Nur du weckst diese Sehnsucht
ruhig und sah ihm dabei in die Augen. „Das ist Ewigkeiten her. Und selbst du kannst nicht so eingebildet sein, Sex als Gefallen zu betrachten.“
Kurz musterte er sie, dann lehnte er sich ihr leicht entgegen und inhalierte den blumigen Lavendelduft, den er für immer und ewig mit Kate Anderson verbinden würde. „Für mich war es eine der schönsten Nächte meines Lebens“, flüsterte er lächelnd. Dann erstarrte sein Lächeln, und Verbitterung schlich sich in seine Stimme. „Bis ich erfahren habe, dass du und Dalton noch verheiratet wart.“
2. KAPITEL
Schuld.
Kate schloss die Augen, während ihr Herz mühsam unter der Last der Schuldgefühle weiterschlug. Plötzlich war sie wieder eingesperrt in einer Ehe, die schon lange gestorben war, bevor sie eine Nacht in Memphis’ Armen verbracht hatte. Wieder nagte das erdrückende schlechte Gewissen von damals an ihr, das sie viel zu lange an ihrem Für-immer-und-ewig-Schwur hatte festhalten lassen, selbst dann noch, als die Hoffnung auf ein Happy End längst erloschen war.
Doch irgendwann reichte es. Irgendwann musste man die Schuld abwerfen und erhobenen Hauptes weitergehen, sonst zerbrach man unter dem Gewicht. Und genau das würde sie jetzt tun.
Sie öffnete die Augen und sprach die Worte, die fünf Jahre überfällig waren: „Es tut mir leid.“
„Leid?“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite, als würden ihn ihre kläglichen Worte belustigen. „Was genau? Dass du verschwunden bist, ohne ein Wort zu sagen? Oder dass ich erst deinen Bruder fragen musste, um die Wahrheit zu erfahren?“
Ihr Herzschlag geriet vor Schreck ins Stocken. „Du hast Brian angerufen?“
„Gleich am nächsten Tag. Ich wollte wissen, was das alles zu bedeuten hatte, deshalb habe ich ihn beiläufig gefragt, wie es dir geht.“ Vorwurfsvoll hob er eine Braue. „Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie überrascht ich war, von deinen Eheproblemen zu hören.“
Mit leerem Blick starrte sie auf die schwindende Menge der Schaulustigen und presste die Lippen aufeinander. Aber der Entschluss, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, stand fest. Als Kind hatte sie erlebt, wie jedes Problem in ihrer Familie von den Medien ins Rampenlicht gezerrt und von der Öffentlichkeit gierig begafft worden war. Damals hatte sie gelernt, dass man stark sein musste. So zu tun, als sei alles bestens, war zwar nicht immer die optimale Wahl, aber manchmal die einzige, die einem blieb.
„Die erste Party ist dieses Wochenende.“ Sie sah Memphis wieder an. „Wir müssen da ein paar Dinge absprechen.“
Ungläubig erwiderte er ihren Blick.
„Und wir hatten ja gesagt“, fuhr sie fort, „dass ich dir helfe, etwas zum Anziehen zu finden.“
Er dachte kurz nach, dann grinste er verschlagen. „Ich habe bestimmt ein paar passende Sachen im Schrank.“
Das Funkeln in seinen Augen gefiel ihr gar nicht. War sie eigentlich völlig von Sinnen? Sie hatte Memphis gerade dazu überredet, ihr zu helfen – einen ganzen Monat lang! Sie würde eine Zwangsjacke brauchen, damit sie sich nicht ununterbrochen die Haare raufte!
„Oh nein, Memphis. Deine Vorstellung von ‚passend‘ kenne ich.“
„Na gut“, lenkte er ein. Dass er so einfach klein beigab, überraschte und freute sie. Erleichtert entspannte sie sich etwas.
Bis er mit dem Kopf in Richtung Straße nickte und sagte: „Dann los.“
„Was? Wohin?“
„Meinen Kleiderschrank inspizieren.“
„Jetzt gleich?“ Ihr Herz hämmerte in der Brust. Sie hatte doch noch nicht einmal das Wiedersehen verarbeitet – und jetzt sollte sie mit ihm in seine Wohnung gehen?
„Was du heute kannst besorgen … Du weißt schon.“ Das Lächeln, das er ihr zuwarf, war klein, machte sie aber umso nervöser. „Wir fahren jetzt zu mir, damit du in meinem Schrank etwas für mich raussuchst.“
Memphis’ Apartment lag in einem gehobenen Stadtviertel. Als er die Tür aufschloss, wälzte Kate im Kopf immer noch die Frage, ob es eine gute Idee sei, ihn hierher zu begleiten. Doch Memphis schwieg und schien sie mehr oder weniger zu ignorieren, als sie hinter ihm die Wohnung betrat. Was ihr gelegen kam, denn so konnte sie sich in Ruhe umsehen.
Langsam drehte sie sich einmal im Kreis und betrachtete die offene Küche und das spartanisch eingerichtete Wohnzimmer. Lediglich ein LCD-Fernseher, ein großer Ledersessel und ein Beistelltisch standen dort. Keine Couch, keine Bücherregale. Weiße Wände ohne Bilder oder irgendwelche Erinnerungsstücke. Die Wohnung glich einem
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