Nur ein Blick von dir
Menü bin.«
Marina grinste. »Du bist auch kein Menü, du bist das süße Dessert.« Diesmal wich sie Silkes Schlag aus. »Aber jetzt habe ich wirklich Hunger. Wir sind ganz schön weit gelaufen. Restaurant? In einer Stunde?«
»So hungrig, wie ich bin, weiß ich nicht, ob ich es so lange aushalte«, erwiderte Silke. Sie waren jetzt bei ihren Autos angekommen. »Aber zu Hause habe ich nichts mehr. Ich bin bei dem ganzen Stress nicht zum Einkaufen gekommen.«
»Also dann bleibt uns keine Wahl«, stellte Marina fest. »Wir treffen uns im Restaurant. So schnell wie möglich.« Sie grinste, stieg in ihr Ungetüm und fuhr los.
7.
M arina ist eine merkwürdige Frau. Silke war gerade von ihrem Essen mit Marina zurückgekehrt. Im Gegensatz zu ihren provozierenden Ankündigungen hatte Marina sich so zurückhaltend gebärdet, dass Silke sich schon fragte, ob sie das alles im Wald nicht nur geträumt hatte.
Sie hatten sich vor dem Restaurant mit einem fast keuschen Kuss verabschiedet, dann waren sie beide jeweils zu sich nach Hause gefahren.
Silke hatte das Gefühl, zwischen ihrer Verabschiedung im Wald und ihrem Treffen im Restaurant war irgendetwas passiert, das Marina verwandelt hatte. Man hätte sie für einen Kavalier der alten Schule halten können, der sich kaum traute, seiner Angebeteten die Hand zu küssen.
Und dabei hatte Silke sehr deutlich gemerkt, dass sie zu mehr bereit gewesen war. Sie war es immer noch. Aber Marina . . .
Sie interessierte sich nicht für Marinas Leben, das hatte sich nicht geändert, aber trotzdem wunderte sie sich. Marina und sie hatten einen wunderbaren Abend miteinander verbracht, miteinander gegessen, miteinander gelacht, miteinander geflirtet. Es war alles auf eine gemeinsame Nacht hinausgelaufen, damit hatte sie fest gerechnet und immer wieder überlegt, ob sie das wirklich wollte – aber zum Schluss hatte sie diese Entscheidung gar nicht treffen müssen.
Sie überlegte. Sollte sie Marina fragen, was losgewesen war? Bedeutete das nicht, dass sie zu viel Interesse zeigte? Marina sollte nicht den Eindruck bekommen, da wäre mehr zwischen ihnen als eine lockere Verbindung. Eine sehr lockere.
»Du bist mir schon eine . . .«, murmelte sie vor sich hin. »Weißt nicht, was du willst.«
Aber anscheinend wusste Marina das plötzlich auch nicht mehr, und das war komisch.
Silke griff zum Telefon und nahm es mit ins Bett. Mit zittrigen Fingern, was sie sehr verwunderte, wählte sie Marinas Nummer.
»Du rufst mich an?« Marina schien überrascht. Doch sie fing sich schnell wieder. »Ich wusste nicht, dass deine Sehnsucht nach mir so groß ist«, fügte sie lachend hinzu.
»Sehnsucht. Was für ein Unsinn.« Sobald Marina sie so auslachte, begann Silke sie anzugiften. Das war wie ein Reflex.
»Was ist es dann?«, fragte Marina. »Hast du was im Restaurant vergessen?«
»Nein.« Was sollte sie sagen? Ich mache mir Sorgen um dich? Das war albern. Sie machte sich keine Sorgen. Unentschlossen drehte sie sich im Bett von einer Seite auf die andere.
»Was war das für ein Geräusch?« Marinas Stimme klang neugierig.
»Was? Wieso? – Ach so.« Silke lachte leicht. »Mein Wasserbett.«
»Du hast ein Wasserbett?« Marina schien äußerst interessiert.
»Ja, hab ich.« Silke dachte darüber nach, ob Marina sich jetzt wünschte, mitgekommen zu sein. »Darin zu liegen, ist ein gutes Gefühl, aber für . . . ähm, ich meine . . . ach, egal.« Warum stammelte sie so rum?
Marina lachte leise. »Ich weiß, was du sagen willst.«
»Ich wollte eigentlich –« Silke brach ab. »Du warst so anders im Restaurant als vorher«, überwand sie sich fortzufahren. »Ist dazwischen irgendetwas passiert?«
»Oh, habe ich dir den Abend verdorben?« Marina klang wirklich besorgt.
»Nein, gar nicht.« Silke schüttelte den Kopf. »Es war ein bezaubernder Abend. Danke.«
»Zu so einem Abend gehören immer zwei, damit er bezaubernd wird«, erwiderte Marina galant. »Ich habe zu danken.«
Silke lächelte. Die Bezeichnung Kneipencharme für Marinas tatsächlich sehr charmante Art war eindeutig ein Fehlgriff gewesen. »Es ist also wirklich nichts passiert«, fragte sie, »was deine Meinung geändert hat?«
»Meine Meinung worüber?«
»Über das, woran du eben beim Geräusch meines Wasserbetts gedacht hast«, sagte Silke.
Marinas Schmunzeln war durch den Telefonhörer zu spüren. »Dazu habe ich keine Meinung«, sagte sie. »Ich kenne dein Wasserbett doch gar nicht.«
Silke fühlte, wie
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