftigen Promenade von Deep Space 9.
    »Wir werden einige Blicke auf uns ziehen, weil wir die Helme auflassen«
, meinte Min,
»aber es wäre noch viel schlimmer, wenn alle sehen könnten, wer Sie sind. Diese Leute riskieren ihr Leben, indem sie hierher kommen, da wäre es dumm, sie noch mehr zu verängstigen.«
    »Das verstehen wir«
, beruhigte ihn Sarina.
»Wir wollen nicht noch mehr Ärger machen.«
    »Bleiben Sie dicht bei mir«
, forderte Min sie auf, dann führte er Bashir und Sarina zu einem offenen Fahrstuhl.
»Ich weiß von einer freien Einheit auf einer höheren Ebene, in der Sie bleiben können, bis Nar Sie wieder ruft.«
Er schloss das Sicherheitsgitter des Fahrstuhls und zog an einem manuellen Bedienhebel, woraufhin die Kabine ihren langsamen Aufstieg begann.
»Wenn Sie etwas zu essen brauchen, kann ich dafür sorgen, dass es Ihnen gebracht wird.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, entgegnete Bashir. »Dafür wären wir Ihnen sehr dankbar.«
    »Dann werde ich mich darum kümmern«
, sagte Min.
    Die Kabine fuhr in ihrem vierseitigen Metallrahmen langsam nach oben, und jede Ebene des Komplexes bot den Besuchern einen flüchtigen Einblick in die am besten gehüteten Geheimnisse der Breen-Gesellschaft. Winzige Ecken, die illegalen Kneipen glichen, waren voller vielsprachiger Gäste, dufteten nach den Aromen alkoholisierter Getränke und würziger Speisen und strahlten im warmen, aber schwachen Licht von Wandleuchtern. In den Spalten zwischen den Gebäuden und hinter halb zugezogenen Vorhängen kam es zu Romanzen zwischen Angehörigen verschiedener Spezies. Hinter dünnen Wänden und baufälligen Türen tanzten Breen unter mehrfarbigen Stroboskoplichtern zu basslastigen Beats, die wie der gedämpfte Puls einer eigenen Kultur klangen.
    Einige Ebenen höher wurde die Freude durch ein ernstes Ritual ersetzt. Hunderte von Breen-Bürgern aus einem Dutzend verschiedener Spezies hatten sich im Kreis versammelt. Jeder von ihnen hielt eine entzündete Kerze in der Hand und sang leise, während in ihrer Mitte ein verhüllter Körper auf einer Totenbahre lag.
    Die nächsten Ebenen des Komplexes waren relativ ruhig. Durch ein halb offenes Fenster hörte Bashir ein Kind weinen. Eine nicht ganz geschlossene Tür ermöglichte es ihm, einen Künstler zu erspähen, der gerade etwas auf eine Leinwand malte. Eine einsame männliche Gestalt ging vor einer Tür auf und ab und schien über einer schweren Entscheidung zu brüten.
    Da sie inzwischen hoch genug waren, um diesen verborgenen Sektor von Rasiuk gut einsehen zu können, schätzte Bashir, dass sich hier etwa zehntausend Personen auf zwanzig eng besiedelten Ebenen niedergelassen hatten. Dicker Rauch hing in der Luft, ein Nebenprodukt der primitiven Kochmethoden, der Etablissements, in denen Gruppen Wasserpfeifen rauchten, und dem nicht vorhandenen Zugang zum städtischen Abluftsystem. Er konnte nur hoffen, dass die Infrastruktur zur Wasserversorgung und Müllentsorgung besser organisiert war.
    Min hielt den Fahrstuhl an und öffnete das Gitter.
»Aussteigen.«
Bashir und Sarina verließen die Kabine, und Min schloss das Gitter und folgte ihnen. Bashir drehte sich erst in die eine und dann in die andere Richtung. Vor sich sah er eine verlassene Ebene mit winzigen Wohneinheiten, die so dicht nebeneinander lagen, dass dazwischen nichts anderes mehr Platz hatte. Min trat auf die offene Fläche hinaus.
»Hier entlang.«
    Er führte sie zu einer schlichten Einheit, drückte einige mit fremdartigen Symbolen markierte Knöpfe auf einer Tafel neben der Tür und machte einen Schritt zur Seite, als sie sich öffnete.
»Das ist es.«
    Es war ein einzelner Raum mit einem Bett, einer Komm-Einheit, einer Kochecke und einem Extrabereich, der Bashirs Vermutung nach das Bad beherbergte. Der ganzen Behausung fehlte es an Farbe und Persönlichkeit, sie war nur eine schlichte graue Schachtel mit dem Allernotwendigsten. Min ging zum Fenster und zog die Vorhänge zu.
    »Das ist perfekt«, stellte Bashir fest. »Vielen Dank.«
    Min reichte Sarina ein kleines Datengerät.
»Hier finden Sie die Codes für Ihre Tür und das Interkom sowie die Kennworte für den Haupteingang des Labyrinths für heute und

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