Nur dieses eine Mal
aber sie gehorchte ihren Instinkten.
Logischerweise war er ihr nicht gefolgt.
Der Samstag war bislang relativ ereignislos verlaufen. Sie hatten wie jeden Tag der letzten Woche gemeinsam gefrühstückt, gearbeitet, zu Mittag gegessen und waren zwei Stunden mit den Hunden unterwegs gewesen. Zu Cadys Verwunderung schien Aléjandro sich mit den vierbeinigen Hausgenossen auf Zeit durchaus angefreundet zu haben, und selbst das Katzenklo war ein notwendiges Übel. Dabei hätte sie anfangs darauf geschworen, er würde über kurz oder lang mit einem Nervenzusammenbruch kämpfen, weil die Tiere ihre Haare im ganzen Haus verteilten.
Sie war froh, dass er sich so tapfer hielt.
Am Nachmittag hatte er sich plötzlich verabschiedet und gemeint, sie könne sich nun in ihre Vorbereitungen für den Abend begeben. Er würde sie um halb sieben abholen und er hätte noch etwas in der City zu erledigen. Sie war irritiert gewesen, hatte aber wortlos genickt und war in ihr Zimmer verschwunden. Es fühlte sich ein wenig an wie der Stubenarrest, den ihr Vater früher in seltenen Fällen erteilt hatte.
Irgendwann hatte sie den Motor seines Wagens gehört und sich mit einem Schulterzucken in die Situation ergeben. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft nutzte sie das Bad nicht nur als Zwischenstation, um zu duschen, sondern ließ sich die Wanne volllaufen. Sie zündete die bereitstehenden Kerzen an und versank schließlich in wohlriechendem Schaum und warmem Wasser.
Ihre Finger waren schrumpelig, als sie es wieder verließ, um sich eine Ganzkörperrasur zu gönnen und abschließend mit ihrer Lieblingslotion einzucremen, mit der sie sich am Vortag eingedeckt hatte. Sie verlor ihr Zeitgefühl und die Stunden vergingen wie im Flug, während sie genüsslich ihrem Schönheitsprogramm frönte.
Später war sie, in ein Badetuch gehüllt und das feuchte Haar hochgesteckt, mit den Hunden im Schlepptau auf die Terrasse hinausgetreten, um sie in den Garten zu schicken. Da der abendliche Spaziergang ausfiel, mussten sie diesmal mit Aléjandros Rasen vorlieb nehmen.
Sie hatte seinen Wagen vor dem Haus entdeckt, als sie über die Hecke linste, doch von ihm selbst war nichts zu sehen und sie huschte zurück in das Zimmer. Sowohl Frisur als Make-up stellten sie zufrieden, und nachdem sie das Kleid angezogen hatte, betrachtete sie sich einen Augenblick im Spiegel. Mochte sie auch ein wenig aus der Übung sein, sie war immer noch in der Lage, das Beste aus sich heraus zu holen. Heute gab es keinen Grund für ihn sich zu beschweren.
„Du siehst toll aus“, hatte er geraunt. Das war allerdings so ziemlich alles gewesen, was sie bislang an diesem Abend von ihm hörte. Die dreißigminütige Fahrt zu Petes Villa war ebenso schweigend verlaufen, wie der kurze Fußweg vom Parkplatz ins Haus. Lediglich seine Hand auf ihrem Rücken war ein nicht zu ignorierendes Zeichen für seine Anwesenheit.
Was auch immer mit ihm los war, sie wollte sich den Abend nicht verderben lassen. Er hatte sie hierher geschleppt, obwohl sie einen Aufenthalt auf dem Sofa dieser Veranstaltung vorgezogen hätte, nun würde sie versuchen das Beste daraus zu machen. Mit einem Lächeln erwiderte sie Petes herzliche Begrüßung.
„Phänomenal!“
Der Mann mit dem Bulldoggengesicht trat zu ihnen.
„James Haggert“, stellte er sich vor und streckte ihr die linke Hand hin, als wolle er sie zum Tanz auffordern. Dieser Name war selbst ihr ein Begriff, die sich mit Filmen kaum auskannte. Haggert hatte mehrere preisgekrönte Blockbuster produziert und galt als einer der größten Regisseure des Landes, der es auch in Übersee zu Ruhm und Geld gebracht hatte.
Es war Jahre her, dass sie ihn in einem Interview im Fernsehen gesehen hatte. Schön war er damals schon nicht. Ein grobschlächtiger, fast zwei Meter großer Kerl, der das Gesicht und die Nase eines Boxers hatte. Wenn sie sich recht erinnerte, war er das sogar vor seiner Karriere als Regisseur und Produzent gewesen.
Sie zögerte einen Augenblick und betrachtete seine fleischigen Finger irritiert. Wieso reichte er ihr die linke Hand? Abgesehen davon, dass sie ihm eigentlich gar nicht ihre eigene geben wollte. Der Blick, mit dem er sie musterte, löste deutlichen Widerwillen in ihr aus und mit jeder Faser wünschte sie sich, in die entgegengesetzte Richtung davon zu laufen.
Nun, das war offenbar der Preis, den man bezahlen musste, wenn man sich in Aléjandros Welt bewegte. Mit einem mulmigen Gefühl legte sie ihre rechte Hand in
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