Nur du weckst diese Sehnsucht
ob du es verdienst.“
Sofort nagte das schlechte Gewissen wieder an Kate, doch sie tat so, als wüsste sie nicht, wovon er redete.
Memphis fuhr fort: „Hast du sonst niemanden, den du fragen kannst?“
„Sie sind alle nicht da.“
„Für Geld bekommt man doch heute alles – warum mietest du dir nicht einen Begleiter bei einem Escortservice?“
„Ich miete mir keine Begleitung“, gab sie zurück und verlor nur mit Mühe nicht die Beherrschung.
Vielsagend zwinkerte er ihr zu. „Sicher würde so ein Begleiter noch gewisse Extras bieten …“
Kate presste die Lippen zusammen und zählte stumm bis fünf. Dieser Sturkopf! Offenbar hatte er fest vor, sie für die Vergangenheit zahlen zu lassen.
Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch, versuchte, das übliche Gefühlschaos, das er in ihr entfachte, unter Kontrolle zu bringen. „Ich bin nicht auf Extras aus.“
Es vergingen einige Sekunden, bevor er sagte: „Sorry, Kate, aber ich werde für dich nicht den gutgläubigen Trottel spielen.“ Er schien fest entschlossen, sein Blick war wieder kalt und hart. „Ich bin auf deine Bitte-rette-mich-Tour schon einmal reingefallen; ein zweites Mal gibt es nicht.“
Sie schob die alten Schuldgefühle beiseite und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das aktuell anstehende Problem. Ein Ass hatte sie noch im Ärmel, um Memphis zu überzeugen. Ihr guter Name stand auf dem Spiel. Sie musste zu diesem Klassentreffen, koste es, was es wolle.
„Brian meinte bereits, du würdest mir nicht helfen“, sagte sie langsam. Der Name ihres Bruders ließ Memphis erstarren. Es entstand eine unangenehme Pause. „Er bittet dich, es für ihn zu tun.“
Jeder Muskel in Memphis’ Körper spannte sich, als er an das letzte Treffen mit Kate vor der Tür zu Brians Krankenhauszimmer dachte. Es war das einzige Mal gewesen, dass sie ihm so offen und unverblümt die Meinung gesagt hatte. Wütend hatte sie ihm die Zähne gezeigt und ein Temperament offenbart, von dessen Existenz er bis zum damaligen Zeitpunkt nur eine vage Ahnung gehabt hatte.
Auch jetzt wusste sie ganz genau, was sie wollte. Überhaupt schien sie sich verändert zu haben, und er fragte sich, inwiefern ihre gemeinsame Vergangenheit der Grund dafür war. Eingehend musterte er sie. Ein lockerer Knoten hielt ihr langes blondes Haar im Nacken zusammen, leger und doch irgendwie stilvoll. Einige widerspenstige Lockensträhnen umrahmten das makellose Gesicht mit den leuchtend blauen Augen. Aus ihrer Jugend waren ihm zwei Gesichtsausdrücke besonders im Gedächtnis haften geblieben: ein unterwürfiger, Bestätigung heischender Ausdruck, den sie häufig gegenüber ihrer Familie aufgesetzt hatte und der ihn stets zur Weißglut getrieben hatte, und dann der vorwurfsvolle Blick der pikierten Prinzessin, der exklusiv für ihn reserviert gewesen war. Besonders, wenn er mit ihrem Bruder wieder irgendeinen Unsinn angestellt hatte. Nun lag in ihrem Blick eine neue, ungewohnte Entschlossenheit.
Wallend umschmeichelte Kates elegantes Sommerkleid die weiblichen Kurven ihrer schlanken Figur, die einen Mann leicht zu Dingen verleiten konnte, die er anschließend bereuen würde. So wie die Dinge, die Memphis in jener unglaublichen Nacht getan und bereut hatte, in der sie ihn erst auf Wolke 7 gehoben und dann hinab in die finsterste Hölle geschleudert hatte.
Abrupt schob Memphis die Erinnerungen beiseite. Bis auf eine, die ungleich schwieriger zu verdrängen war. Er räusperte sich. „Wie geht es Brian?“
„Er kommt mittlerweile ganz gut klar.“ Bei ihren Worten krampfte sich sein Magen zusammen. „Du solltest ihn mal wieder anrufen.“
„Ja, demnächst.“ Reue ließ seine Stimme harscher klingen, als er eigentlich wollte.
Sie schwiegen sich einen Moment an, bevor sie sagte: „Also, hilfst du mir?“
Lieber hätte er sich noch einmal wie im Jahr zuvor in den Grand Canyon gestürzt, auch wenn es ihn fast das Leben gekostet hatte. Und alles nur für einen Actionfilm, bei dem sich die Zuschauer später höchstens an zwei Dinge erinnerten: Memphis’ waghalsige Stunts und die völlig hirnlose Handlung.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, während er den Blick nicht von ihr abwandte. Wenn er sich in der Vergangenheit ihr gegenüber häufig gemein und provozierend verhalten hatte, so lag das daran, dass er als Teenager verrückt nach ihr gewesen war, ohne je eine Chance von ihr bekommen zu haben. Glücklicherweise hatte die Erfahrung ihn – abgesehen von der brodelnden
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