Nur eine perfekte Affäre?
darin zu, dass er hätte ehrlich zu dir sein sollen.“
Caroline zog heftig an einem sturen, eingegangenen Busch. Die schwere Arbeit half ihr, ihren Frust abzubauen. „Er hat seine Tochter verloren und gibt sich daran die Schuld. So viel habe ich begriffen. Aber warum hat er mich angelogen? Warum konnte er mir nicht die Wahrheit erzählen? Ich hätte ihn verstanden.“
Maddie unterbrach ihre Arbeit und sah Caroline an. „Vielleicht weil er selbst kaum der Wahrheit ins Gesicht sehen konnte. Von Ort zu Ort zu ziehen und keinen Menschen mehr richtig an sich heranzulassen war offenbar seine Art, mit dem Verlust fertig zu werden. Es war vielleicht seine einzige Rettung.“
„Er musste mich nicht anlügen“, erwiderte Caroline mit einem Kopfschütteln. „Er wusste von Gil und was ich mit ihm durchgemacht habe. Ich Idiotin war ganz offen und ehrlich zu ihm.“
Ihre Freundin grub eine verwelkte Pflanze aus. „Du hast ja recht. Er ist ein mieser Typ. Ein Schuft. Vielleicht solltest du ihn sofort von deinem Grundstück werfen, wenner zurückkommt.“
„Falls er zurückkommt. Und er ist kein mieser Typ. Ein Schuft vielleicht“, entgegnete Caroline.
„Weil er dir dein Herz gestohlen hat?“
Caroline begann, den Boden für den Hibiskus und die Gardenien umzugraben, die sie hier pflanzen wollte. „Ich mag mich in ihn verliebt haben. Aber ich vertraue ihm nicht. Wie könnte ich auch? Ich dachte, ich würde Sam kennen.“
„Vielleicht tust du das schon. Vielleicht ist er mittlerweile zu sich selbst gekommen und du hast den wirklichen Sam Beaumont kennengelernt.“
Caroline wollte nicht so dumm sein, sich Hoffnungen zu machen. Sie hatte bei Gil ihre Lektion gelernt. Dieses Mal wusste sie es besser. „Er ist reich, ihm gehört ein riesiges Bauunternehmen. Bis vor ein paar Tagen wusste ich nicht einmal, dass er verheiratet war und ein Kind hatte. Nein, ich kenne Sam nicht wirklich. Aber das spielt auch alles keine Rolle mehr, Maddie. Er muss jetzt in Houston die Verantwortung übernehmen.“
Und er konnte Annabelle nicht gegenübertreten. Das fühlte sie, auch wenn sie es nicht hinzufügte. Wenn sie jetzt zurückdachte, hatte er es möglichst vermieden, über sie zu reden. Caroline konnte sich nur vorstellen, welche Qual es für ihn sein musste, seine Tochter zu verlieren und auch noch das Gefühl zu haben, ihren Tod indirekt verursacht zu haben. Wie schwer es für ihn gewesen sein musste, Annabelles Spielsachen zu sehen. Jetzt verstand sie auch, warum er es vermieden hatte, die Fotos in ihren Schlafzimmer zu betrachten – Annabelle darauf mit strahlendem Gesicht lächeln zu sehen war für Sam wohl kaum zu ertragen gewesen. Caroline sehnte sich nach ihm. Aber sie fühlte sich immer noch betrogen.
„Er ist jetzt seit drei Tagen weg“, sagte Maddie. „Hast du etwas von ihm gehört?“
„Sam hat jeden Tag angerufen und eine Nachricht hinterlassen.“
„Weil du nicht ans Telefon gehen willst?“
„Ich würde einfach nicht wissen, was ich ihm sagen soll. Außerdem erkundigt er sich lediglich nach der Ranch und dem Fortgang der Arbeit. Und er fragt, wie es mir geht. Aber er sagt kein Wort über seine Rückkehr.“
„Das klingt, als ob du dem Mann am Herzen liegst.“
Caroline zuckte die Achseln. „Falls er zurückkommt, wird er nur die geschäftliche Abmachung mit mir erfüllen. Meine private Verbindung zu Sam ist beendet.“ Fast hätte sie „mein kleines Liebesabenteuer“ gesagt, aber so war es mit Sam nicht gewesen. Für sie war es etwas Besonderes gewesen. Sie würde die gemeinsame Zeit mit ihm nicht banalisieren. Die Erinnerungen daran würden nicht so bald verblassen, da war sie sicher. Sie liebte ihn immer noch, den Schuft.
Als ihre Freundin sich nach dem Mittagessen von ihr verabschiedete, bedankte Caroline sich bei ihr für ihre Hilfe. Am Nachmittag pflanzte sie die restlichen Blumen ein, und abends kümmerte sie sich um allerlei Krimskrams. Morgen würde sie versuchen, selbst einige Arbeiten in den Ställen auszuführen. Erschöpft fiel sie noch vor zehn Uhr ins Bett.
Als Caroline am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich frisch und ausgeschlafen. Schnell stand sie auf und zog ihre Arbeitskleidung – Jeans und ein altes Tanktop – an. Es war ein schwüler und bewölkter Sommertag. Sie ging in die Küche, setzte Kaffee auf und wurde auf ein lautes Hämmern aufmerksam, das aus den Ställen zu kommen schien. Sie hörte genau hin und war sicher, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Als
Weitere Kostenlose Bücher