Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
schlug die Mittelseite des Prospektes auf. Hier zeigte eine Bildmontage wie ein Wasserwerk entstand. Es wurden auch Menschen gezeigt, die an den Arbeiten beteiligt waren. Es wurden Hände gezeigt, die in Dankbarkeit andere Hände schüttelten. Auch Piet Drachmann hatte man nicht vergessen abzubilden er schüttelte einem Bauarbeiter die Hand. Wo das Wasserwerk erbaut worden war, stand in kleinen Lettern, unter der Montage.
„Können Sie mir eine Fotokopie des Prospekts machen“, bat Irina Honig, ich möchte Ihre Arbeit auch meinem Mann präsentieren, schließlich wird er alles finanzieren.“
„Wollen Sie nicht lieber einen neuern Prospekt unserer Arbeit?“
„Den auch, aber den mit Piet Drachmann möchte ich gerne meinem Mann zeigen, damit er sich an unsere Absicht zu spenden besser erinnert.“
Mr. Kennedy war behilflich, Irina Honig verabschiedete sich mit zwei Prospekten in ihrer Tasche.
Wieder im Flugzeug in Richtung Nizza, öffnete Irina Honig ihren Computer und entwarf eine E-Mail an die im Prospekt angegebene Adresse in Kenia mit folgendem Wortlaut:
„Mit großem Interesse habe ich gelesen, dass „Brunnen für die Welt“ das Wasserwerk – abgebildet auf dem 4-seitigen Prospekt des Anhangs - mit Spendengeldern gebaut hat.
Da mein Mann und ich „Brunnen für die Welt“ in ihrer wichtigen Arbeit unterstützen wollen, bitten wir Sie zu bestätigen, dass das abgebildete Wasserwerk von „Brunnen für die Welt“ gespendet wurde.
Für eine rasche Antwort, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
Danach entwarf sie eine zweite Mail gleichen Inhalts an die E-Mail Adresse auf dem neuesten Prospekt von „Brunnen für die Welt“ in Äthiopien. Damit war ihre Mission in New York erfüllt. Zuhause brauchte sie nur noch die Prospekte einscannen. Auf die Antworten war sie gespannt. Sie konnten frühestens am nächsten Tag eintreffen. Wenn nicht würde Sie nochmals dieselbe Mail abschicken. Im Notfall würde sie ihren Verdacht melden, dass Piet Drachmann die Gelder der Hilfsorganisation veruntreut hatte. Aber nur im Notfall, da die Organisation heute vorbildlich zu arbeiten schien.
66.
Irina Honig war wieder daheim. Daheim war das richtige Wort, sie fühlte sich in ihrem Haus auf Cap d’Antibes zuhause. Wohin sie blickte, alles war so ästhetisch, alles roch nach Süden und Sonne. Sie stieg in ihren Whirlpool, um sich vom Jetlag zu erholen. Ihr Smartphone hatte sie neben den Whirlpool gelegt, um eingehende Mails sofort gemeldet zu bekommen.
Am Mittag traf die Mail aus Äthiopien ein. Das Projekt, das der jetzige Direktor, Mr. Kennedy in die Wege geleitet hatte, war ein reales Projekt. „Brunnen für die Welt“ wäre ein seriöses Unternehmen, sie könne Ihr Geld guten Gewissens dieser Organisation spenden.
Irina Honig hatte im Grunde ihres Herzens keine andere Antwort erwartet. Mr. Kennedy war die Seriosität in Person.
Die Antwort auf das Projekt, das Drachmann geleitet hatte, ließ auf sich warten. Irina Honig stieg aus dem Pool, um sich anzukleiden. Sie erwartete Juliette zum Lunch. Alle Eventualitäten mussten weiter besprochen werden.
Juliettes Bruder Frédéric, das Finanzgenie mit all seinen Kontakten, konnte er helfen, die finanzielle Situation von Piet Drachmann zu beleuchten. Hatte Drachmann Geld unterschlagen und nach Monaco gebracht. Er war Belgier, er konnte, im Gegensatz zu den Franzosen, sein Geld auf monegassischen Banken verschwinden lassen.
„Die jetzige Organisation ist seriös“, sagte Irina Honig, noch vor der obligatorischen Begrüßung mit Küsschen rechts und Küsschen links.
Juliette trug wie immer ein geblümtes Flatterkleid und gefährlich hohe Stöckelschuhe. Frau Dejean, die Haushälterin von Irina Honig betrachte jedes Mal mit Sorge Juliettes staksigen Gang auf dem Weg zum Sessel auf der Terrasse und war jedes Mal erleichtert, wenn sie im Sessel heil angekommen war. Im Alter durfte man nicht fallen, hatte ihr der Arzt wiederholt eingebläut. Bei Juliette Lambert schien dieser Ratschlag auf taube Ohren zu stoßen.
Der Rosé stand schon bereit, Irina servierte. Dazu gab es Carpaccio, aber nicht vom Rind, sondern vom Lachs, mit einer exquisiten Soße, dazu reichlich mit Dill bestreut.
Irina berichtete ausführlich von ihrem Ausflug nach New York.
„Die Prospekte waren so gestaltet, dass ein Grafiker ohne weiteres alles hätte türken können, das Wasserwerk, die Bauarbeiter, das Händeschütteln, die Dürre der Landschaft, alles
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