Nur dieses eine Mal
James’ Linke und zwang ein höfliches Lächeln auf ihre Lippen. Der Blick seiner grauen Augen war glasig und sie spürte, wie sie sich versteifte, als ihr klar wurde, was mit ihm nicht stimmte.
Manche Abneigungen waren genauso schwer abzulegen, wie schlechte Angewohnheiten. Sie mochte keine stark alkoholisierten Männer.
„Cady Anderson“, erwiderte sie und nickte ihm kurz zu.
Er griff ungefragt nach ihrer anderen Hand, hielt ihre Arme locker auseinander und ließ seinen Blick nun deutlich provokativ über ihre Gestalt wandern. Sie fühlte sich plötzlich ausgesprochen unwohl und alles andere als sexy. Eher wie auf der Fleischbeschau eines Viehmarktes.
„Sehr schön, Cady. Sie sind die heißeste Frau des Abends. Kein Wunder, dass A. J. darauf besteht, die ersten Probeszenen im Geheimen mit Ihnen zu üben“, bemerkte er anerkennend. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und in ihrer Kehle bildete sich ein Kloß. Sie kannte Männer wie ihn und der Zustand, in dem er sich befand, war ihr nur allzu vertraut. Unangenehm vertraut! „A. J. ist wirklich zu beneiden, eine so attraktive Darstellerin für die Rolle der Guilia gefunden zu haben.“
Sie spürte, wie die Hitze in ihre Wangen stieg und ihr Pulsschlag sich erhöhte. Ihr Blick huschte für den Bruchteil einer Sekunde zu Pete. Der starrte Haggert fast ehrfürchtig an und war offenbar ratlos, wie er reagieren sollte.
Die Lippen aufeinander gepresst, entzog sie ihrem Gegenüber die Hände und rückte enger an Aléjandro heran, der immer noch schweigend neben ihr stand. Sie spürte seine Finger auf ihrer Hüfte und den leichten Druck, mit dem er sie näher zog. Zu ihrer eigenen Verwunderung ließ sie es geschehen und hätte im gleichen Augenblick vor Frustration fast aufgestöhnt.
Cady kannte sich gut genug, um zu wissen, was ihr eigenes Verhalten bedeutete. Sie hatte sich entschieden. Die Frage war nur, inwieweit sie sich damit ins eigene Fleisch schnitt. Selbst ihr Widerwillen und das Bedürfnis gegenüber Haggert zu zeigen, dass er keine Chance hatte, entschuldigte diese Entscheidung nicht. Natürlich war Aléjandro ein attraktiver Mann und sie wusste nicht erst seit diesem Moment, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Doch sie war noch nie gut damit gefahren, sich in eine Affäre zu stürzen.
Sie war kein Mensch, der nur mit dem Verstand handelte, auch wenn sie gerne so tat. In erster Linie entschied sie mit dem Herzen und sie wusste genau, wenn sie mit Aléjandro im Bett landete, würde sie sich unweigerlich in ihn verlieben.
Er würde ihr das Herz brechen!
Ihr mehr als ein Jahrzehnt andauerndes Single-Dasein war keine Frage der mangelnden Angebote gewesen. Es hatte durchaus den einen oder anderen Kandidaten gegeben, der Interesse an ihr bekundete. Aber Cady hatte sich dagegen entschieden. Sie wollte diesen Schmerz nicht mehr erleben, sich nicht auf eine Zukunft freuen, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Die wenigen Beziehungen, die sie in jungen Jahren hatte, bestärkten sie allesamt darin.
Sie hatte sich Beständigkeit in ihrem Leben gewünscht, jemanden der ihr Halt gab, der sie nicht allein ließ. Sie wollte eine Garantie, doch die konnte ihr niemand geben. Also entschied sie, sich nur auf sich selbst zu verlassen und ihr Vertrauen nicht mehr leichtfertig an Menschen zu verschenken, die es nicht verdienten.
Ihr Freundeskreis war klein und übersichtlich. Bekannte hatte sie viele, aber einen Mann gab es eben nicht in diesem Leben. Die Familie, die sie sich vor Jahren gewünscht hatte, war zu einem unerfüllbaren Traum geworden. Sie nahm es mit dem ihr eigenen Humor: Vielleicht hatte sie im nächsten Leben mehr Glück.
Einen Augenblick lang haderte sie mit dem Gefühl der Bitterkeit, das in ihr emporkroch, während sie ihren Gedanken nachhing. Dann hatte sie sich wieder im Griff, hob das Kinn und schenkte James ein unverbindliches Lächeln. Es gab ein paar wenige Regeln für Männer wie ihn: Höflich bleiben, sich auf keine Provokation einlassen, möglichen Angriffen mit der entsprechenden Härte begegnen.
„Vielen Dank für das Kompliment. Aléjandro hat mich überzeugt, dass es Zeit wird, mich auch optisch meiner Rolle als Guilia zu nähern.“
Ein flüchtiger Blick traf den neben ihr stehenden Mann, ehe James sie erneut musterte. Sie hätte sich kaum weniger nackt fühlen können, wenn sie tatsächlich ohne Kleidung vor diesem Menschen gestanden hätte. Nein, abgesehen von seinem Vermögen und Ansehen hatte er nichts
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