Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
Vom Netzwerk:
Sie besaß noch nicht einmal Zimmerpflanzen.
    Mit einem tiefen Seufzer ließ Haley sich hinters Lenkrad sinken und fragte sich, was sie sich davon erhofft hatte hierherzukommen.
    Als sie den Motor anließ und losfuhr, fiel ihr ein, dass sie Monicas Nachbarn gar nicht kannte. Früher, als Kind, hatte sie alle Leute in der Straße gekannt. Aber die meisten von ihnen waren entweder gestorben oder weggezogen. Heute wohnten andere Familien in den gepflegten Häusern.
    Die paar Male, die Haley ihre Schwester hier besucht hatte, war sie nicht lange genug geblieben, um mit der Nachbarschaft in Kontakt zu kommen.
    In einigen Häusern brannte Licht, wie um die hereinbrechende Dunkelheit abzuwehren. Bald würden sich die Familien zum Abendessen versammeln. Haleys Magen knurrte, und ihr fiel ein, dass sie seit gestern nichts gegessen hatte.
    Irgendwie kam es ihr unanständig vor, jetzt an Essen zu denken, da ihre Schwester tot war. Aber sie musste nun einmal Nahrung zu sich nehmen. Es gab so vieles, worum sie sich kümmern, so vieles, was sie tun musste. Zum Beispiel brauchte sie dringend Schlaf.
    Außerdem musste sie sich überlegen, wie es mit Molly weitergehen sollte, musste die Zukunft planen. Eigentlich war Haley eher der spontane Typ, impulsiv und ohne Furcht vor den Konsequenzen ihres Tuns. Aber jetzt durfte sie nicht mehr nur an sich selbst denken. Alles, was sie tat, wirkte sich auch auf einen anderen Menschen aus.
    Wenn sie etwas gegessen hatte, würde sie sich vielleicht nicht mehr so überfordert fühlen. Wenn sie ausgeschlafen war, würde sie sich vielleicht nicht mehr so vor dem fürchten, was ihr bevorstand.
     
    »Und wie ist sie so?« Frank Marcelli biss in seinen Cheeseburger Deluxe und nahm eine Pommes aus der Schachtel vor ihm auf dem Tisch.
    Owen Tolliver runzelte nachdenklich die Stirn. Er und sein Partner saßen im Pausenraum des Polizeireviers, und ihr Abendessen bestand wieder einmal aus Fast Food.
    Von jedem Mordfall, an dem er gearbeitet hatte, wusste Owen noch, wovon Frank und er sich während der Ermittlungen ernährt hatten. Bei der neunzehnjährigen Sasha Wilkins, die vergewaltigt und ermordet worden war, war es Pizza von Pizza Hut gewesen. Bei der zweiundachtzigjährigen Velma Burke, die man zu Tode geprügelt hatte, chinesisches Essen. Und bei Monica Ridge lief es auf Big Bill’s Burgers hinaus.
    »Sie hat Angst, und sie trauert.« Tolliver wühlte in dem Papierstapel auf dem Tisch und zog ein Blatt heraus. »Haley Lambert, zweiunddreißig Jahre alt. Ledig, nie verheiratet gewesen. Keine Vorstrafen. Lebt in Las Vegas und arbeitet als Barkeeperin in Joey’s Lounge am Strip. Sie lebt seit mehreren Jahren in Vegas und hatte verschiedene Jobs. Davor war sie in Chicago, Atlantic City und Reno.«
    Tolliver legte das Blatt Papier aus der Hand und lehnte sich zurück. »Sie ist hübsch. Blond, gute Figur, große Ähnlichkeit mit ihrer Schwester. Außerdem scheint sie im Moment ziemlich überfordert zu sein.«
    »Wird sie uns mit Molly weiterhelfen können?«
    »Das hoffe ich«, sagte Tolliver mit Nachdruck. »Wie es aussieht, ist Molly unsere einzige Hoffnung.«
    Frank Marcelli schob seinen halb gegessenen Burger zur Seite. Seine braunen Augen verdüsterten sich, und er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Monica war eine großartige Frau, eine wundervolle Mutter. Ich wünschte, es gäbe irgendeine Erklärung.« Er brach ab, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
    Frank schien diesen Fall schwerer zu nehmen als alle anderen Fälle, an denen sie gemeinsam gearbeitet hatten, aber Tolliver konnte den Kummer seines Partners verstehen. Monica Ridge war seine unmittelbare Nachbarin gewesen. Seine beiden Kinder spielten oft mit Molly Ridge. Tolliver hatte Marcelli vorgeschlagen, dass er vielleicht besser nicht an dem Fall arbeiten sollte, aber Marcelli hatte darauf bestanden.
    »Heute Nacht bin ich schweißgebadet aufgewacht, Tolly«, sagte Frank Marcelli jetzt. »Ich habe mich dauernd gefragt, warum Monicas Haus? Warum nicht meins? Warum nicht das Haus auf der anderen Straßenseite? Ich musste aufstehen und mich vergewissern, dass es meinen Kindern gutgeht.« Er sah Tolliver an. »Dass sie sich nicht in Panik unter ihren Betten versteckt haben.«
    Tolliver verstand Franks Ängste nur zu gut. Der Tod hatte an die Tür des Nachbarhauses geklopft. Es war nur natürlich, dass man in so einer Situation fürchtete, er könne auch an die eigene Tür klopfen.
    »Ich gehe immer noch

Weitere Kostenlose Bücher