Nur dieses eine Mal
gerannt, wo Cady wehklagend und laut schluchzend vor dem geöffneten Kühlschrank stand.
Erst als er hineinsah, wusste er, warum sie so außer sich war. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatte die Welt sich um ihn gedreht und war grau geworden. Aléjandro konnte gallige Bitterkeit in seiner Kehle schmecken und sein Herz krampfte sich zusammen. Erschüttert hatte er sich Cady zugewandt, ihr Gesicht in seine Hände genommen und sich zwischen sie und den Kühlschrank gedrängt.
Sie war kalkweiß gewesen.
Das pure Grauen spiegelte sich in ihren Zügen und in ihren Augen war ein Ausdruck von solchem Entsetzen, dass er für einen Moment überzeugt war, sie würde jeden Augenblick ohnmächtig. Sie hatte ihn nicht einmal mehr wahrgenommen und sich wie eine Puppe bewegen lassen.
Immer wieder hatte sie den Namen ihrer Katze gestammelt. Tränen waren ihr über Wangen und Kinn gelaufen und ihre Finger hinterließen schmerzhafte Abdrücke in seinen Oberarmen. Er hatte noch nie solche Qual im Gesicht eines Menschen gesehen und er wünschte sich nichts mehr, als aus diesem Albtraum aufzuwachen.
Rasch hatte er den Kühlschrank geschlossen, Cady in den Wohnbereich hinüber gedrängt und die Polizei gerufen. Es hatte nicht einmal zehn Minuten gedauert, bis der erste Streifenwagen vor der Villa gehalten hatte. Innerhalb kürzester Zeit war das Haus voller Menschen und draußen tummelten sich die Reporter, um herauszufinden, was bei Aléjandro vor sich ging. Cady, die leise wimmernd auf dem Sofa saß und sich vor und zurück wiegte, war nicht mehr ansprechbar.
Er hatte Melody angerufen, damit sie vorbei kam, und sie gebeten Futter für die Hunde mitzubringen. Anschließend sollte sie sich Cady widmen, solange er mit der Polizei beschäftigt war. Er wurde die Bilder in seinem Kopf nicht los, während er die verstörten Hunde in das Gästezimmer brachte. Der flüchtige Blick, mit dem er den Kühlschrank bedacht hatte, war für
ihn
bereits unzumutbar gewesen. Er mochte sich kaum vorstellen, was das in Cady ausgelöst hatte.
„Ich nehme an, es gibt noch keinen Verdächtigen“, bemerkte Detective Dundee. Aléjandro hob den Blick und sah ihn an. Er hatte den Polizisten aus Brisbane nicht ohne Grund angerufen. Nach der Brandstiftung erschien ihm dieser brutale Übergriff auf Cadys Katze nicht wie ein Zufall. Irgendjemand hatte es auf sie abgesehen und seine Methoden wurden zunehmend barbarischer.
„Nein. Ich habe der hiesigen Polizei schon gesagt was ich weiß, aber ich kann mir niemanden vorstellen, der zu so etwas in der Lage ist.“ Den Kopf in die Hände gelegt, starrte er vor sich hin. „Ich verstehe nicht, wie man so grausam sein kann.“
„Ich arbeite seit über dreißig Jahren in diesem Job und glauben Sie mir, die scheinbar redlichsten Menschen sind zu Dingen fähig, von denen wir uns kaum ein Bild machen können.“ Der Detective zückte seinen Notizblock und schlug ihn auf. „Mr. Haggert haben wir bezüglich der Brandstiftung überprüft. Er hat ein Alibi. Verständlicherweise war er nicht sehr erfreut über unseren Besuch. Die Erinnerung an seinen Zusammenstoß mit Miss Anderson war ihm offenbar bereits in großen Teilen abhandengekommen.“
„Was ist mit diesem anderen Mann, den Cady benannt hat?“
„Mr. Zane.“ Dundee nickte und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Wir konnten ihn noch nicht ausfindig machen. Unter der Adresse, die wir von Miss Anderson erhalten haben, ist er zwar gemeldet, aber bereits seit Tagen nicht anzutreffen. Wir bleiben weiter dran.“ Er sah sich um und gab einem der Beamten ein Handzeichen. „Entschuldigen Sie mich, Mr. Vasquez, aber ich muss mich kurz mit den örtlichen Kollegen unterhalten. Ich melde mich bei Ihnen, sobald mir nähere Informationen vorliegen.“
Aléjandro nickte nur und der Detective ließ ihn allein. Da er zu unruhig war, um sitzen zu bleiben, erhob auch Aléjandro sich. Der mittlerweile geleerte Kühlschrank wurde gerade abtransportiert, um mögliche weitere Spuren im Labor zu untersuchen. Ihm war es nur recht, er wollte dieses Ding nicht mehr in seinem Haus haben.
Rasch eilte Aléjandro zum Gästezimmer hinüber, holte Vicky und Loki heraus und ging mit ihnen die Treppe zum Obergeschoss hinauf. Kein Mitglied dieses Haushaltes sollte länger als nötig unbeaufsichtigt bleiben.
„Wie geht es ihr?“
Er ließ die Hunde laufen, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und der Rüde schlüpfte augenblicklich zu Cady ins Bett, um sich mit
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