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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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im Mundwinkel spürte.
    »Außerdem sagt meine Großmutter immer, die Bewegung würde mir guttun.«
    »Ich kann dich doch fahren«, bot Sandy an und fragte sich, was mit ihr los war. Höflichkeit war eine Sache, Dummheit eine andere. Gut, sie war Delilahs Lehrerin und damit in gewissem Maße auch für ihr Wohlbefinden verantwortlich. Aber musste sie unbedingt extra nett zu der Tochter der Frau sein, die ihr ihren Mann abspenstig gemacht hatte? Hoffte sie, dass ihre Großzügigkeit Ian zu Ohren kommen würde, dass er sie in einem neuen schmeichelhafteren Licht sehen, es sich anders überlegen und zu ihr zurückkommen würde? Oder zögerte sie bloß, in ein leeres Haus zurückzukehren?
    Theoretisch war das Haus auch gar nicht leer. Tim war bestimmt da, hatte sich aber wahrscheinlich mit seinem Computer und seinen Videospielen in seinem Zimmer verschanzt und war deshalb in puncto Gesellschaft kein großer Gewinn. Und wenn Megan von der Probe heimkam, würde sie ihrer Mutter vermutlich aus dem Weg gehen und bestimmt nicht über irgendwas reden wollen, damit das Gespräch auf gar keinen Fall auf Greg Watt kommen konnte. Sandy ahnte, dass nicht einmal Rita begeistert sein würde, sie zu sehen, wenn sie unangekündigt hereinschneite. Wenn sie also noch eine Weile Chauffeursdienste für Delilah leistete, würde ihr das nur helfen, ihre Einsamkeit ein wenig zu vergessen.
    »Das wäre toll«, sagte Delilah begeistert. »Macht es Ihnen auch ganz bestimmt nichts aus?«
    Sandy zuckte die Achseln und führte Delilah zu ihrem weißen Camry auf dem Lehrerparkplatz.
    »Schicker Wagen«, sagte Delilah, als sie den Sicherheitsgurt über ihre Brust zerrte.
    »Langsam wird er alt und klapprig«, erwiderte Sandy. Bei
seinem Auszug hatte Ian den silbernen Jaguar mitgenommen. Sie hatte nicht protestiert. Das verdammte Ding war sowieso öfter in der Werkstatt als auf der Straße. »Aber er läuft immer noch super. Sehr verlässlich«, sagte sie und dachte, dass sie so auch sich selbst beschreiben könnte.
    »Sehr bequem.«
    »So bin ich«, sagte Sandy und bog auf die Straße.
    »Was?«
    »Wo bin ich?«, verbesserte sich Sandy hastig. »Ich weiß nicht genau, ob ich den Weg kenne.«
    »Biegen Sie an der Ecke rechts ab«, wies Delilah sie an. »Und dann immer geradeaus bis zum Citrus Grove und wieder rechts.«
    Sandy folgte der Wegbeschreibung und holte auf der New School Road ihre riesige Sonnenbrille aus ihrer Handtasche. Obwohl theoretisch Berufsverkehr herrschen sollte, waren nur wenige Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. »Heute war es ziemlich heiß«, sagte sie, weil man bei einer Unterhaltung über das Wetter nichts falsch machen konnte.
    »Es wird langsam wärmer«, stimmte Delilah ihr zu. »Aber ich hab es eigentlich ganz gern, wenn’s kalt ist.«
    »Ja? Ich auch.« Selbst ohne den Kopf zu wenden, konnte Sandy das Lächeln sehen, das sich auf Delilahs rundem Gesicht ausbreitete, als hätte sie ihr gerade das größtmögliche Kompliment gemacht. »Du siehst nett aus heute«, fügte sie hinzu und beobachtete, wie das Strahlen sich bis zu Delilahs Ohren ausdehnte. Nicht ganz wahr, aber auch nicht direkt gelogen. In Wahrheit sah Delilah annehmbar aus. Nicht mehr und nicht weniger. Sie hatte ein weißes T-Shirt und eine locker sitzende Jeans an, ihr Haar war ordentlich gekämmt und an den Seiten mit Klammern hochgesteckt. Sie trug kein Make-up, ihre Haut war rein, und ihre Augen leuchteten.
    »Kann ich Ihnen was erzählen?«, fragte Delilah und fuhr fort, bevor Sandy Gelegenheit hatte zu antworten. »Ich mache eine Diät.« Sie verdrehte die Augen, als ob ihr das Geständnis
peinlich wäre. »Meine Mom hat mir einen wirklich hübschen Pulli gekauft, aber er ist ein bisschen zu eng, und ich habe mir vorgenommen abzunehmen, damit ich ihn tragen kann.«
    »Das ist sehr lobenswert. Aber mach schön langsam. Man sollte höchstens ein Kilo pro Woche abnehmen.«
    »Wirklich? Das ist aber nicht sehr viel.«
    »Nein. Aber es summiert sich. Wenn man ein Kilo pro Woche abnimmt, sind das in einem Jahr schon über fünfzig. Nicht, dass du fünfzig Kilo abnehmen müsstest«, fügte sie eilig hinzu.
    »Ich hatte an zehn, zwölf gedacht. Weiter geradeaus«, sagte sie, als Sandy vor einer Ampel abbremste.
    »Das ist mehr als genug.«
    »Bei einem Kilo pro Woche müsste ich das in drei Monaten schaffen.«
    »Genau. Und die Chance, dass du dein Gewicht hältst, ist viel größer, wenn du langsam abnimmst.«
    »Sie hatten wohl nie ein Problem mit Ihrem

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