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Nur Blau - Roman

Nur Blau - Roman

Titel: Nur Blau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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und schleuderte ihn wild herum. Er stand vor ihr und schüttelte sich. Er hatte diese Ringe unter den Augen, er war blass.
    Geht es dir nicht gut. Du solltest dich besser hinlegen, wenn du mich fahren willst, sonst wird das nichts.
    Sie nahm den Teller, stellte ihn auf den überfüllten Tisch vor sich und deckte sich zu.
    Lass mich jetzt schlafen.
    Ming drehte ihm den Rücken zu und ließ ihn stehen, ihre Hand steckte in der Tasche und hielt den Scheck. Sie spürte den Taxifahrer in ihrem Rücken, wie er dastand und sie anstarrte. Sie hörte, wie sein Kopf zitterte, sie hörte, wie er ins Nebenzimmer ging und den Fernseher einschaltete. Kurz hörte sie eine Frauenstimme, dann steckte er den Kopfhörer an. Dann schlief sie ein.
    Ben versuchte es gar nicht. Wenn er in diesem Zustand war, gelang es ihm nie zu schlafen, all diese Bilder und Stimmen waren in seinem Kopf und kein Schütteln konnte sie vertreiben. Zwei Autorennen später weckte er sie. Er ging ganz nah zu ihrem Gesicht.
    Es ist sieben, ich habe gedacht, wir können los. Ich wollte dich eigentlich schon früher wecken. Ich konnte nicht schlafen. Ich habe dich beneidet. Wie selbstverständlich du geschlafen hast. Er flüsterte.
    Ming fuhr hoch, sie wusste sofort, wo sie war, sie griff nach dem Scheck. Sie fuhr sich über die fast nackte Haut auf ihrem Kopf. Sie spürte die klebrige Zunge in ihrem Mund. Ali hatte sie nicht gefunden. Der Taxifahrer hatte fettige Haare. Er war unrasiert, er stand vor ihr mit seinem blassen Gesicht, da waren diese blauen Ringe unter seinen Augen. Er wirkte noch genauso verwirrt wie vor Stunden. Er machte einen jämmerlichen Eindruck. Mehr noch. Sie war sich plötzlich unsicher, ob es eine gute Idee war, sich von ihm fahren zu lassen. Sie könnte in einen Zug steigen, aber Ali würde am Bahnsteig auf sie warten, er würde sie an den wenigen Haaren, die sie hatte, zurück in die Würstchenbude ziehen. Er würde auch am Flughafen auf sie warten, er würde überall auf sie warten. Und die Kröte würde auch da sein. Sie würde alles verlieren. Sie würde niemals verreisen. Sie würde bis an ihr Lebensende Würste verkaufen. Sie würde sich von ihm fahren lassen, sie würde in irgendeiner Stadt aussteigen und verschwinden. Sie würde das jetzt tun. Sie würde sich zur Bank fahren lassen und das Geld holen, sie würde mit dem Irren über die Autobahn fahren, dann über die Grenze, dann in ein neues Leben.
    Das in Deutschland war nicht gut genug.
    Hast du eine Zahnbürste für mich, fragte sie.
    Nein, sagte Ben.
    Fünf Minuten später saßen sie im Auto.
    Ben ließ sich von der Zentrale Auskunft geben, welche Bank bereits geöffnet hatte. Er fuhr los.
    Das war vor einer Stunde und vierundfünfzig Minuten.
    Herta und Olivier fuhren Richtung Zentrum.
    Olivier hatte kurz geschlafen. Herta hatte die weißen Streifen auf der Autobahn gezählt. Sie hatte sich an jede Berührung erinnert, die noch vor kurzem auf ihrer Haut gewesen war. Es war alles so neu plötzlich. Eine Tür war jetzt offen. Dieser Mann neben ihr machte es warm unter ihrer Haut. Sie hatte sich verliebt und sie hatte darauf bestanden. Herta war glücklich.
    Sie weckte Olivier, als sie von der Autobahn abfuhr, sie legte ihre Hand auf seinen Schenkel und ließ sie dort liegen, bis er die Augen aufmachte.
    Wir sind gleich da, flüsterte sie.
    Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie. Was sollen wir tun, wenn wir da sind. Wir können nicht einfach zu ihm gehen und fragen, ob das Bild echt ist, und wenn es echt ist wieder gehen. Er wird es zurückhaben wollen. Das wird nicht funktionieren, Herta.
    Irgendwie funktioniert das, sagte sie. Vorausgesetzt, er ist überhaupt zu Hause. Das Bild war im Müll, Olivier, du hast es gefunden, also gehört es dir.
    So einfach ist das nicht, Herta.
    Warum nicht, sagte sie. Wir fahren jetzt dorthin und finden es heraus. Mach dir keine Sorgen, Lieber, heute ist ein guter Tag.
    Olivier schaute auf den Tacho.
    Herta hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung.
    Ben fuhr zu schnell. Er hat sie nicht gesehen. Er hat nicht auf das Stoppschild geachtet. Herta kam von links. Ben fuhr einfach weiter. Die Straße gehörte ihm, es war seine Stadt, Stoppschilder waren lächerlich, unnötig. Herta sah ihn von rechts kommen, sie beschleunigte. Olivier presste seine Beine in den Teppich. Ben wäre in ihre rechte Seite gefahren, er hätte Olivier verletzt. Er hätte alles kaputtgemacht. Sie stieg aufs Gas.
    Ben nahm seine Blicke von Mings Schenkel, dann

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