Nur ein Hauch von dir
dafür, es wenigstens zu probieren. Tom war es gelungen, für einige der Jungs annehmbar gefälschte Ausweise zu besorgen, so dass alle ganz zuversichtlich waren.
Wir waren ein gemischter Haufen, die Mädchen aus der einen Schule und die Jungs aus der Schule nebenan. Unsere Clique war mit den Jahren gewachsen, in der ersten Zeit hatten wir uns in den Schulbussen und am Zaun getroffen, der die beiden Schulhöfe trennte. Als wir dann in die Oberstufe gekommen waren, durften wir in der Mittagspause das Schulgelände verlassen, und damit wurden ein paar Beziehungen ein bisschen komplizierter. Im Moment gab es noch keine speziellen Pärchen, doch nach meinem Gefühl würde sich das nach dem Ende der Prüfungen ändern.
Ich wusste, dass Grace scharf auf Jack war. Wir hatten viele gemeinsame Stunden damit zugebracht, unsere Angriffspläne auf ihn und Rob zu schmieden. Allerdings wussten wir auch, dass einige von den anderen Mädels genau diese beiden auserkoren hatten, und so war zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch alles offen.
Rob wirkte nachdenklich, als er mich vor unserem Aufbruch ins Kino musterte. »Hübsches Outfit.« Er nickte beifällig. »Wie ist es denn zu dem Imagewechsel gekommen?« Mit leicht geneigtem Kopf blickte er mich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen von oben bis unten an.
»Ach, eigentlich war das ein Notfallbesuch in einem Secondhandshop«, sagte ich verlegen und hörte Grace vor Verzweiflung hinter mir aufseufzen.
»Sag ihm das doch nicht – lass ihn denken, du hättest dir Mühe gegeben«, flüsterte sie mir ins Ohr. Ich stöhnte innerlich – ich war nicht besonders gut darin, so cool zu sein, wie ich wirken wollte.
»Wirklich?« Er lächelte und beugte sich etwas vor. »Was denn für ein Notfall?« Die anderen in der Gruppe wurden still, neugierig darauf, was mich dazu gebracht hatte, die Grundregeln meines Klamottenstils zu ändern.
»Also …« Ich zögerte und hatte plötzlich keine Lust mehr, allen von dem Armreif zu erzählen. »Irgendwie bin ich in den Fluss gefallen, als ich versucht hab, einem Schwan zu helfen, der sich in einem Draht verfangen hatte.«
Meine Freunde brüllten vor Lachen. Das war die Alex, die sie kannten, nicht die, die da in einem zarten Flatterkleid vor ihnen saß.
»Du bist doch noch gar keine Tierärztin, Alex«, sagte Jack und wuschelte mir durchs Haar. »Du solltest die Tiere lieber in Ruhe lassen, bis du weißt, was du da tust.«
»Ich glaube, der Schwan würde dir recht geben«, gab ich reumütig zu und erwiderte sein Lächeln.
»Unangenehme, bösartige Dinger, diese Schwäne«, fügte Jack hinzu. »Ich würd mich wegen so einem Vieh nicht schmutzig machen.«
»Dann ist Alex mutiger als du, Kumpel.« Rob lächelte und rückte dichter an mich heran. Mir fiel auf, dass seine Augen nicht mitlächelten. Auch wenn Jack und Rob meistens gut miteinander auszukommen schienen, war ich mir nicht ganz sicher, ob Rob Jack echt mochte, und das enttäuschte mich.
Jack war einer meiner ältesten Freunde, wir waren im Grunde gemeinsam aufgewachsen. Außerdem war er einer der bestaussehenden Jungs in der Stadt und als Kapitän der Fußballmannschaft unheimlich gut in Form. Es war ein Jammer, dass ich ihn immer nur als einen zweiten Bruder ansehen konnte. Jacks älterer Bruder und mein Bruder Josh waren mit vier Jahren in dieselbe Vorschulklasse gekommen, und seitdem waren die beiden Jungs und auch unsere Eltern enge Freunde. Das Ergebnis war, dass wir Kinder viele Sachen gemeinsam machten. Als einziges Mädchen wurde ich regelmäßig überstimmt und lernte dafür, auf Bäume zu klettern, Fußball zu spielen und überhaupt überall mitzumachen. Jack und ich hatten eine lange gemeinsame Geschichte.
Und jetzt, wo ich Rob so zuhörte, wurde mir klar, dass er eifersüchtig auf Jack war. Kein Wunder, dass er gereizt reagierte. Ich sah, wie Grace, amüsiert über Robs Verhalten, ihre perfekt gezupften Augenbrauen hob. In diesem Moment wussten wir beide, dass ich die Schlacht gegen Ashley gewonnen hatte, bevor sie überhaupt losgegangen war. Rob Underwood, der coolste Typ der ganzen Schule! Ich konnte es noch gar nicht richtig fassen, dass er, wenn ich jetzt nicht den Kopf verlor, reif für den Abschuss war. Ich versuchte, ruhig zu atmen und die Schmetterlinge in meinem Bauch zur Ruhe kommen zu lassen.
Rob hatte sich neben mich gesetzt und den Arm über meine Stuhllehne gelegt. Ich warf im Fenster uns gegenüber einen verstohlenen Blick auf ihn. Er sah auf eine
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