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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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Honig, der sich wie Teer um ihre Füße schlang und sie langsam hinabzog in die Unendlichkeit des Dunkels. Kälte kroch in ihr empor und brannte sich in ihr Fleisch. Schmerz flutete über sie hinweg und eine Trauer, die so grausam war, dass ihr der Atem stockte.
    Tief in der Finsternis erkannte sie ein Licht. Schwach und weit entfernt schien es doch wie ein Hoffnungsschimmer. Mühsam begann sie, sich darauf zuzubewegen. Mit jedem Schritt entließ der Morast sie widerstrebender aus seiner beklemmenden Umarmung.
    Endlos war der Weg zu ihrem Ziel. Schleppend wurde das Licht größer und heller.
    War es ein Fenster?
    Eine Tür?
    Vielleicht war das der Weg hinaus in die Freiheit, zurück in die Sonne. Fort aus diesem Albtraum, der sie erdrückte und ihr die Luft nahm. Ihre Bewegungen wurden hastiger und energischer. Sie wollte fliehen. Raus in die Welt jenseits der Schatten. Kein Schmerz mehr, keine Trauer, keine endlos scheinende Qual.
    Sie stürzte hindurch und schlug schwer auf den Boden. Der Atem wurde aus ihren Lungen gepresst und für einen winzigen Augenblick war sie bereit zu gehen. Sterben war verlockend. Sanfte Stille, die nach ihr griff. Fern jeder Art von Gefühl.
    Verwirrt erhob sie sich und blickte erneut der Dunkelheit entgegen. Nichts war anders als drüben, nichts war besser. Sie wandte sich um und hinter ihr erschien das Rechteck aus Licht in der Finsternis.
    Ein Rechteck aus rotem Blut, das noch zu pulsieren schien. Warm und glänzend tropfte es hinab. Wie der Blick in einen geöffneten Kühlschrank, dessen Inhalt sie auf grausame Weise verhöhnte. Caramel saß inmitten des Terrors und blickte sie an.
    Traurig und endgültig.
    Ein leises Maunzen erklang und Caramels Kopf war grotesk verdreht. Blut ergoss sich schwarz und zäh über das weiche, dunkelbraune Fell und in ihrer Kehle klaffte ein Schnitt, der wirkte, als lache sie mit seltsam verzehrter Fratze.
    Cady schrie und der Schmerz verschlang sie mit spitzen Zähnen, die sich qualvoll in ihr Fleisch bohrten.
     
    „Wo ist sie?“
    Melody betrat mit nervösem Blick den Wohnraum und begegnete einem halben Dutzend verständnisloser Gesichter.
    „Was meinst du damit?“, wollte Aléjandro wissen. „Wo ist wer?“
    „Cady!“
    „Was?“
    Aléjandro sprang vom Sofa auf.
    „Sie ist weg.“ Kopfschüttelnd sah sie sich um. „Ich bin eben zu ihr hinauf, weil ich nach ihr sehen wollte. Das Bett ist verwaist und auch im Bad habe ich sie nicht gefunden. Sie ist in keinem der oberen Räume.“ Melody hob fahrig die Hände. „Also, wo ist sie? Sie sollte in ihrem derzeitigen Zustand wirklich nicht durch die Gegend spazieren.“
    Eine kalte Hand griff nach seinem Herz.
    „Sie muss hier sein, ich war erst vor einer Viertelstunde noch bei ihr.“ Alarmiert machte er einen Schritt auf Melody zu.
    Seine Mutter, die zusammen mit seiner Schwester vor einer Stunde eingetroffen war, griff nach seiner Hand.
    „Schatz, reg dich nicht auf. Sie wird irgendwo sein, vielleicht hat sie sich versteckt.“
    „Sie ist keine Fünfjährige“, knurrte er missgelaunt.
    „Nein, aber sie ist gewiss traumatisiert von dem Erlebten“, gab Mathilda sanft zurück.
    Aléjandro brauchte den beiden Beamten kein Zeichen zu geben, um das Haus zu durchsuchen. Sie eilten bereits an ihm vorbei und informierten die Kollegen über Funk, dass Cady verschwunden sei. Er starrte Melody an, die merklich blasser geworden war.
    „Aléjandro?“
    „Sind die Hunde oben?“
    „Ja, sie lagen beide neben dem Bett und haben nur den Kopf kurz gehoben.“
    Er lief an ihr vorbei und nahm zwei Stufen auf einmal die Treppe hinauf. Er musste sich selbst vergewissern. Hastig betrat er sein Schlafzimmer. Von Cady keine Spur. Nur Loki und Vicky blickten ihm schwanzwedelnd entgegen.
    Wo war sie?
    Er sah neben dem Bett nach, schob die Terrassentür auf und trat auf den Balkon hinaus.
    Nichts.
    Wenn irgendein Fremder hier eingedrungen wäre, hätte zumindest Loki Theater gemacht. Aléjandro fuhr sich mit den Fingern durch das Haar.
    Sie konnte doch nicht einfach verschwinden!
    Er lief ins Bad, aber auch das war leer. Mit jedem Augenblick wurde er unruhiger, ging zurück in das Schlafzimmer und riss sogar die Türen des Kleiderschrankes auf, in der Hoffnung, sie habe sich tatsächlich versteckt.
    „Mr. Vasquez.“
    Der Jüngere der beiden Beamten, die bei ihm im Wohnzimmer gewesen waren, stand in der Tür.
    „Wir haben das Haus und den Garten abgesucht, aber Miss Anderson ist nicht auffindbar.“
    „Wie kann

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