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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
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gesagt bin ich darauf nicht scharf«, sagte die andere, während sie einen Blick auf Silke warf und die Hände kurz vom Lenkrad hob. »Also? Wohin?«
    Silke drehte sich stöhnend im Bett um. Anscheinend hatte sie sich den Knöchel mehr verdreht, als sie angenommen hatte. Sie würde sich morgen wohl krankmelden müssen.
    Nachdem Marina, das war der Name der Frau, die sie fast überfahren hatte, sie nach Hause gebracht hatte, hatte Silke sich sofort hingelegt, aber es hatte nicht viel genützt. Besser wäre es wohl gewesen, sie hätte gleich Eis auf den Knöchel getan, aber daran hatte sie nicht gedacht. Und neuerdings war sie ja allein zu Hause. Nachdem Gaby weg war . . .
    Nicht dass es etwas genützt hätte, wenn Gaby dagewesen wäre. Sie war nicht gerade der fürsorgliche Typ. Jedenfalls nicht Silke gegenüber. Als Silke vor kurzem nach Hause gekommen war, hatte Gaby sich allerdings sehr fürsorglich um eine andere Frau gekümmert – mit dem Kopf zwischen ihren Beinen. Und das in unserem Bett! Silke konnte es immer noch nicht fassen. Sie hatte vermutet oder eigentlich gewusst, dass Gaby sie nicht liebte, aber dass sie so weit gehen würde . . .
    Sie hatte selbst Gabys Sachen gepackt und sie aus der Wohnung geschmissen. Gaby schien das nichts auszumachen. Wahrscheinlich fuhr sie gleich zur nächsten Frau weiter. Sie fand immer eine. Zum Schluss hatte sie Silke noch vorgeworfen, dass sie selbst schuld wäre. Sie wäre immer so verkniffen, da hätte sie, Gaby, sich ja nach einer etwas lockereren Frau umsehen müssen, um endlich mal wieder Spaß zu haben.
    Ich? Verkniffen? Silke musste zugeben, dass die Falten um ihre Mundwinkel in den letzten Monaten mit Gaby tiefer geworden waren. Die Frau in ihrem gemeinsamen Bett war nicht die erste gewesen, mit der Gaby sie betrogen hatte. Immer wieder hatte Silke sich überzeugen lassen, dass es das letzte Mal gewesen war, dass es nie wieder vorkommen würde – und Gaby konnte sehr überzeugend sein, wenn sie wollte.
    Habe ich sie deshalb hierbehalten? fragte Silke sich. Nur wegen der Sache mit dem Bett? Jedenfalls hatte sie sich vorgenommen, das nie mehr wieder zu tun. Das war endgültig vorbei. Solche Frauen wie Gaby oder diese . . . Marina, sie stieß ein verächtliches »Pf!« aus, würden ihr nie wieder ins Haus kommen.
    Diese Marina, echt . . . die hielt sich ja wohl für den Nabel der Welt. Statt sich bei Silke zu entschuldigen, hatte sie sich noch über sie lustig gemacht. Sie würden sich nie mehr wiedersehen, aber falls – dann konnte dieses Früchtchen was erleben! Die war wohl mit einem goldenen Löffel im Mund geboren und hielt sich für wer weiß was. Und das mit diesem alten Schrottmobil. Worauf bildete sie sich überhaupt etwas ein?
    Silke wünschte sich fast, sie wiederzusehen, nur um ihr die Meinung sagen zu können. Eingebildete Leute hasste sie. Die andere von oben herab behandelten, als ob sie etwas Besseres wären. Silke hatte sich zur Mitarbeiterin in einer Versicherung hochgearbeitet, war das etwa nichts? Sie betreute Kunden und hatte einen guten Ruf, was das betraf. Sie konnte immer noch lächeln, wenn ihre Kollegen schon überrollt von unfreundlichen Kunden am Boden lagen. Sie war stolz darauf, dass sie eine Menge aushielt.
    Und da hatte diese Marina sie für ein Mimöschen gehalten! Mimöschen! Das war ja wohl die Höhe! Die soll mir noch mal unter die Augen kommen!
    Stöhnend drehte sie sich auf die andere Seite. Ihr Knöchel war jetzt richtig angeschwollen. Schöner Mist.
    Und alles nur wegen dieser blöden Marina!

2.
    » W enn dein Knöchel wieder in Ordnung ist, könnten wir doch heute Abend walken gehen. Was meinst du?« Silkes Kollegin Yvonne hob fragend die Augenbrauen.
    »Walken?« Silke verzog zweifelnd das Gesicht. »Ich weiß nicht, ob ich schon so weit –«
    »Hör schon auf!«, unterbrach Yvonne sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Du willst dich nur drücken. Das ist doch schon lange wieder in Ordnung.«
    Silke presste die Lippen zusammen. »Du musst es ja wissen. Du hattest die Schmerzen schließlich nicht.«
    »Hattest«, wiederholte Yvonne. »Die Betonung liegt auf hattest. Vergangenheitsform. Du springst doch schon seit Tagen wieder rum wie ein junges Reh.«
    »Jung. Ha!« Silke warf den Kopf zurück. »Wer hat mir letztens erzählt, dass ich auf die Vierzig zugehe?«
    »Tust du ja auch. Neununddreißig ist das letzte Stadium vor dem Friedhof, weißt du doch.« Yvonne grinste. »Also komm, raff dich schon

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