Nur Der Tod Kann Dich Retten

besser, wenn du zu meinem Vater gehst.«
    »Ich hab eine bessere Idee.«

    »Und die wäre«
    »Du könntest die Wunden küssen. Davon wird es bestimmt besser.«
    Megan blieb fast die Luft weg.
    »Das hat meine Mutter immer gemacht, als ich klein war«, fügte er kleinlaut hinzu.
    Megan sagte nichts. Was für ein Spiel spielte er? Hatten er und Tanya diesen Plan gemeinsam ausgeheckt? Küss sie, servier sie ab, rede drei Tage nicht mit ihr und guck dann, ob sie dumm genug ist, sich noch mal küssen zu lassen? Und hatten sie bei ihrem letzten Zusammensein nicht auch über seine Mutter gesprochen, direkt bevor er sie allein im Park hatte stehen lassen? »Was soll das?«, hörte sich Megan fragen.
    »Was meinst du?«
    »Du weißt, was ich meine«, platzte Megan heraus und konnte auch den folgenden Wortschwall nicht mehr bremsen. »Seit der Totenwache hast du keine zwei Worte mit mir geredet, und nun machst du auf einmal einen auf Turteltäubchen.« Turteltäubchen, wiederholte sie stumm. Turteltäubchen ? Woher kam dieser antiquierte Ausdruck nun wieder?
    »Turteltäubchen?«, fragte auch Greg verwundert.
    »Ich bin mir saudämlich vorgekommen, nachdem du mich im Park einfach hast sitzen lassen.«
    »Ich weiß«, gab er nach einer kurzen Pause zu.
    »Warum hast du das gemacht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen, du weißt es nicht? Erst ist alles ganz toll, und dann redest du plötzlich nicht mehr mit mir? Warum?«
    »Weil ich ein Idiot bin. Vermutlich hat mein Dad Recht.«
    Megan schüttelte den Kopf. »Nein, so leicht kommst du mir nicht davon.« Daraufhin entstand eine lange Pause, in der Megan schon fürchtete, sie hätte alles kaputtgemacht und Greg würde jeden Moment aufstehen und wieder weggehen. Was würde sie dann tun? Ihm nachlaufen? Oder sich zu ihrem Glück gratulieren und ihm ungerührt nachblicken?

    »Du hast mir Angst gemacht«, sagte er unerwartet.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Wie habe ich dir denn Angst gemacht? Was habe ich getan?«
    »Es ist eher das, was du nicht getan hast.«
    »Und was habe ich nicht getan?«
    »Du hast mich nicht wie einen blöden Muskelprotz behandelt, der so beschränkt ist, dass er seinen eigenen Arsch nicht erkennt.«
    »Weil du das nicht bist.«
    »Genau das meine ich ja.«
    »Also jetzt komme ich endgültig nicht mehr mit.«
    »Genau davor hatte ich Angst.«
    »Wovor?«
    »Dass du nicht mitkommst.«
    In Megans Kopf wirbelte alles wie wild durcheinander. »Was redest du? Du warst doch derjenige, der abgehauen ist.«
    »Präventivschlag. Nennt man das nicht so?«
    »Du hattest Angst, dass ich dich abservieren könnte, also hast du mich vorher abserviert. Versuchst du mir das zu sagen?«
    »Das war wohl ziemlich blöd.«
    »Ziemlich feige. Du hast mir nicht mal eine Chance gelassen.«
    »Dein Glück.«
    »Warum?«
    »Weil ich dich verführen wollte.«
    »Was?« Nie zuvor hatte jemand davon gesprochen, sie zu verführen, und es gab Megan das Gefühl, erwachsen zu sein.
    »Du hast mich schon verstanden. Ich hatte es seit dem Nachmittag in der Aula vorgehabt. Ich dachte, du wärst reif.«
    Megan versuchte, empört zu sein, aber in Wahrheit fühlte sie sich geschmeichelt. Und erregt. »Und was hat dich davon abgehalten?«

    »Du. Die Art, wie du dich mir entgegengestellt hast, mir gesagt hast, dass ich mich bremsen soll und dass ich dich erst kennen lernen müsste, und dass du mich erst kennen lernen wolltest. Und ehe ich weiß, was los ist, reden wir über meine Mutter und Sachen, über die ich nie rede. Das hat mich nachdenklich gemacht.« Er grinste. »Und ich denke nicht gerne nach. Ist nicht so meine Sache.«
    Megan lächelte auch, bevor sie eilig wieder die Stirn runzelte. »Und stattdessen hast du dich also an Tanya rangemacht.«
    »Tanya? Auf keinen Fall. Das hatten wir schon. Wir sind bloß gute Freunde.«
    Gott sei Dank, dachte Megan. »Weiß sie das auch?«
    »Ja. Sie macht dir bloß Stress, weil du die Rolle der Kate gekriegt hast.«
    Und was jetzt, fragte Megan sich und rutschte ein Stückchen näher zu ihm. »Du wolltest mich also wirklich verführen?«
    »Und ob. Du warst fällig.«
    »Und wie genau wolltest du das anstellen?«
    Ein listiges Lächeln breitete sich über sein Gesicht und drohte seine Lippe erneut aufzureißen. »Zunächst einmal wollte ich dich hier berühren.« Er strich mit einem Finger über ihren Hals.
    Megan spürte ein Kribbeln die gesamte Wirbelsäule hinab.
    »Und dann wollte ich dich seitlich auf den