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deine netten Nachrichten auf meiner Mailbox, findest du nicht?“
Markus zuckt nur mit den Schultern. „Glaub mir oder lass es. Ich kann es nicht ändern. Ich kann dir nur sagen, ich war nicht in deiner Wohnung, und ich bezweifele sehr, dass mein Vater etwas damit zu tun hatte. Wir wissen nämlich noch immer nicht, wo du wohnst. Du hattest in deiner Handtasche nicht einmal einen Personalausweis. Was auch immer in deiner Wohnung los war, wir waren es nicht, wir hatten nichts damit zu tun. Und wer ist denn Emily?“, will er dann auch noch wissen.
„ Das geht dich gar nichts an!“, maule ich nur. Ich will nicht mehr mit ihm reden, ich will nicht mehr nachdenken, ich will nicht mehr in diesem vermaledeiten Keller eigensperrt sein. Da war ich so weit, dass ich ihm geglaubt habe, dass ich dachte, Markus stünde auf meiner Seite, wäre ehrlich zu mir. Und dann das. Er lügt mich noch immer an. Oder nicht?
Eines weiß ich jedenfalls mit Sicherheit: Es war absolut richtig, ihm nicht zu vertrauen. Unter gar keinen Umständen hätte ich ihn vollständig in meinen Plan einweihen oder ihm den Aufbewahrungsort des Armreifs verraten dürfen.
„ Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir?“, fragt Markus. Dumme Frage.
„ Ach, lass mich einfach in Ruhe“, schnauze ich ihn an. Und das ist es, was ich wirklich will: Ruhe. Ich brauche Zeit, um alles zu verarbeiten.
Gedankenverloren versuche ich, durch den Verband hindurch an meinem linken Arm zu kratzen. Es juckt fürchterlich. Eigentlich hätte ich auch schon längst zur Kontrolle ins Krankenhaus gehen sollen. Hoffentlich entzündet es sich nicht.
„ Tut dein Arm sehr weh?“, fragt Markus besorgt.
„ Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen. Dass Menschen sich verletzen können, bei eurer dummen Schatzsuche“, zicke ich ihn an.
Ich bin so müde und so erschöpft, dass ich tatsächlich mit dem Gedanken spiele, doch ein wenig zu schlafen. Ein kurzes Nickerchen würde vielleicht schon genügen, um mich weniger dünnhäutig und dafür etwas klarer im Kopf zu machen.
Schweigend sitzen wir nebeneinander auf der Pritsche, als plötzlich Schritte im Flur hinter der Tür erklingen.
Alles in mir verkrampft sich, was wird gleich passieren? Vermutlich wird Wiesenthal stinksauer sein, ungeduldig, aggressiv. Auch er ist unausgeschlafen, ein falsches Wort oder ein falscher Blick könnten genügen, um dieses Nervenbündel explodieren zu lassen. Und das könnte ich mit meinem Leben bezahlen.
Vor lauter Anspannung beginne ich zu zittern. Die Schritte werden lauter, ein Schlüssel wird in das Türschloss geschoben. Ich starre stur nach vorn, auf den Boden vor der Tür, doch ich bemerke aus den Augenwinkeln, dass Markus ein wenig von mir abrückt. Er flüstert leise: „Vertrau mir. Alles wird gut“, und dann öffnet sich die Tür.
Im Türrahmen steht Wolfram Wiesenthal mit einer Pistole in der einen und einer grellen Taschenlampe in der anderen Hand. Nach dem schummrigen Licht in unserem Verlies sind wir beide von dem hellen Lichtstrahl der Taschenlampe geblendet. Vermutlich hält der Psycho deshalb auch die Lampe genau auf unsere Augenhöhe; so können wir nicht versuchen, ihn zu überrumpeln.
Markus erhebt sich und macht ein paar Schritte auf seinen Vater zu, gleichzeitig lässt Wiesenthal die Taschenlampe sinken, richtet ihren Strahl auf den Boden vor mir und zielt nun mit der Waffe auf mich.
„ So, du Miststück. Dein Armreif wurde dir also geklaut, was?“ Ich sage lieber erst mal nichts. Auch Markus scheint eine Strategie des Abwartens zu bevorzugen, auch er schweigt.
Feindselig stiert Psycho-Dad mich an. „Schon komisch, niemand in meinem Hotel wusste etwas von dem angeblichen Diebstahl. Seltsamerweise hatte auch die Polizei keinen Anruf aufgezeichnet, in dem es um ein verschwundenes Erbstück ging.“ Er bleibt ruhig, und das wiederum lässt meine Angst noch größer werden, habe ich ihn doch bisher als jähzornigen Kontrollfreak erlebt. Aber diese Ruhe, diese Gelassenheit, diese Selbstbeherrschung – mein Zittern wird immer schlimmer.
„ Gut, gut, du hattest deinen Spaß, nicht? Wollen wir uns jetzt wie Erwachsene über das, was rechtmäßig mir gehört, unterhalten, oder willst du weiter in der Ecke sitzen wie ein bockiges Kind?“ Rechtmäßig ihm gehören, dass ich nicht lache! Wie ein bockiges Kind, genau! Ich nehme all meinen Mut zusammen und schaue ihm fest in die Augen, sage aber weiterhin nichts.
„ Das Gute an meiner kleinen Unterhaltung
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