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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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gegeben.“
    „Was hat ihm Harry Miller als Gegengabe geboten?“
    „Ich schätze den ein oder anderen Kunden. Minnesota Instruments ist ein zeitaufwendiger Kunde und will viel ausgeführt werden. Harry wird Julien den Kunden als Abschiedsgeschenk versprochen haben und kommt so mit einer geringeren Abfindung davon.“
    „Mit Minnesota Instruments machen wir schon jetzt eine halbe Million Umsatz im Jahr, das ganze Geld dem Villepin nachzuwerfen ist doch schierer Unsinn.“ Bernard fuhr sich mit beiden Händen durch sein kurzes Haar. Harry Miller verschenkte sein Geld und er konnte nichts machen.
     
    Anne-Sophie begann zu lachen, ihr ganzer Körper schüttelte sich. „Jacques Varin“, sagte sie dann, „mit diesem senilen Korinthenkacker muss sich Gentleman Villepin jetzt alleine rumschlagen. Er muss höflich sein, pünktlich sein und immer parat, auch abends. Varin hat nichts vor in seinem Leben, besonders nach Feierabend. Da wird ihm die Gesellschaft des charmant plaudernden Julien Villepin gerade recht kommen.“ Bernard gluckste.
    „Ach übrigens“, Chuck Kaybody fand unsere Di-Star Kampagne hinreißend hat er Ted Ambers verraten.“
    „Vielleicht soll doch die ganze Agentur nach Nizza umziehen“, sagte Bernard nachdenklich.
    Anne-Sophie schüttelte den Kopf.
     
    Edda Cabernet stand am Küchenfenster und blickte den beiden nach. Vielleicht war es gut, wenn sie und Bernard zurück nach Paris gingen, zurück in eine Agentur, die keine Gütertrennung verlangte. Sie sollte Bernard den Gedanken schmackhaft machen.
     
     
     
    10.
     
    Wie an fast jedem Tag im Juni schien die Sonne schon morgens mit sommerlicher Kraft, die Vögel zwitscherten um die Wette. Im Park von Sophia Antipolis waren Natur und Technik symbolisch vereint, hieß es in den Werbebroschüren.
     
    Piet Drachmann saß wie so oft, seit Punkt acht Uhr in seinem Büro, eine Stunde früher als alle anderen. 
    Vor ihm auf dem Tisch lagen säuberlich geordnet ein gelber Block und mehrere scharf gespitzte Bleistifte. Die gelben Blocks brachte er von seinen Reisen aus New York mit. Sie waren für ihn der Inbegriff seiner internationalen Tätigkeit.
    Manchmal stöhnte er, wenn auch kaum vernehmlich, er vermisste die Zeit in New York. Von dort aus war er in viele Länder gereist, zusammen mit Harry. Harry kannte die besten Hotels, Restaurants und vor allem die tollsten Bars, ob in Nairobi, Dubai oder Kairo, egal, wo sie landeten oder zwischenlandeten. Piet Drachmann betrachtete mit Wehmut seinen kleinen Glücksbringer, einen Skarabäus aus blauem Stein, er hatte ihn in Kairo erstanden. Hatte er ihm Glück gebracht? Wieder hatte Harry sein Schicksal bestimmt. Harry hatte ihn von New York hierher verpflanzt. Er war kein Sonnenmensch, nur das Schwimmen in seinem Pool war ein morgendliches Vergnügen. Die Arbeit jedoch war zur Last geworden. Anne-Sophie bereitete ihm so manche schlaflose Nacht. Alles wusste sie besser, alles machte man bei der ACB anders, besser natürlich. Bei der ACB hatten die Kreativen das Sagen, alles was die Umsetzung der Idee betraf, bestimmten die Kreativen. Berater durften nur bei der Positionierung eines Produktes mitreden. „Nur bei der Positionierung“, wiederholte sie in ihrer lauten Stimme. Immer wieder verwies sie ihn in seine Grenzen. Selbst bei Kunden, die er bei der Fusion eingebracht hatte. Er hasste sie, Ihr Anblick war ihm zuwider. Nun ja, ihre Tage waren gezählt, denn sie und Bernard würden ihre Anteile nicht abgeben. Es war nicht mehr wichtig, ob er mit ihr auskam. Ein paar Wochen noch und alles war überstanden.
     
    Er hatte sich eine große Kanne Kaffee gekocht und wie so oft sich über die Unordnung im Kühlschrank lautstark geärgert. Die Milchtüte für den Kaffee war so gut wie leer. Den letzten, unappetitlichen Rest goss er sich mit einem Seufzer in die Tasse. Dann steckte er sich eine Zigarette an, eine der wenigen, die er sich im Laufe des Tages gönnte.
    Anne-Sophie und Bernard hatte er zu diesem frühmorgendlichen Meeting gebeten, um ungestört mit ihnen reden zu können. Die Wände hatten Ohren.
    Er sah auf die Uhr.
    Fünf nach acht. Er horchte, ob er den Schlüssel in der Tür am Eingang vernehmen konnte. Wenn er allein im Büro war, schloss er die Eingangstür immer ab. Die Häuser hier in Sophia Antipolis waren sehr abgelegen.
     
    Anne-Sophie hatte auf Bernard vor dem Haus gewartet, um nicht allein auf Piet Drachmann im Konferenzzimmer zu treffen. Ihre Abneigung gegen diesen Mann hatte sich im

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