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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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Rollstuhl und hatte seiner Frau nicht helfen können. Alles, was er hatte tun können, war, sich aus dem Rollstuhl fallen zu lassen und Margret in den Armen zu halten, während er auf die Polizei wartete.
    Der Täter, ein Jugendlicher aus der Nachbarschaft, wurde gefasst. Bei der Vernehmung war er zusammengebrochen und hatte unter Tränen alles gestanden. Er hatte niemanden verletzen wollen, das bewahrte ihn jedoch nicht vor einer Gefängnisstrafe.
    Zwei Fälle in dreißig Jahren. Zwei von unzähligen, die Tolliver gepackt und nie mehr ganz losgelassen hatten. Und nun fürchtete er, dass dieser Fall der dritte werden könnte.

[home]
    5
    S ie rannte. Ihr Atem ging stoßweise, und sie hatte fürchterliche Seitenstiche. Sie rannte, so schnell sie konnte. Ihre Beine kämpften verzweifelt, während die Angst von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff. Ihre Lungen brannten, ihre Muskeln verkrampften sich. Lauf!
    Sie konnte den Kopf nicht drehen. Sie weigerte sich, nach hinten zu sehen, so sehr fürchtete sie sich vor dem, was sie entdecken würde, vor dem, was hinter ihr her war. Sie wusste nur, wenn es sie einholte, war ihr Leben zu Ende.
    Lauf, Haley, lauf!
    Als sie aufwachte, schoss sie mit wild pochendem Herzen im Bett hoch und rang nach Luft. Während sie ihre Beine mühsam aus einem Gewirr von Laken befreite, schweifte ihr panischer Blick durch den halbdunklen Raum.
    Ein schwacher Lichtschein fiel aus dem Bad, beleuchtete billige Möbel und half Haley, sich zu orientieren, während der Alptraum verblasste.
    Das Lazy Ray’s. Sie war in einem Zimmer des Lazy Ray’s Motels, und ihre Schwester war tot. Haley sank auf das Kissen zurück und wartete darauf, dass ihr Atem sich normalisierte.
    Es war nicht das erste Mal, dass sie dieser Alptraum heimsuchte, doch er beunruhigte sie jedes Mal aufs Neue. Und jedes Mal brachte sie nicht den Mut auf, sich umzusehen, um herauszufinden, wovor sie weglief.
    Haley war heilfroh, dass sie die Bar am Abend nicht aufgesucht hatte. Es war schon deprimierend genug, in diesem Zimmer mit den abgewetzten Möbeln und dem verschlissenen Veloursteppich aufzuwachen. Ein höllischer Kater hätte das Ganze unerträglich gemacht.
    Auf der Uhr neben dem Bett sah Haley, dass es kurz vor sieben war. Wie gern wäre sie wieder eingeschlafen, wie gern wäre sie vor all den Fragen geflohen, die der Tag unweigerlich bringen würde.
    Doch so fest sie die Augen auch zusammenkniff, sie fand keinen Schlaf mehr. Sie kroch aus dem Bett und tapste ins Bad, um sich eine schöne heiße Dusche zu gönnen.
    Die Dusche war weder schön noch heiß. Im Lazy Ray’s war heißes Wasser offenbar ein seltener Luxus. Haley stellte sich kurz unter das lauwarme Wasser, dann zog sie sich Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt mit dem Schriftzug »Joey’s Lounge« über.
    Sie nahm sich vor, mit dem Grübeln über die anstehenden Entscheidungen bis nach dem Frühstück zu warten, doch sobald sie in einer der Nischen im Denny’s saß, schossen ihr tausend Fragen durch den Kopf.
    Wo würden Molly und sie wohnen? Sie konnte das Mädchen doch nicht einfach einpacken und mit nach Las Vegas nehmen. In dem Fall würde Monica nämlich von den Toten auferstehen, um sie, Haley, umzubringen. Durch ihren Tod hatte Monica ihren Wunsch durchgesetzt: Es sah so aus, als sei Haley heimgekehrt.
    »Was kann ich Ihnen bringen, Schätzchen?« Die Kellnerin, dem Namensschild zufolge »Betty«, hatte ein Lächeln im Gesicht, als sei sie einer der wenigen Menschen in Amerika, die ihre Arbeit tatsächlich liebten.
    »Einen Grand Slam mit Bacon«, antwortete Haley und gab Betty die Speisekarte zurück. »Und Kaffee … ganz viel Kaffee.«
    »Nehmen Sie sich, so viel Sie möchten.« Betty schenkte Haley eine Tasse ein und stellte die silberfarbene Kanne auf den Tisch.
    Während Haley auf ihr Frühstück wartete und an dem zu starken Kaffee nippte, dachte sie darüber nach, was als Nächstes anstand.
    Eine einzige Sache hatte sie über die Jahre richtig gemacht: Sie hatte etwas Geld auf die Seite gelegt. Die Summe, die sich auf ihrem Sparkonto angesammelt hatte, würde sie ein paar Monate über Wasser halten, ohne dass sie gleich einen neuen Job brauchte.
    Sie musste Monicas Anwalt kontaktieren, um in Erfahrung zu bringen, wie es um die finanzielle Situation ihrer Schwester stand. Falls es eine Lebensversicherung gab, hätte Monica mit Sicherheit gewollt, dass das Geld Mollys Zukunft absicherte.
    Am logischsten wäre es wohl, wenn sie, Haley, in Monicas Haus

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