Nur die Küsse zählen
unwahrscheinlich, dass Sie auf natürlichem Wege ein Kind empfangen, war das noch sehr positiv formuliert. Ich dachte nämlich, es wäre vollkommen unmöglich. Ja, es gab eine verschwindend geringe Chance, aber ich hätte nie vermutet, dass der Fall eintritt.“ Sie lächelte. „Ihr Galan muss beeindruckende Spermien haben.“
„Sieht so aus.“ Dakota schaute sie an. „Ich habe gerade ein Mädchen adoptiert. Sie ist sechs Monate alt.“
„Das sind doch hervorragende Neuigkeiten! Ich freue mich für Sie. Ich war schon immer der Meinung, Geschwister sollten vom Alter her nicht zu weit auseinander sein. Für die Eltern ist das schwieriger, aber für die Kinder ist es besser.“ Dr. Galloway notierte sich etwas auf ihrem Block. „Was ist mit dem Vater?“
„Ich habe keine Ahnung, was er davon halten wird“, antwortete Dakota ehrlich. Sie fragte sich, ob das Gefühl in ihrem Magen auf Nervosität, Panik oder auf Hormone zurückzuführen war. „Finn möchte sich nicht ernsthaft binden oder mehr Verantwortung übernehmen.“ Er hatte seine Brüder beinah auf den richtigen Weg gebracht. Ein Baby – er würde total durchdrehen.
„So reden Männer vorher oft, aber wenn sie sich dann mit einem eigenen Kind konfrontiert sehen, ändern sie ihre Meinung meist ganz schnell. Sie werden es ihm doch hoffentlich sagen?“
„Ja.“ Irgendwann. Erst einmal musste sie die Information selbst verdauen.
Sogar jetzt, im Behandlungszimmer der Ärztin, von der Hüfte abwärts nackt, nachdem sie eine Urinprobe abgegeben und sich hatte untersuchen lassen, kam ihr das alles noch irreal vor. Sie konnte das Wort schwanger zwar aussprechen, aber sie fühlte es nicht in ihrem Herzen.
Dr. Galloway öffnete eine Schublade und nahm mehrere Broschüren heraus. „Ein paar Informationen für den Anfang. Lassen Sie sich vorne ein paar Proben der pränatalen Vitamine mitgeben und das Rezept, das ich Ihnen ausdrucken lasse.“ Sie erhob sich. „Sie sind eine gesunde junge Frau. Es hat nie ein Zweifel daran bestanden, dass Sie ein Kind austragen könnten. Und jetzt, da Sie auch das Problem der Empfängnis überwunden haben, werden wir alles tun, was wir können, damit Ihre Schwangerschaft so angenehm wie möglich verläuft. Genießen Sie dieses Glück, Dakota.“
„Das werde ich.“
Sie wartete, bis die Ärztin das Zimmer verlassen hatte, bevor sie aufstand und nach ihrer Kleidung griff. Die Broschüren legte sie auf den Untersuchungsstuhl und zog sich ihren Slip an. Als sie die Jeans hochhob, fiel ihr Blick auf die Zeichnung einer schwangeren Frau. Die Seitenansicht zeigte, wie ein Baby kurz vor der Geburt im Körper lag.
Während sie das schlichte Bild betrachtete, berührte Dakota ihren immer noch flachen Bauch. Ihr Herz fing an, schneller zu schlagen, der Atem stockte ihr in der Kehle.
Sie war schwanger! Nach all der Trauer und dem Herzschmerz, nachdem sie gedacht hatte, von einem Makel behaftet zu sein und nie wie andere Frauen sein zu können, war sie schwanger.
Jetzt stand sie mitten im Untersuchungszimmer und lachte. Tränen brannten ihr in den Augen.
„Freudentränen“, flüsterte sie. „Freudige Freudentränen.“
Schnell zog sie sich an. Mit einem Mal konnte sie gar nicht mehr erwarten, es ihrer Mutter zu erzählen, die gerade aufHannah aufpasste. Denise wäre begeistert. Dakota klammerte sich an das Glücksgefühl und wusste, dass sie später sicher noch einen Panikanfall bekommen würde, wenn sie sich bewusst machte, bald zweifache alleinerziehende Mutter zu sein.
Würde sie das schaffen? Konnte sie das schaffen? Hatte sie eine Wahl?
Es gab so viel zu überlegen, zu bedenken. Sie musste am Flughafen vorbeifahren und …
Und was? Es Finn erzählen?
Seufzend ließ sie sich auf die Kante des Untersuchungsstuhls sinken und schüttelte den Kopf. Für ihn sind das keine guten Neuigkeiten, dachte sie traurig. Auf gar keinen Fall würde er die Verantwortung für ein Baby übernehmen wollen.
Sicher, er kümmerte sich liebevoll um Hannah und unterstützte sie, wo er nur konnte. Jedoch alles im Rahmen einer vorübergehenden „Onkel“-Rolle. Er genoss die Zeit mit der Kleinen. Aber nur weil er Kinder mochte, hieß das nicht, dass er auch Vater sein wollte.
Finn hatte von der ersten Sekunde ihrer Bekanntschaft an keinen Zweifel daran gelassen, was er wollte. Er hatte nie vorgegeben, an etwas anderem interessiert zu sein als daran, die Stadt so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Wenn sie mehr wollte, machte sie sich
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