Nur dieses eine Mal
selbstverständlich ihre Hand, verschränkte seine Finger mit ihren und sie stürzten sich ins Getümmel.
Es gab Unmengen an kleinen Ständen, bei denen allerhand alberner Nippes feilgeboten wurde, aber auch hier und da ein paar Kleinode, die durchaus einen Blick wert waren. Nichtsdestotrotz fiel es ihr schwer sich zu entspannen und sie war nur halbherzig bei der Sache, als sie die Uferpromenade entlang flanierten.
Aléjandro zog sie an einen Stand mit Schmuck.
Mit ruhelosem Blick blieb sie neben ihm stehen, während er interessiert die feilgebotene Ware begutachtete. Die ältere Frau, der dieser Verkaufsstand offensichtlich gehörte und die eindeutig aussah, wie das übrig gebliebene Relikt einer längst vergessenen Hippie-Ära, trat vor sie und beäugte Cady mit schief gelegtem Kopf.
„Sie brauchen ein bisschen inneren Halt, meine Liebe“, bemerkte sie mit warmem Lächeln. Cady blinzelte und musterte die vor ihr stehende Frau irritiert, während diese nach ihrer rechten Hand griff und sanft darüber strich.
„Bitte was?“
Ohne ihr eine Antwort zu geben, ließ die Ältere einen Moment ihre Hand über die Auslagen gleiten, griff zu und zog einen Ring aus dem Sortiment, den sie Cady kurzerhand auf den Mittelfinger schob. Er saß wie angegossen und Cady starrte betreten den silbernen Delphin an, der sich um ihren Finger wand. Das Schmuckstück war zweifellos wunderschön, aber sie hatte weder Geld mitgenommen, noch war sie darauf vorbereitet gewesen, dass diese Geste ihr plötzlich die Tränen in die Augen treiben würde.
Für einen Moment war ihr alles zu viel.
„Wir nehmen ihn“, sagte Aléjandro neben ihr. Er drückte kurz Cadys Finger und reichte der Verkäuferin ein paar Scheine. Cady warf ihm ein Kopfschütteln zu.
„Du musst das nicht tun.“
„Ich möchte es aber“, entgegnete er, legte seine Hand an ihre Wange und drückte einen Kuss auf ihre Lippen. Wieso tat er das immer? „Oder gefällt er dir nicht?“
Sie senkte den Blick und versuchte das wilde Herzklopfen in ihrer Brust zu ignorieren. Natürlich gefiel er ihr, genau wie der Mann, der sie ständig küsste.
Der gefiel ihr eindeutig
zu
gut.
„Doch, er ist wunderschön.“
„Dann passt er zu dir.“
Mit Komplimenten umzugehen war fast genauso schwierig wie mit seinem merkwürdigen Verhalten.
Verdammt!
Wieso musste sie immer in solche Katastrophen geraten?
Cady atmete tief ein und versuchte ihren rasenden Puls zu beruhigen.
„Danke.“
„Wir sind deshalb noch nicht verlobt“, scherzte er zwinkernd. Zum ersten Mal an diesem Tag kroch ein Lachen in ihrer Kehle hoch.
„Irgendwie beruhigt mich das tatsächlich gerade ein wenig“, gab sie zurück.
Er zog sie mit einem Grinsen an sich und küsste sie erneut. Die Welt um sie herum rückte fort und für einen Moment gab sie sich dem Gefühl von Hunderten Schmetterlingen hin, die in ihrem Bauch tobten.
Unter Umständen war ein bisschen mehr als Sex doch nicht so verkehrt.
„Ich kann das nicht!“
Wie erstarrt saß sie auf dem Beifahrersitz und schüttelte zum wiederholten Mal den Kopf. Vor ihnen erhob sich ein zweistöckiges Einfamilienhaus.
Gediegen, im mediterranen Stil, mit zartrosa Putz und weißen Fensterläden. Ergänzt durch einen gepflegten Vorgarten mit gestutztem Rasen, einer Doppelgarage daneben und einer Handvoll Autos, die davor parkten. Nahe der Haustür wucherten zwei Azaleenbüsche. Eigentlich fehlte Cady bloß noch das obligatorische Dreirad auf dem Rasen, dann wäre das Bild aus Kitsch perfekt gewesen.
Sie atmete tief ein.
Während sie an der Strandpromenade unterwegs waren, hatte Aléjandros Vater ihn auf dem Handy angerufen und zum Barbecue eingeladen. Sie wäre in der Villa geblieben, wenn sie gekonnt hätte, aber Aléjandro nötigte sie dazu, ihn zu begleiten. Kaum befand sie sich in so etwas wie einer erweiterten Affäre, stand ihr nun auch schon das erste Zusammentreffen mit seiner gesamten Familie bevor. Cady fühlte sich ausgesprochen unwohl in ihrer Haut.
„Doch, kannst du“, entgegnete er, löste seinen Sicherheitsgurt und warf ihr einen amüsierten Blick zu.
Verdammt, wie sie es hasste, dass er mit der Situation so völlig entspannt umging und sie damit nicht klarkam.
Er stieg aus, kam um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür. Die Höflichkeit, die er ihr gegenüber an den Tag legte, war ebenfalls Teil ihrer Verwirrung.
Er war plötzlich so anders.
Keine patzigen Antworten mehr, keine bösen Blicke.
Waren das die
Weitere Kostenlose Bücher