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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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pissen.
    Beim Händewaschen auf der Toilette sah er in den verdreckten Spiegel und schüttelte den Kopf.
    »Du hast dich kein bisschen unter Kontrolle.«
     
    Er saß im Wagen vor der Praxis, rauchte und hörte Art Blakey and the Messengers. Die scharfen, disharmonischen Bläser bei »A Night in Tunisia« waren gleichzeitig sinnlich und beruhigend. Als er instinktiv nach einer dritten Zigarette griff, drehte er abrupt die Musik aus, sprang aus dem Wagen und ging über die Straße.
    Das Wartezimmer war voll. Eine dünne ältere Dame hielt eine Katzenkiste umklammert, aus der in regelmäßigen Abständen klägliche Schreie drangen. Zwei junge Frauen saßen auf einer Couch und blätterten Zeitschriften durch, zu ihren Füßen ein traurig guckender schwarzer Zwergspitz. Connie telefonierte. Als er reinkam, warf sie ihm ein verkniffenes Lächeln zu, dann sah sie weg. Sie vertröstete einen zweiten Anrufer in die Warteschleife und nahm ihr Gespräch wieder auf.
    »Ich gehe durch«, flüsterte er ihr zu und zeigte in Richtung Korridor.
    Sie nickte. Als er am Sprechzimmer vorbei in die Behandlungsräume ging, rang er nach Luft. Connie machte ihm Angst. Sie zu sehen, war nie ganz einfach, es verwirrte ihn jedes Mal, und er fühlte sich wieder wie der schüchterne, verschlossene Junge, der er in der Schule gewesen war. Gleichzeitig verspürte er ein tiefes, befriedigendes Wohlbehagen, ein warmes Gefühl, das seinen ganzen Körper durchströmte. In ihrer Gegenwart fühlte er sich, als trete er aus dem Schatten hinaus in die Sonne. Die Welt kam ihm kälter vor, wenn Connie nicht da war. Ihr nahe zu sein, machte ihn glücklich.
    »Was machst du hier?« In ihrer Stimme lag nichts Bedrohliches. Sie hatte die Arme verschränkt, das blonde Haar war zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Scheint viel los zu sein bei euch.«
    »Das ist samstags immer so.«
    Sie ging zum Röntgentisch rüber und zupfte ein paar Fussel von dem blauen Abdecktuch. Aus dem Sprechzimmer hörte er einen Hund knurren.
    Sie weigerte sich, ihn anzusehen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich ihm gegenüber in der Öffentlichkeit verhalten sollte, und das machte ihm jedes Mal bewusst, wie jung sie war: die Pickelchen links unter der Lippe, die Sommersprossen auf ihrer Nase, und wie sie plump die Schultern hängen ließ. Steh gerade, wollte er ihr sagen, du brauchst dich nicht dafür schämen, dass du groß bist.
    »Aish hat mich gebeten, ein paar Valium zu holen.«
    Als er den Namen seiner Frau erwähnte, sah Connie ihn an und schien plötzlich zum Leben zu erwachen.
    »Die sind im Sprechzimmer.«
    »Ich warte, bis Brendan mit seinem Patienten fertig ist.«
    »Ist okay, ich hol sie.« Sie stürmte durch den Korridor und kam mit fünf Tabletten in einer kleinen Plastiktüte wieder. »Reicht das?«
    »Klar.« Er nahm die Tüte und strich dabei mit dem Finger überihr Handgelenk. Sie schaute zur Seite, zog den Arm aber nicht weg.
    »Hast du eine Zigarette für mich?« Sie sah ihm jetzt direkt ins Gesicht, ihre stechend blauen Augen blickten ihn fordernd an. Brendan war überzeugter Nichtraucher und würde es sicher missbilligen, wenn Hector einem Teenager eine Zigarette gab. Nein, kein Teenager, Connie war eine junge Frau. Sie schien ihn provozieren zu wollen. Ihr eindringlicher Blick erregte ihn. Er gab ihr eine Zigarette. Als Connie die Tür zur Veranda öffnete, machte er Anstalten, ihr zu folgen.
    »Pass auf Brendan auf, ja? Oder falls jemand reinkommt.« Manchmal klang sie immer noch wie eine Londonerin. Er nickte, und sie warf die Fliegengittertür hinter sich zu.
    Durchs Fenster sah er Connie rauchen und saugte ihren Anblick in sich auf. Das dichte blonde Haar, der dralle Hintern und die langen, kräftigen Beine in den zu engen schwarzen Jeans. Ihr anmutig geschwungener Hals. Das Telefon klingelte, sie warf die Zigarette auf den Boden, trat sie aus, nahm den Stummel und schnippte ihn in die Mülltonne. Dann eilte sie an ihm vorbei und ging ans Telefon.
    »Guten Tag, Sie sprechen mit der Tierärztlichen Praxis Hogarth Road, Connie am Apparat. Einen Augenblick, bitte.« Sie wandte sich ihm zu. »War sonst noch was?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir sehen uns heute Nachmittag.«
    Verwirrt sah sie ihn an, und wieder war er beeindruckt von ihrer Jugend, der Naivität, die sie selbst so an sich hasste. Er wollte sie dafür loben, dass sie den Zigarettenstummel in den Müll geworfen hatte, tat es dann aber doch nicht, weil sie es sicher als überheblich

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