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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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etwas mit ihrem verfrühten Aufbruch von Lianas Totenwache im Park zu tun hatte.
    Die Erinnerung an Liana rief auch Gedanken an ihren Tod wach und führte dann zurück zu Greg Watt. Greg und Liana waren in derselben Clique gewesen. Niemand hätte sich irgendetwas dabei gedacht, wenn er die beiden zusammen gesehen hätte. Außerdem hatte Greg zu dem kleinen Suchtrupp gehört, der ihre Leiche entdeckt hatte. Und gestern Abend war er nach Fionas angeblichem Verschwinden bei Cal Hamilton gewesen. Er war bestimmt kräftig genug, zwei ahnungslose Frauen zu überwältigen, selbst wenn sie sich gewehrt hätten. Und woher stammten die Platzwunden in
seinem Gesicht? Sandy blieb wie angewurzelt stehen. Was dachte sie da? Glaubte sie wirklich, dass Greg dazu fähig war, einen Mord zu begehen? »Das ist doch Irrsinn«, murmelte sie. »Absolut lächerlich.«
    »Meine Mutter hat immer gesagt, wenn sie mit einem intelligenten Menschen reden wollte, würde sie Selbstgespräche führen«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Sandy drehte sich langsam um. »Mr. Fromm«, begrüßte sie den schlaksigen Direktor der Schule. Er war etwa fünfzig Jahre alt, gut über 1,80 Meter groß und trug beim Gehen sein ganzes Gewicht auf dem Fußballen und den Zehen, sodass er immer so aussah, als würde er jeden Moment vornüberfallen. Sandy vermutete, dass das die Folge einer Jugend war, die er auf der Suche nach der perfekten Welle auf einem Surfbrett auf den Ozeanen der Welt verbracht hatte. Das wirr über seine Glatze drapierte, sonnengebleichte Haar verstärkte den Gesamteindruck eines dauerbekifften Surfers, genauso wie seine Vorliebe für zu große Hawaiihemden. Heute trug er ein Shirt mit rot-orangefarbenem Blumenmuster. Sandy konnte sich kaum erinnern, den Mann je mit Jackett und Krawatte gesehen zu haben. »Wie geht es Ihnen?«
    »Wunderbar. Und Ihnen?«
    »So weit gut, vielen Dank.«
    » So weit gut?«, fragte er und gab den drei Wörtern einen völlig anderen Dreh. »Ich habe gehört, dass Sie eine schwierige Zeit durchgemacht haben.«
    »Nun, es war für uns alle nicht leicht.«
    »Das ist wahr. Schreckliche Geschichte«, fügte er hinzu und blickte von einer Seite zur anderen, als fürchtete er, von einer unerwarteten Welle überspült zu werden. »Nun, wenn Sie irgendwas brauchen...«
    »Vielen Dank.« Sandy bemerkte das kurze Aufflackern in den schläfrigen grauen Augen des Direktors, als wäre ihm plötzlich bewusst geworden, dass sie auf sein Angebot zurückkommen könnte.

    »Gut, also dann...«, sagte er schon halb im Gehen.
    Sandy ging den Flur hinunter zu Ritas Zimmer. Sie wollte ihre Freundin auf Brian ansprechen, der am Vormittag den Englischunterricht geschwänzt hatte. Aber die Tür war abgeschlossen. Rita war offensichtlich schon gegangen. Sandy fand es merkwürdig, dass sie den ganzen Tag nicht miteinander geredet hatten, vor allem nach Ritas verzweifeltem Anruf am Abend zuvor, und sie fragte sich, ob Rita vielleicht verlegen war. Oder sie hatte herausbekommen, dass Sandy den Sheriff in die Sache eingeweiht hatte, und war jetzt wütend auf sie. Vielleicht nahm sie es ihr auch immer noch ein bisschen übel, dass sie sie am Samstagabend hatte sitzen lassen. Sandy beschloss, sie später anzurufen oder auf dem Nachhauseweg vielleicht sogar kurz bei ihr vorbeizuschauen.
    Sie machte kehrt und warf im Vorbeigehen erneut einen Blick auf die geschlossene Aula. Kurz vor dem Eingang hörte sie, wie hinter ihr eine Tür geöffnet wurde und Schritte sich in ihre Richtung bewegten. Als sie sich umdrehte, sah sie Delilah Franklin, die mit überraschender Geschwindigkeit und Anmut den Gang hinunterrannte.
    »Hallo, Mrs. Crosbie.«
    »Delilah«, erwiderte Sandy, als das Mädchen vor ihr stand. »Irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Nein. Mr. Lipsman hat nur gerade gemerkt, dass er irgendwelche Noten zu Hause vergessen hat, die er so schnell wie möglich braucht. Ich habe mich freiwillig gemeldet, sie zu holen.« Sie präsentierte seinen Hausschlüssel.
    »Wohnt er in der Nähe.«
    »Drüben bei der Admiral Road.«
    »Admiral Road?« Sandy versuchte vergeblich, die Straße irgendwie einzuordnen. »Ist das nicht ziemlich weit weg?«
    »Ja, schon irgendwie.«
    »Bist du mit dem Wagen hier?«
    Delilah schüttelte den Kopf. »Der gehört meiner Mutter, und sie braucht ihn heute.«

    Sandy bemühte sich, sich bei der Erwähnung von Delilahs Mutter keinerlei Unbehagen anmerken zu lassen. Langsam werde ich richtig gut, dachte sie, als sie das leichte Zucken

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