Nur ein Hauch von dir
bei dem Stift gab er auf.
»Sie haben nicht vielleicht einen …«, fing er an und wandte sich um. Vor ihm stand Penny mit einem Kuli in der Hand.
»Möchten Sie die vollständige Krankengeschichte?« Sie versuchte, möglichst tüchtig zu klingen.
Dr. Luck nickte mit gezücktem Stift.
Sie zog ihre Notizen zu Rate. »Vor drei Tagen bewusstlos Nähe Blackfriars Bridge in der Themse gefunden. Einzige sichtbare Verletzung ist eine Verbrennung ums Handgelenk. Keine inneren Verletzungen. Dafür, dass sie im Fluss gefunden wurde, hatte sie bemerkenswert wenig Wasser in der Lunge. Toxikologische Untersuchung ohne Befund. Keine besonderen Merkmale außer ihrer Verletzung, und sie hatte nichts bei sich.
Gestern hat sie das Bewusstsein wiedererlangt, und für eine Weile dachten wir, wir müssten sie auf die psychiatrische Station verlegen. Sie hat einfach nicht mehr aufgehört zu schreien, bis wir heute schon fast so weit waren, sie ruhigzustellen. Da hat sie sich plötzlich beruhigt, aber wenn wir versucht haben, mit ihr zu reden, hat das zu nichts geführt. Ihre Erinnerungen scheinen bruchstückhaft zu sein. Sie hat geschrien, dass sie eigentlich tot sein sollte, und auf jemanden namens Callum geschimpft, der für alles verantwortlich sei, doch sie konnte – oder wollte – uns keinen Hinweis darauf geben, wer sie ist. Seitdem starrt sie nur ins Leere.«
Dr. Luck blickte von seinen hingekritzelten Notizen auf. »Psychologische Beratung?«
»Haben wir angefordert, aber es war noch keiner da. Offensichtlich ist in der Notaufnahme die Hölle los.«
»Toll. Genau, was ich brauche. Eine selbstmordgefährdete Amnesiepatientin.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und streckte die langen Beine in ihre Richtung aus.
»Nun, es ist ein bisschen besser geworden«, fügte Penny hinzu. »Ich habe eben das Fenster neben ihrem Bett aufgemacht, um frische Luft reinzulassen, und man konnte hören, wie die Glocken schlugen. Da hat sie sich plötzlich aufgesetzt und mich gefragt, vollkommen ruhig und klar, welche Kirche das war.
St. Paul’s,
hab ich gesagt.
Sind Sie schon mal dort gewesen?
Einen Moment war sie ganz still, und dann hat sie gesagt:
Catherine. Ich bin Catherine.
«
Über S. C. Ransom
S. C. Ransom arbeitet als Headhunterin in London, doch auf dem Weg ins Büro und an den Abenden ist sie Schriftstellerin. Ihr erster Roman ›Nur ein Hauch von dir‹ war ein Geburtstagsgeschenk für ihre Tochter und entstand zu großen Teilen unterwegs auf dem BlackBerry. S. C. Ransom lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Surrey, England.
Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage, auch zu E-Book-Ausgaben, gibt es bei www.fischerschatzinsel.de
Impressum
Covergestaltung: Hannah Hörl, München
Die englische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel ›Small Blue Thing‹ bei Nosy Crow Ltd, London
Text copyright © S. C. Ransom
This translation of ›Small Blue Thing‹ is published by arrangement with Nosy Crow Limited
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
Covergestaltung: Hanna Hörl Designbüro unter Verwendung von Fotos von Getty Images (Mädchen), iStockphoto (Landschaft), Shutterstock (Gesicht, Stadt)
Nach den Regeln der neuen Rechtschreibung
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-402072-3
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