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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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einzog. Es war abbezahlt, es blieben nur die jährlichen Steuern. Aber würde Molly in das Haus zurückkehren wollen, in dem ihre Mutter gestorben war? In dem ihre Mutter ermordet worden war?
    Vielleicht sollte Haley es besser verkaufen. Aber welchen Preis konnte man für ein Haus erzielen, in dem eine Frau umgebracht worden war? Würde es überhaupt jemand haben wollen?
    Wahrscheinlich schon. Es gab merkwürdige Menschen auf dieser Welt, Menschen, die sich für Häuser begeisterten, in denen ein Mord geschehen war. Menschen, die makabre Gegenstände aus dem Besitz eines Mörders ersteigerten. Total krank.
    Haley musste Molly zu sich holen, andererseits konnte sie nicht mit ihr im Lazy Ray’s wohnen. Ob sie ein Apartment oder ein Haus mieten sollte?
    »Hier kommt Ihr Grand Slam mit Bacon, Schätzchen.« Betty stellte den Teller vor Haley hin. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Finden Sie ein Haus für mich. Geben Sie mir Nachhilfe in Kindererziehung. Machen Sie meine Schwester wieder lebendig. »Nein, vielen Dank«, sagte Haley und sah zu, wie Betty zum nächsten Tisch eilte.
    Das alles wäre halb so schlimm gewesen, wenn nicht so viel auf dem Spiel gestanden hätte. Es war schließlich nicht so, dass sie sich plötzlich um eine Topfpflanze kümmern musste, die nur ab und zu etwas Wasser brauchte.
    Haley musste mit Tolliver reden. Sie musste in Erfahrung bringen, wann das Haus freigegeben würde, um den Reinigungsdienst bestellen zu können. Vor allem aber musste sie wissen, wann sie ihre Schwester beerdigen konnte.
    Ihre Schwester beerdigen. Der Gedanke daran löste eine grenzenlose Trauer in ihr aus. Und eine unbändige Wut, weil das alles so ungerecht war.
    Es war Sonntagmorgen. Heute konnte sie nicht viel erledigen. Sie überlegte, ob sie eine Sonntagszeitung kaufen und die Wohnungsanzeigen durchgehen sollte.
    Wenn Monica noch am Leben gewesen wäre, hätte sie sich jetzt für den Kirchgang hergerichtet. Haley wusste, dass ihre Schwester und ihre Nichte jeden Sonntag den Gottesdienst der First Methodist Church besuchten. Kirchgängerin, ELA -Mom, Gemeindehelferin: Monica hatte alles gemacht, und alles hatte sie perfekt gemacht.
    Haley hingegen eilte der Ruf voraus, dass sie den Namen des Herrn missbrauchte, sie hatte Treffen der Anonymen Alkoholiker besucht und gelegentlich der Gemeinschaft gedient, indem sie einem Kunden einen Drink ausgab. Na prima, Molly hatte eine Niete gezogen.
    Nachdem sie eine Weile in ihrem Frühstück herumgestochert hatte, verließ Haley das Denny’s und machte sich auf den Weg zum Polizeirevier. Es war ein wunderschöner Frühlingstag, einer von der Sorte, die es in Las Vegas nie gab.
    Die Natur erwachte zu neuem Leben, überall schoben sich Büschel leuchtend bunter Petunien und Zinnien aus der Erde. Das frische Grün der Rasenflächen tat Haley beinahe in den Augen weh. Es kam ihr ungerecht vor, dass etwas so Schönes existierte, obwohl ihre Schwester tot war.
    Vielleicht konnte man den Tod im Herbst besser ertragen, wenn die Blätter von den Bäumen fielen und alles ein wenig kahl und öde wirkte, nicht so voller Leben wie jetzt.
    Es war kurz nach neun, und Owen Tolliver sah aus, als hätte er die Nacht durchgearbeitet. Ein Kaffeefleck prangte vorn auf seinem zerknitterten weißen Hemd, und seine graue Hose schlug Falten vom langen Sitzen.
    Er wirkte nicht besonders erfreut, Haley zu sehen, verzog aber das Gesicht zu einer müden Grimasse, von der Haley annahm, dass es ein Lächeln sein sollte.
    Er führte sie nach hinten in einen kleinen Vernehmungsraum, bot ihr einen Stuhl an und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Was kann ich heute für Sie tun, Haley?«, fragte er.
    Bringen Sie meine Welt wieder in Ordnung. Geben Sie mir mein unkompliziertes Leben in Las Vegas zurück. Sagen Sie mir, dass das alles nur ein schrecklicher Alptraum ist, und dass Monica noch lebt, wenn ich wieder aufwache. All das hätte sie am liebsten gesagt, tat es aber nicht.
    »Ich wollte fragen, wann ich meine Schwester beerdigen kann.« Die Worte waren wie Glasscherben, die irgendwo tief in ihrem Inneren etwas zerschnitten. Sie räusperte sich. »Außerdem wüsste ich gern, wann ich Zutritt zum Haus bekomme und ob Sie mir den Namen von dieser Reinigungsfirma nennen können.«
    »Ich erkundige mich, aber ich denke, morgen sind wir mit dem Haus fertig.« Tollivers Blick wanderte von Haley zu der Wand direkt hinter ihr. »Die Vorkehrungen für die Beerdigung Ihrer Schwester können Sie

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