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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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Menschen los, vor allem die, die zu viel kosten.“
    „Sie werden Sophia Antipolis schließen“, sagte Bernard und führte langsam seine Tasse zum Mund. Anne-Sophie steckte ihren Kopf in ihre Schultern wie ein müder Vogel, dann trank sie mit einem Zug ihre Tasse leer. „Wie charmant sie sein können, wenn sie etwas haben möchten“, sagte sie gedankenverloren.
    „Die Kampagne für Di-Star haben sie“, sagte Bernard leise, „die kann jetzt jeder x-Beliebige fortführen. Uns brauchen sie dazu nicht mehr.“
    „Stimmt, aber das ist sehr kurzfristig gedacht. Ted ist da meiner Meinung. Er versteht Harry ebenfalls nicht. Gute Kreative sind nicht so einfach zu ersetzen. Er will noch mal mit Harry reden. Doch zu mir sagte er, ich soll mir keine falschen Hoffnungen machen. Die wollen die Prozente, egal wie.“
    Edda Cabernet kam mit der Kaffeekanne ins Zimmer um nachzuschütten.
    „Sie wollen eine Agentur in Nizza eröffnen“, sagte Bernard zu seiner Frau. „Die Di-Star will angeblich eine Agentur in Nizza.“
    „Erst wollten sie doch eine in Sophia Antipolis, je näher zum Kunden, desto  besser.“
    „Angeblich wollen Sie keine Adresse, die keiner kennt. Nizza wäre eine bessere Adresse“, erklärte Anne-Sophie der Frau ihres Partners. Edda verließ kopfschüttelnd das Zimmer, sie musste die beiden Söhne für den Schulbus fertig machen.
    „Was sind das nur für Menschen“, sagte Bernard kaum hörbar und streckte die Beine von sich. „Wir haben inzwischen über 20 Leute, die werden mal eben alle wieder entlassen.“
    „Wir auch“, sage Anne-Sophie und blickte ihrem Partner eindringlich ins Gesicht. „Wir werden auch entlassen, gefeuert. Die ehemaligen Star-Kreativen von ACB gefeuert!“
     
    „Schuld an allem ist der Villepin.“ Bernard stand ruckartig auf. „Erst fädelt er alles ein und dann haut er einfach ab.“
    Bernard atmete heftig ein, dann stieß er die Luft durch seine Zähne wieder aus. Es klang wie ein Klagelaut. „Er wollte nicht einmal den Motor abstellen, damals als ich dagegen war“, sagte Bernard und erinnerte an die Fahrt zum ersten Treffen mit Harry Miller, bei der Julien Villepin sie überredet hatte, die Fusion mit der weltweit tätigen Smith, Henderson Agenturen-Gruppe einzugehen.
    Sie hätten nie mit den Amerikanern fusionieren dürfen, dachte Anne-Sophie, dann wäre Piet Drachmann nie in ihr Leben getreten. Aber Julien brauchte Geld, mehr als die kleine Agentur, die sie gegründet hatten, ihm bieten konnte.
    Die Konstellation Julien Villepin Geschäftsführer für die französischen Kunden, Piet Drachmann für die amerikanischen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
    Es schien in der menschlichen Natur zu liegen, dass nur einer der Boss sein kann, nur einer die Fahne trägt und die Marschroute bestimmt.
    „Unternehmergeist, wir hätten keinen Unternehmergeist, wenn wir dagegen wären“, Anne-Sophie schüttelte missmutig ihren Kopf, „warum hat er seinen verdammten Unternehmergeist nicht in den Aufbau unserer Agentur hier gesteckt? Dann hätten wir uns durch eigenen Zugewinn die höheren Gehälter zahlen können.“
    „Was brauchen manche Leute nur soviel Geld? Wozu muss Madame Villepin in einem Porsche auf der Croisette flanieren?“ Bernard wiegte seinen Kopf in Unverständnis.
    „Erinnere mich nicht“, sagte Anne-Sophie. Sie hatte Julien fünfzigtausend Euro geborgt, im festen Glauben, er brauche das Geld, um die Hypothekenzinsen seiner Wohnung bezahlen zu können. Doch dann hatte sie Estelle Villepin im nagelneuen, dunkelblauen Porsche Targa in Cannes gesehen.
    „Dieser Opportunist“, schimpfte Bernard und kräuselte verärgert seine Lippen.
    „Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, sie haben die Mehrheit und wir haben nichts mehr zu sagen.“ Anne-Sophie blickte Bernard gerade ins Gesicht. Bernard hob müde seine Hand. „Zu sagen hatten wir von Anfang an nichts mehr.“
    Damit hatte er Recht. Denn Smith, Henderson hatte in Piet Drachmann seinen loyalsten Partner gefunden. Wann immer es etwas abzustimmen gab, mit seiner Stimme für ihre Vorhaben konnten sie fest rechnen.
    „Was erhofft er sich von seiner Loyalität, dieses Würstchen.“ Anne-Sophie schob wütend ihre Unterlippe vor.
    „Was alle Würstchen sich erhoffen, einen sicheren Platz auf Papis Schoß“, antwortete Bernard und massierte mit beiden Händen seine Schläfen.
    „Übrigens“, sagte Anne-Sophie, „Julien hat sich mir drei Monatsgehältern Abfindung zufrieden

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