Nur die Küsse zählen
ruhigen Gewissens alleine lassen?“
„Sicher.“
„Haben Sie ein wenig Vertrauen“, riet sie ihm. „Alles wird gut.“
Das kann sie nicht wissen, dachte er. Aber für heute würde er ihr einfach glauben.
Er wartete, bis sie fort war, bevor er sich auch auf den Weg zu einem ruhigeren Plätzchen machte. Dann holte er sein Handy heraus und wählte die Nummer seines Büros in Alaska.
„South Salmon Cargo“, meldete sich eine vertraute Stimme.
„Hi, Bill, ich bin’s.“
„Wo, zum Teufel, steckst du, Finn?“
„Immer noch in Kalifornien.“ Finn nahm das Handy ans andere Ohr. „Hör mal, es sieht so aus, als würde ich hier noch eine Weile festhängen. Sie sind beide in die Show gewählt worden.“
Ein paar tausend Meilen entfernt seufzte Bill. „Wir werden hier bald viel zu tun bekommen. Ich schaffe das nicht alleine. Wenn du nicht rechtzeitig zurückkommst, müssen wir ein paar weitere Piloten anheuern.“
„Ich weiß“, erwiderte Finn langsam. „Hör dich schon mal um. Wenn du einen Guten findest, stell ihn ein. Ich werde so schnell wie möglich zurückkommen.“
„Ich brauchte dich schneller als schnell“, entgegnete sein Partner.
„Ich geb mein Bestes.“
Meine Firma ist wichtig, dachte Finn, als er auflegte. Aber meine Brüder werden immer wichtiger sein.
Er hing hier fest, bis er die Aufgabe gelöst hatte, für die er hergekommen war.
4. KAPITEL
D er Flughafen am nördlichen Rand von Fool’s Gold war typisch für einen Flughafen seiner Größe. Es gab zwei Start- und Landebahnen und keinen Tower. Die Piloten waren selber dafür verantwortlich, dass sie einander nicht in die Quere kamen. Finn war es gewohnt, unter diesen Bedingungen zu fliegen. In South Salmon war es genauso – bis auf das Wetter, das war dort wesentlich schlimmer.
Nachdem er aus seinem Leihwagen gestiegen war, ging er zum Hauptbüro von Fool’s Gold Aviation. Man hatte ihm gesagt, hier könne er sich am besten über verfügbare Mietflugzeuge informieren. Außerdem wollte er den Besitzer fragen, ob er vielleicht auch für ihn einige Aufträge übernehmen könnte. Auf gar keinen Fall könnte er längere Zeit in der Stadt bleiben, ohne etwas Produktiveres zu tun, als ein paar Mal pro Woche die Kandidaten der Sendung irgendwohin zu fliegen.
Ohne zu zögern, klopfte er an die Tür und betrat das aus zwei Räumen bestehende Büro. Es gab ein paar abgenutzte Schreibtische, eine Kaffeekanne auf einem klapprigen Tisch am Fenster und den Blick auf die Hauptstartbahn. Eine ältere Frau saß an dem größeren der Tische.
Als Finn eintrat, schaute sie auf. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich suche Hamilton.“ Ihm war nur der Name genannt worden, sonst nichts.
Die Frau, eine hübsche Rothaarige Mitte fünfzig, seufzte. „Er ist bei seinen Flugzeugen draußen. Ich schwöre, wenn er sie mit ins Bett nehmen könnte, würde er es tun.“ Sie zeigte in Richtung Westen. „Da entlang.“
Finn nickte und ging wenig später einmal um das Gebäude herum. Als er einen älteren Mann sah, der sich tief über den rechten Reifen einer Cessna Stationair beugte, ging er auf ihn zu.
Finn war mit dem Flugzeugtyp vertraut. Es hatte einen Einspritzmotor mit 310 PS und konnte beinah sieben Stunden am Stück fliegen, ohne aufzutanken. Die Doppeltüren am Heck erleichterten das Be- und Entladen.
Hamilton schaute auf. „Bei der Landung gestern Abend hatte ich das Gefühl, der Reifen verliert Luft“, sagte er und richtete sich auf. „Scheint aber alles in Ordnung zu sein.“
Er kam Finn entgegen und streckte ihm seine Hand hin. Hamilton musste schon an die siebzig sein. Er hatte wild abstehendes weißes Haar und ein wettergegerbtes Gesicht.
„Finn Andersson“, stellte er sich vor und schüttelte ihm die Hand.
„Sie sind Pilot?“
„An guten Tagen ja.“ Finn erzählte ihm von seinem Frachtgeschäft in Alaska.
„Das ist was für harte Kerle“, sagte Hamilton. „So ein Wetter haben wir hier unten nicht. Wir sind unterhalb von fünfundzwanzigtausend Fuß, deshalb bleiben wir von dem schlimmsten Schnee und Wind verschont. Ab und zu gibt es ein wenig Nebel, aber nichts, womit man nicht zurechtkäme. Was führt Sie nach Fool’s Gold?“
„Meine Brüder“, gab Finn zu und erzählte Hamilton von den Zwillingen und ihrer Teilnahme an der Show. „Sie haben mich engagiert, um die Kandidaten herumzufliegen. Ich schätze, das spart ihnen eine Menge Geld“, schloss er.
„Mir ist es egal, wer meine Flugzeuge chartert, solange er
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