Nur die Küsse zählen
ausschließlich auf Hannah. Das Baby wurde von Frau zu Frau weitergereicht, geherzt, bestaunt, gewiegt und gedrückt.
„Wenigstens musst du dir keine Sorgen darum machen, die Babypfunde wieder loszuwerden.“ Während Pia sprach, rutschte sie unruhig auf dem Stuhl hin und her. Sie war im sechsten oder siebten Monat schwanger – mit Zwillingen. Allein sie anzuschauen bereitete Dakota Unbehagen.
„Wie kannst du denn überhaupt schlafen?“, fragte sie.
„Nur sehr unruhig. Wenn ich eine bequeme Position finde, schlafe ich sehr gut. Die Schwierigkeit besteht nur eben darin, eine bequeme Position zu finden. Das und mein unglaublicher Hunger sind die größten Probleme. Ich könnte den ganzen Tag nur essen. Was ist das nur mit Schwangerschaft und Heißhungerattacken? Klar, ich esse für drei, aber zwei von denen wiegen weniger als fünf Pfund. Man könnte meinen, ich würde ausgewachsene Footballspieler zur Welt bringen.“
„Das ist es wert“, sagte Bürgermeisterin Marsha.
„Ich freue mich ja auch auf die Babys“, erklärte Pia. „Nur das zusätzliche Gewicht macht mich ein wenig nervös. Ich habe viel gelesen. Angeblich soll Stillen helfen, die Kilos wieder loszuwerden.“
„Zwillinge zu stillen ist eine ganz schöne Herausforderung“, sagte eine der Frauen lachend. „Aber es wird dir definitiv helfen, Gewicht zu verlieren. Außerdem ist es für die Babys besser. Hat mit dem Immunsystem und einer besseren Mutter-Kind-Bindung zu tun.“
„Ich wünschte, Raoul könnte einen Teil des Stillens übernehmen“, murmelte Pia.
Dakota grinste bei dem Gedanken, dass der ehemalige Footballspieler ein Baby stillte. „Er kann dich auf andere Weise unterstützen.“
„Da gibt er sich jetzt schon große Mühe“, gab Pia zu. „Er liebt diese Babys, obwohl sie noch nicht einmal geboren sind.“
„Und du liebst ihn“, warf Nevada vom anderen Ende des Tisches ein.
Pia lächelte. „Ja, das tue ich. Er ist echt erstaunlich. Ich hatte so ein Glück, dass er sich in mich verliebt hat. Natürlich behaupte ich ihm gegenüber, dass er das Glück gehabt hat, damit er bescheiden bleibt. Ich weiß nur, dass es so schwer wäre, das alles allein durchzumachen.“
„Zwillinge sind eine besondere Herausforderung“, meinte die Bürgermeisterin. „Trotzdem hättest du ja auch noch uns alle. Genau wie Dakota.“
Dakota nickte. „Ich fühle mich tatsächlich nicht allein.“ Was stimmte. Obwohl es schön wäre, einen Mann zu haben – einen Partner, der da war und einspringen konnte –, wusste sie, dass sie diese Frauen immer um Hilfe bitten und sich auf sie verlassen konnte.
Dennoch verspürte sie einen leichten Anflug von Neid, als sie hörte, wie Pia über Raoul sprach. Die Augen ihrer Freundin leuchteten auf, und sie verzog den Mund zu diesem ganz besonderen Lächeln. Ihre Mutter sah genauso aus, wenn sie überihren verstorbenen Mann redete. Verliebt zu sein tut einer Frau gut, dachte Dakota sehnsüchtig.
Sie hatte sich immer gesagt, dass sie den einen, den Richtigen, schon irgendwann finden würde. Jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Hannah war toll; und Dakota war so dankbar, sie zu haben. Das Leben als alleinerziehende Mutter machte es jedoch nicht leichter, sich zu verlieben.
Hätte sie in diesem Moment ihr Baby in den Armen gehalten, hätte sie ihm zugeflüstert, dass es das mehr als wert war. Doch Hannah saß gerade auf der anderen Seite des Tisches auf dem Schoß von Gladys, einer der älteren Ladys aus der Stadt.
„Also, verhindert Stillen nun, dass man wieder schwanger wird, oder nicht?“, fragte Pia.
„Ich glaube schon“, erwiderte Denise und senkte den Blick. „Oder ist es nicht das Stillen? Es ist bei mir schon zu lange her, und tragischerweise hatte ich schon lange keinen Sex mehr.“
„Wem sagst du das“, pflichtete Gladys ihr bei und reichte Hannah widerstrebend Alice Barns, der Polizeichefin. „Sicher gibt es inzwischen mehr Männer als vorher, aber die sind alle zu jung. Wie wäre es, wenn mal ein paar ältere hergebracht würden?“ Sie grinste. „Aber sie sollen bitte auch nicht zu alt sein.“
Alle lachten.
„Ich weiß noch, dass man nach der Geburt eine ganze Weile seine Periode nicht bekommt“, sagte Denise. „Aber ich glaube auch, dass man schon wieder schwanger werden kann, bevor sie erneut einsetzt. Mir war immer so, als wenn wenigstens einer meiner Jungs das Resultat mangelnden Wissens gewesen ist.“ Sie lachte leise. „Nicht, dass ich mich beschweren
Weitere Kostenlose Bücher