Nummer 28 greift ein Wir Kinder aus der Brunnenstraße
zu ihm hin und
suchte nach seiner Hand. Doch Fiede schüttelte sie ab. »Weshalb habt ihr euch denn gestritten, Melene und du?«, fragte er
Elmo kühl.
»Weshalb sollte ich nicht mit Melene streiten? Schließlich geht sie in meine Klasse. Und im Übrigen geht euch das nichts an.
Das war ... geschäftlich«, gab Elmo ebenso kalt zurück.
»Ach ja, geschäftlich, Elmo?« Gogo lachte höhnisch. »So wie die Geschäfte, die dein großer Bruder immer so macht?!«
Nadeshda schossen plötzlich mehrere Gedanken durch den Kopf. Es war ein einziges Durcheinander, in dem Nadeshda sich nicht
zurechtfand. Aber auch auf die Gefahr hin, dass Gogo und Fiede nie wieder einWort mit ihr sprechen würden, weil sie ihnen so vieles nicht erzählt hatte, beschloss sie, nicht mehr länger zu schweigen.
Sie musste Elmo einfach fragen: »Hatte euer Streit etwas mit Horsti zu tun? Hatte er damit zu tun, dass Horsti mich vorhin
angerufen hat und verzweifelt um Hilfe gebeten hat? Hatte euer Streit vielleicht damit zu tun, dass Horsti und Melene von
zu Hause weggelaufen sind?«
»Was? Horsti hat dich angerufen und um Hilfe gebeten?« »Und die beiden sind von zu Hause weggelaufen?«, riefen Fiede und Gogo
durcheinander. Während Elmo stotterte: ». .. weggelaufen? Aber ... aber warum? Ich ... ich hab das doch nicht ernst gemeint! Ich hätte es ihrer Mutter doch nie im Leben verraten!«
Alles zu spät
»
Was
hast du nicht ernst gemeint, Elmo?
Was
hättest du der Mutter von Melene und Horsti nie im Leben verraten?«
Eine ganze Weile war nichts zu hören. Dann seufzte Elmo schwer und sagte: »Jetzt ist ja eh alles egal. Da kann ich es euch
auch erzählen. Horsti hat geklaut. Parfüm. Für seine Mutter.«
»Horsti hat das Parfüm, das er seiner Mutter zum Geburtstag geschenkt hat,
geklaut
?« Nadeshda wollte es nicht glauben. Dabei hatte seine Mutter so stolz geklungen, als sie ihr und Fiede den Geburtstagstisch
mit Horstis Geschenk gezeigt hatte. »Seine Mutter hat uns erzählt, er hat es von seinem Taschengeld gekauft«, fuhr sie fort.
»Nee, das hat er geklaut. Hundertpro«, versicherte Elmo. »Dreimal dürft ihr raten, wer ihn dabei beobachtethat!« Er schien auch noch stolz darauf zu sein. Einen kurzen Moment war wieder Ruhe.
»Und dann hast du ihn erpresst«, hörte man Fiedes Stimme.
Wieder Stille. Elmo schwieg. Nadeshda war sich sicher, dass Fiede ins Schwarze getroffen hatte.
»Was hast du denn von ihm dafür verlangt, dass du es nicht seiner Mutter verrätst?«, bohrte Fiede weiter.
»Ach, nichts weiter . . .«, versuchte Elmo seine Tat herunterzuspielen. ». .. na ja, also, ... also ich hab ihm gesagt, wenn er mir fünfzig Euro gibt, dann würde ich die ganze Sache vergessen.«
Nun war alles klar! Das war also der Grund gewesen, weshalb Melene das Tandem geklaut hatte: Die fünfzig Euro sollte Elmo
bekommen, damit er ihren kleinen Bruder in Ruhe ließ!
»Und warum hast du das gemacht?«, wollte Gogo wissen.
»Weiß nicht«, gab Elmo kleinlaut zu. »Hab mich gelangweilt. Und außerdem hatte ich kein Taschengeld mehr. Und als ich Horsti
beim Klauen erwischt habe, hab ich mir gedacht, ich mach das mal so wie die im Fernsehen.«
Alle waren sprachlos. Nadeshda starrte in die Finsternis und hörte ihren eigenen Atem. Ihr Herz klopfte. Ihr war übel. Elmo
war gar nicht in sie verliebt, sondern ein verlogener mieser Kleine-Kinder-Erpresser.Nur dafür hatte sie Fiede belogen! Nur weil sie unbedingt mit Elmo zum Jahrmarkt wollte, hatte sie ihren Freunden nichts von
Horstis Anruf erzählt. Und das Schlimmste von allem: Sie hatte Horsti nicht geholfen, obwohl sie es ihm versprochen hatte.
Und selbst wenn Horsti und Melene noch in der Nähe waren und abends zum vereinbarten Treffpunkt am Dönerstand am Bahnhof Altona
sein würden, wie sollten sie selbst dahin kommen? Sie saßen hier eingesperrt von Elmos Bruder, dem Betrüger! Würden sie überhaupt
jemals wieder hier herauskommen?
Plötzlich wurde Nadeshda alles zu viel. Sie konnte nicht mehr. Sie hockte sich auf den Boden und begann, hemmungslos zu weinen
und wollte überhaupt nicht mehr damit aufhören. Irgendwann bemerkte sie, dass jemand sie tröstend am Arm streichelte. Fiede,
hoffte sie. Aber es war eine kleine klebrige Kinderhand.
»Gleich werden wir gerettet!«, versprach Poli-Kala und streichelte unermüdlich weiter.
Nadeshda schluchzte nur umso verzweifelter. »Gerettet? Wie soll denn das gehen?«
»Wollte ich euch doch
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