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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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seufzte. «Ich fürchte, wir haben hier viele Feinde.»
    Schwester Fidelma sah plötzlich wieder das Gesicht des jungen sächsischen Mönchs vor sich, mit dem sie im Hof des Klosters zusammengestoßen war.
    «Und doch sind uns gewiß nicht alle, die Rom unterstützen, auch feindlich gesonnen?»
    Die Äbtissin lächelte nachdenklich.
    «Vielleicht hast du recht, Fidelma, und ich habe einfach nur Herzklopfen vor Aufregung.»
    «Vieles hängt morgen von deiner Eröffnungsrede ab», stimmte Fidelma zu.
    «Es gibt da noch etwas …» Étain zögerte.
    Fidelma wartete geduldig und betrachtete aufmerksam das Gesicht der Äbtissin. Offenbar fiel es ihr schwer, die richtigen Worte zu finden.
    «Fidelma», platzte sie schließlich heraus, «ich werde heiraten.»
    Fidelmas Augen weiteten sich, aber sie sagte nichts. Priester, selbst Bischöfe, waren verheiratet, und auch Nonnen und Mönche, ob sie nun in Doppelhäusern lebten oder nicht, konnten nach dem Brehon-Gesetz verehelicht sein. Bei Äbten und Äbtissinnen war dies jedoch etwas anderes, denn ihr Amt war meist an den Zölibat gebunden. So war es auch in Kildare. Nach irischer Sitte wurde der Nachfolger oder coarb des Gründers stets aus seiner Verwandtschaft gewählt. Da Äbte und Äbtissinnen keine unmittelbaren Nachfahren hatten, hielt man meist in einem anderen Zweig der Familie nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger Ausschau. Wenn sich im Kreise der weiteren Verwandtschaft kein Geistlicher fand, der einer solchen Stellung würdig gewesen wäre, wurde ein weltliches Mitglied der Familie zum coarb gewählt. Étain war mit der Familie Brigits von Kildare verwandt.
    «Du müßtest Kildare aufgeben und wieder eine gewöhnliche Ordensschwester werden», stellte Fidelma fest.
    Étain nickte. «Auf der langen Reise nach Streoneshalh hatte ich Gelegenheit, gründlich darüber nachzudenken. Mit einem Fremden zusammenzuleben, wird nicht einfach sein, vor allem, nachdem ich so lange allein war. Doch bei meiner Ankunft war mir klar, daß ich fest dazu entschlossen bin. Wir haben bereits die Verlobungsgeschenke ausgetauscht. Die Sache ist entschieden.»
    Fidelma ergriff die Hände ihrer Freundin und drückte sie fest.
    «So will ich mich mit dir freuen, Étain, vor allem darüber, daß du dir so sicher bist. Wer ist denn dieser Fremde?»
    Étain lächelte scheu.
    «Wenn ich es auch nur einem Menschen anvertrauen könnte, Fidelma, dann ganz gewiß dir. Aber ich bin fest entschlossen, das Geheimnis zu hüten, bis die Debatte vorüber ist. Nach der großen Versammlung sollst du es erfahren, wenn ich meinen Verzicht auf Kildare erkläre.»
    Immer lauter werdendes Geschrei unter dem Fenster ihres cubiculum lenkte sie ab.
    «Was um alles in der Welt ist da los?» fragte Schwester Fidelma und runzelte mißbilligend die Stirn. «Vor der Klostermauer scheint eine Rauferei im Gange zu sein.»
    Äbtissin Étain seufzte.
    «Seit meiner Ankunft habe ich schon viel zu viele Raufereien zwischen unseren Glaubensbrüdern und den Anhängern Roms mit ansehen müssen. Wahrscheinlich geht es wieder um unsere unterschiedlichen Auffassungen. Daß sich erwachsene Männer nicht anders zu helfen wissen, als zu persönlichen Beleidigungen und tätlichen Angriffen Zuflucht zu nehmen, nur weil sie über die Auslegung des Wortes Gottes uneins sind! Es ist traurig, daß unterschiedliche Antworten auf Glaubensfragen zu solchen Feindseligkeiten führen.»
    Schwester Fidelma ging zum Fenster und schaute hinaus.
    Unten stand ein Bettler, umringt von einer Menschenmenge. Nach der Kleidung zu urteilen, waren die meisten von ihnen Bauern, obgleich einige von ihnen das braune Habit der Mönche trugen. Sie schienen den ärmlich gekleideten Bettler zu verhöhnen, der mit heiserer Stimme ihre Spötteleien zu übertönen versuchte.
    Schwester Fidelma hob die Augenbrauen.
    «Der Bettler scheint ein Landsmann von uns zu sein», sagte sie.
    Äbtissin Étain trat zu ihr ans Fenster.
    «Bettler haben oft viel Hohn und Spott zu ertragen.»
    «Hör doch nur, was er sagt.»
    Die beiden Frauen lauschten angestrengt, um die heiseren Worte des Bettlers zu verstehen.
    «Ich sage euch, morgen wird sich die Sonne am Himmel verfinstern, und dann wird Blut den Boden von Streoneshalh beflecken. Nehmt euch in acht! Ich habe euch gewarnt! Ich sehe Blut fließen in den Mauern dieser Abtei!»
     

IV
     
    Das Geläut der großen Glocke kündete davon, daß die Eröffnung der Synode unmittelbar bevorstand. Wenigstens, überlegte Schwester

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