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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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kennengelernt?»
    Fidelma schüttelte den Kopf. «Ich bin selbst erst vor einer Stunde angekommen», erklärte sie.
    Étain verzog mißbilligend das Gesicht.
    «Athelnoth wurde von König Oswiu und dem Bischof von Northumbrien geschickt, um mich zu begrüßen und nach Streoneshalh zu begleiten. Seine Abneigung gegen die irischen Lehren und unseren Einfluß in Northumbrien trug er allerdings so offen zur Schau, daß es manchmal schon fast beleidigend war. Er ist als Priester ordiniert, aber von Rom vollkommen eingenommen. Einmal mußte ich sogar einen unserer Brüder zurückhalten, Athelnoth zu verprügeln, so unverblümt ist er über unsere Liturgie hergezogen.»
    Fidelma zuckte achtlos die Achseln.
    «Soweit ich gehört habe, ruft die Debatte über unsere Gebräuche überall Spannung und Streit hervor. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß die unterschiedliche Datierung des Paschafests die Gemüter so erhitzen kann …»
    Étain grinste.
    «Du wirst dich daran gewöhnen müssen, es als Ostern zu bezeichnen.»
    Fidelma runzelte die Stirn.
    «Ostern?»
    «Ja. Die Sachsen haben die meisten unserer Lehren übernommen, doch was das Paschafest betrifft, bestehen sie darauf, es nach Eostre, ihrer heidnischen Gottheit der Fruchtbarkeit, zu benennen, deren Fest auf die Tagundnachtgleiche im Frühling fällt. Es gibt in diesem Land noch vieles, was heidnisch ist. Du wirst feststellen, daß die Menschen noch ihren alten Göttern und Göttinnen folgen und daß ihre Herzen mit Krieg und Haß angefüllt sind.»
    Äbtissin Étain erschauderte.
    «Ich empfinde vieles hier als bedrückend, Fidelma. Als bedrückend und bedrohlich.»
    Fidelma lächelte beruhigend.
    «Wo widersprüchliche Ansichten bestehen, kommt es immer zu Spannungen unter den Menschen. Ich glaube nicht, daß wir uns Sorgen zu machen brauchen. Während des Disputs werden sich alle mächtig in die Brust werfen. Wenn wir jedoch erst einmal eine gemeinsame Lösung gefunden haben, wird alles vergeben und vergessen sein.» Sie hielt inne. «Wann soll die Debatte beginnen?»
    «König Oswiu und sein Gefolge werden nicht vor morgen mittag hier eintreffen. Äbtissin Hilda hat mir gesagt, daß sie, wenn alles nach Plan verläuft, die Versammlung am späten Nachmittag eröffnen wird. Bischof Colmán hat mich gebeten, für unsere Kirche die Eröffnungsrede zu halten.»
    Einen Augenblick lang glaubte Fidelma, im Gesicht der Äbtissin Angst zu lesen.
    «Macht dir das Sorgen, Étain?»
    Étain lächelte und schüttelte den Kopf.
    «Nein. Wie du weißt, liebe ich Streitgespräche. Außerdem habe ich hervorragende Beraterinnen – so wie dich.»
    «Das erinnert mich an Schwester Gwid», erwiderte Fidelma. «Wir sind zusammen gereist. Ein ausgesprochen kluges Mädchen, obwohl man das auf den ersten Blick gar nicht glauben möchte. Gwid sagte mir, du hättest sie zu deiner Sekretärin und Dolmetscherin berufen.»
    Für den Bruchteil einer Sekunde erschien ein seltsamer Ausdruck auf Étains Gesicht, den Fidelma nicht recht zu deuten vermochte.
    «Die junge Gwid kann manchmal recht lästig sein. Unsicher und viel zu unterwürfig. Aber sie hat ausgezeichnete Griechischkenntnisse, obwohl ich hin und wieder den Eindruck habe, daß sie zuviel Zeit damit verbringt, für die Gedichte Sapphos zu schwärmen, anstatt die Schriften der Apostel zu studieren.» Sie hielt inne und zuckte mit den Schultern. «Ja, ich habe fähige Beraterinnen. Und doch habe ich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Ich glaube, es liegt an der feindseligen Stimmung, die ich bei den Mitgliedern der römischen Fraktion verspüre. Bei Agilbert dem Franken zum Beispiel, der viele Jahre in Irland studiert hat, sich aber inzwischen zu Rom bekennt, und bei Wilfrid, der sich sogar weigerte, mich zu begrüßen, als Äbtissin Hilda uns einander vorgestellt hat …»
    «Wilfrid? Wer ist das? Ich kann mir diese sächsischen Namen so schwer merken.»
    Étain seufzte. «Das ist der junge Mann, der die römische Fraktion hier in Northumbrien anführt. Ich glaube, er ist der Sohn eines Edelmanns und gilt als äußerst jähzornig. Er war in Rom und Canterbury und wurde von Agilbert in den Glauben eingeführt und später auch zum Priester geweiht. Der Unterkönig von Deira hat ihm Kloster Ripon übergeben, nachdem er zwei unserer eigenen Glaubensbrüder, die Äbte Eata und Cuthbert, dort vertrieben hatte. Dieser Wilfrid scheint unser ärgster Feind zu sein, ein hitzköpfiger Verfechter der römischen Lehre.» Étain

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