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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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beneide. Wir verdanken dieser kleinen Insel soviel. Ich freue mich schon jetzt darauf, Cumménes Buch zu studieren. Aber zunächst will ich mich in diesen Brief vertiefen …»
    Schwester Fidelma neigte den Kopf.
    «Dann werde ich mich jetzt zurückziehen und Euch mit Euren Briefen alleine lassen.»
    Colmán hatte sich bereits über das Pergament gebeugt und schaute kaum auf, als Fidelma sich kurz verneigte und zur Tür hinausging.
     
    Draußen, in dem mit Steinplatten ausgelegten Kreuzgang, hielt Schwester Fidelma inne und lächelte in sich hinein. Trotz der Erschöpfung von der langen Reise war sie in einer seltsam erregten Stimmung. Noch nie zuvor hatte sie Irland verlassen, und jetzt hatte sie nicht nur die graue, stürmische See nach Iona überquert, sondern war durch Dál Riada und Rheged bis nach Northumbrien gereist und hatte in kürzester Zeit drei verschiedene Länder kennengelernt. Es gab so viel zu sehen und zu bedenken.
    Nun standen sie am Vorabend des mit Spannung erwarteten Disputs zwischen den Anhängern Roms und denen ihrer eigenen Kirche. Sie würde nicht nur Zeugin dieses wichtigen Ereignisses werden, sondern sollte auch selbst ihren Beitrag leisten. Das Bewußtsein, jetzt an diesem Ort dabeizusein, während Geschichte geschrieben wurde, war überwältigend. Wenn sie nicht unter dem großen Brehon Morann von Tara das Gesetz studiert hätte, wäre sie wohl Geschichtsgelehrte geworden, dachte Fidelma oft. Aber dann hätte Äbtissin Étain von Kildare sie gewiß nicht aufgefordert, sich der Mission anzuschließen, zu der sie auf Einladung Bischof Colmáns nach Streoneshalh aufgebrochen war.
    Étains Ruf hatte Fidelma auf einer Pilgerfahrt nach Armagh erreicht. Fidelma war überrascht gewesen, denn als sie die Abtei in Kildare verlassen hatte, war Étain noch nicht Äbtissin gewesen. Sie kannte Étain seit vielen Jahren, wußte, was für eine große Gelehrte und ausgezeichnete Rednerin sie war. Deshalb war sie ihr auch als einzig richtige Wahl als Nachfolgerin der verstorbenen Äbtissin erschienen. Fidelma erfuhr, daß Étain bereits auf dem Weg nach Streoneshalh war, und beschloß daher, zunächst zum Kloster Bangor und anschließend über die stürmische Meerenge nach Dál Riada zu reisen. In Iona hatte sie sich dann Bruder Taran und seinen Gefährten angeschlossen, die ebenfalls nach Northumbrien unterwegs gewesen waren.
    Außer Fidelma war nur noch eine Frau dabeigewesen: Bruder Tarans Landsmännin, die junge Schwester Gwid. Gwid war schlaksig und grobknochig, und ihre Hände und Füße waren viel zu groß, so daß sie auf den ersten Blick linkisch und unbeholfen wirkte. Dennoch schien sie stets darauf bedacht, es allen recht zu machen, und übernahm bereitwillig jede Aufgabe, mochte sie auch noch so stumpfsinnig sein. Erst später erfuhr Fidelma, daß Schwester Gwid nach ihrer Bekehrung zuerst in Iona und später in der Abtei von Emly studiert hatte, als Étain dort noch eine einfache Lehrerin gewesen war.
    Besonders gut kannte sie sich, wie Fidelma mit Erstaunen hörte, mit der griechischen Sprache und den Schriften der Apostel aus.
    Schwester Gwid vertraute Fidelma an, daß sie gerade auf der Heimreise nach Iona gewesen sei, als auch sie von Äbtissin Étain die Aufforderung bekommen habe, nach Northumbrien zu eilen und ihr während der Versammlung als Sekretärin zur Seite zu stehen. Gemeinsam schlossen sich Gwid und Fidelma daher auf der gefahrvollen Reise nach Süden der von Taran geführten Gruppe an.
    Die Reise mit Bruder Taran hatte Fidelmas Abneigung gegen die von den Pikten abstammenden Ordensbrüder bestätigt. Taran war sich seines guten Aussehens sehr bewußt und schrecklich eitel. Er erinnerte Fidelma an einen Bantamhahn, der sich ständig putzte und wichtigtuerisch herumstolzierte. Da er sowohl die Angeln als auch die Sachsen sehr gut kannte, stellte sie seine Fähigkeit, sie durch das feindliche Land zu führen, nicht in Frage. Als Mann jedoch fand sie ihn schwach und wankelmütig. In einem Augenblick versuchte er, die Menschen um sich herum zu beeindrucken, im nächsten erwies er sich – wie beim Zusammentreffen mit Wulfric – als zaghaft und feige.
    Fidelma schüttelte den Kopf. Die Reise mit Taran lag hinter ihr. Jetzt gab es anderes zu bedenken. Neue Erlebnisse, neue Eindrücke, neue Menschen.
    «Oh!» rief sie erschrocken, als sie um eine Ecke bog und mit einem jungen Mönch zusammenstieß.
    Nur die Tatsache, daß er sie mit starken Händen auffing, rettete sie davor,

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