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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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sein Gesicht erwartungsvoll, so, als könne er die Dinge wieder in Ordnung bringen. Dabei konnte niemand irgendetwas an der Tragödie ändern, die gerade über Haley hereingebrochen war.
    »Wir haben mit der Schule gesprochen. Offensichtlich hat Ihre Schwester Molly gestern Morgen krankgemeldet.« Owen lehnte sich erschöpft zurück. »Ich will Ihnen nichts vormachen. Seit wir Ihre Schwester gefunden haben, ermitteln wir pausenlos. Trotzdem haben wir noch nichts Konkretes. Wir haben nur ein kleines Mädchen, das womöglich Zeuge des Mordes war. Bisher ist es uns aber noch nicht gelungen, Molly zum Reden zu bringen. Genau genommen hat sie bis jetzt überhaupt noch nicht gesprochen.«
    »Oh, mein Gott.« Haley nahm den Pappbecher wieder auf.
    »Sie ist ganz offensichtlich traumatisiert und zutiefst verängstigt. Ich hoffe, dass Sie sie dazu bewegen können, Ihnen zu erzählen, was gestern Morgen passiert ist.«
    »Natürlich, ich werde tun, was ich kann.« Haley trank einen Schluck Wasser, dann sah sie Owen mit gequältem Blick an. »Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Ins Haus meiner Schwester kann ich wahrscheinlich noch nicht, oder?«
    »Es wird wohl erst in ein, zwei Tagen freigegeben«, antwortete er. »Am besten stellen Sie sich darauf ein, vorübergehend bei Freunden oder in einem Motel zu übernachten. Wofür auch immer Sie sich entscheiden, ich muss wissen, wo Sie sich aufhalten.«
    Er zögerte kurz, unsicher, wie viel Offenheit Haley bei diesem ersten Gespräch verkraften konnte. »Wenn wir das Haus freigegeben haben, möchten Sie vielleicht jemanden damit beauftragen, sich um alles zu kümmern.«
    »Um was denn zu kümmern?«
    »Da war eine Menge Blut. Ich kann Ihnen eine Firma nennen, die diese Art Aufträge übernimmt.«
    Haley nickte kurz. »Wann kann ich Molly sehen?«
    »Jetzt gleich.« Er rutschte mit dem Stuhl zurück und stand auf. »Ich habe mit den Pflegeeltern vereinbart, dass wir zu ihnen kommen, sobald Sie in Pleasant Hill sind. Ich fahre Sie hin.«
    Als sie die Dienststelle verließen und in die Nachmittagssonne hinaustraten, dachte Owen daran, dass er Haley Lambert zwei Informationen vorenthalten hatte.
    Erstens handelte es sich bei dem Mord an ihrer Schwester um einen der schlimmsten, in denen er je ermittelt hatte. Zweitens war nicht nur »mehrere« Male, sondern siebenundzwanzigmal auf Monica Ridge eingestochen worden.
    Irgendjemand hatte ganz sichergehen wollen.

[home]
    3
    P leasant Hill, Missouri, war einst eine kleine bäuerliche Gemeinde dreißig Meilen nördlich von Kansas City gewesen. In den letzten zwanzig Jahren hatte Kansas City jedoch seine Grenzen ausgeweitet und klopfte nun an die Tür von Pleasant Hill. Mit dem Ergebnis, dass das Städtchen sich inzwischen als Vorort von Kansas City fühlte und nicht mehr als eigenständiges Gebilde.
    Ackerland war verkauft und zu Bauland für luxuriöse Wohnungen und Eigentumsblocks gemacht worden. In dem Maße wie die kleine Stadt wuchs, etablierten sich Banken, Drive-in-Lokale und Restaurants.
    Haley starrte aus dem Seitenfenster, während Detective Tolliver sie zu der Pflegefamilie fuhr, bei der man Molly untergebracht hatte.
    Mit fünfzehn Jahren hatte Haley den unbändigen Drang verspürt, dieser Kleinstadt zu entfliehen, diesen engstirnigen Provinzbewohnern, und das wirkliche Leben kennenzulernen.
    Sie hatte sich die Haare pink färben und Gitarre spielen wollen. Sie hatte sich von niemandem mehr etwas vorschreiben lassen wollen, und ihr war egal gewesen, was andere von ihr dachten. Wie jung sie damals gewesen war. Im Grunde hätte sie diejenige sein müssen, die umgebracht wurde. Sie hatte sich einer Menge Gefahren ausgesetzt und war ohne Netz und doppelten Boden durchs Leben geschwebt.
    Monica hingegen hatte immer alles richtig gemacht. Sie hatte studiert, ihren Abschluss gemacht, einen wunderbaren Mann kennengelernt und geheiratet. Monica hatte sich an die Regeln gehalten.
    Haley spürte, dass der Detective sie ansah. Sie drehte den Kopf zur Seite und begegnete Tollivers Blick. »Sie hat immer die Haustür abgeschlossen. Sie ist bei Dunkelheit nie allein unterwegs gewesen. Sie hat nie fremde Männer mit nach Hause genommen. Sie hatte nicht einmal Dates.«
    Plötzlich schien es von großer Wichtigkeit zu sein, dass er all diese Dinge erfuhr, dass er verstand, welche Art Frau ihre Schwester gewesen war. »Sie war eine hingebungsvolle Mutter. Mit ihrem Abschluss in Wirtschaft hätte sie jeden Job haben können. Stattdessen

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