Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
und arbeitete verbissen weiter, um die Erinnerungen aus seinem Kopf zu verbannen.
Wieder klebte eine Notiz am Kühlschrank, als Trent nach Hause kam. “Ihre Wäsche liegt zusammengelegt auf dem Bett”, las er. “Ich wusste nicht, ob ich die Schränke und Schubladen öffnen darf, um sie wegzusortieren. Ich hatte vergessen, zu fragen.”
Und wieder folgte ein PS. “Haben Sie den Schaukelstuhl gemacht? Er ist wunderbar.”
Kopfschüttelnd griff Trent in den Kühlschrank und nahm sich eine Cola. Er trank sie fast in einem Zug und las den Zettel dann noch einmal. Annie schien eine Vorliebe für seine Möbel zu entwickeln.
Trent musste an die schäbige Einrichtung denken, die er bei ihr zu Hause gesehen hatte. Das meiste davon war wohl mehr aus praktischer Erwägung und Sparsamkeit angeschafft worden als wegen seiner Schönheit.
Sie ist schon eine seltsame Person, dachte er und warf den Zettel auf die Ablage. Hübsch, aber seltsam.
Er ging ins Schlafzimmer und sortierte die Wäsche. Dabei fragte er sich erneut, was wohl Annies Geheimnis war. Es irritierte ihn, dass er ihr gegenüber regelrecht fürsorgliche Gefühle entwickelte. Vorhin auf dem Dach hatte es ihn doch tatsächlich zufrieden gestimmt, dass er jemandem half, der es brauchte.
Als könnte ich Annie irgendetwas bieten – oder sonst irgendjemandem, sagte er sich wütend.
Wenn Annie dienstags und freitags nach Hause kam, schaute sie immer als Erstes nach, was Trent tagsüber bei ihr getan hatte. In nur drei Wochen hatte er erstaunlich viel geschafft. Ihr Kontakt untereinander hatte sich allerdings auf kurze Begegnungen morgens in seiner Hütte beschränkt.
Annie fand, dass sie ihre Reaktion auf Trent gut verbarg. Er sollte auf keinen Fall merken, dass sie jedes Mal dahinschmolz, wenn er sie mit seinem durchdringenden Blick ansah. Aber es würde sie auch nicht überraschen, wenn er etwas ahnte. Seine atemberaubende Wirkung auf Frauen war ihm sicher bekannt.
Seine Mutter hatte ihr gesagt, dass Trent ihre Abmachung nur als kurzes Arrangement betrachtete und es jederzeit beenden könnte. Aber selbst, wenn er morgen beschloss, dass der Tauschhandel vorbei war, hätte es sich für sie gelohnt. Ihre Treppe war repariert, es regnete nicht mehr herein, und die Dachrinne und Abflüsse waren sauber. Sie wusste nicht, wie viele Stunden er gearbeitet hatte – wenn sie kam, war er jedes Mal bereits fort –, aber er war mit ihrem Haus sicher länger beschäftigt gewesen als sie mit seinem.
Sie wollte nicht zurückstehen und hatte sich wirklich Mühe gegeben, hatte geputzt, geschrubbt und poliert, was das Zeug hielt. Er hatte ihr völlig freie Hand gelassen, also hatte sie die Böden gereinigt, den Ofen sowie den Kühlschrank gesäubert und die Fenster geputzt. Sie hatte alles abgestaubt, was sie zu fassen bekam, aber es schien immer noch nicht genug zu sein.
In den Stunden in seinem Haus hatte sie ein seltsames Gefühl der Vertrautheit zu ihm entwickelt. Dieses Gefühl hatte sie bei ihren übrigen Kunden nie, und sie sagte sich, dass das eigentlich nur daran liegen könnte, dass er immer in ihrem Haus werkelte, während sie zur gleichen Zeit in seinem arbeitete. Denn ansonsten gab es keinerlei persönliche Verbindung zwischen ihnen.
Als sie an diesem ersten Dienstag im März nach Hause kam – es war ihre vierte Woche als Trents Haushaltshilfe – sah sie verblüfft, dass er seinen Schaukelstuhl in ihr Wohnzimmer gestellt hatte. Nein, es war nicht seiner. Auf den zweiten Blick sah sie, dass er genauso schön, aber nicht derselbe war. Farbe und Maserung waren anders.
An der Lehne klebte ein Zettel. In Druckbuchstaben stand dort: “Sie sagten, Ihnen gefiele mein Stuhl. Dieser hier ist der erste, den ich gemacht habe. Ich musste die Armlehne noch mal leimen, aber wenn Sie ihn möchten, gehört er Ihnen.” Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, zu unterschreiben.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie den Stuhl näher betrachtete. Sie fand die geleimte Stelle nicht sofort, weil sie so perfekt ausgebessert war, dass man sie nur mit Argusaugen entdecken konnte. Aber mit oder ohne Makel, sie liebte den Stuhl.
Selig ließ sie sich darauf sinken und begann zu schaukeln. Der Stuhl war himmlisch für ihre müden Glieder. Sie war umgeben von schönen Dingen aufgewachsen, aber noch nie hatte ein Möbelstück sie so begeistert.
Sie sah sich schon an kalten Abenden hier sitzen, schaukeln, ausruhen, Musik hören – wenn sie genug Geld für eine Stereoanlage gespart
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