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Nur einen Tag noch

Titel: Nur einen Tag noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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einfach unglaublich .«
    Ein paar Wochen später gewannen die Pirates die Meisterschaft. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich daran Anteil hatte; sie waren schon an der Spitze, als ich bei ihnen anfing. In einem Play-off-Spiel trat ich in vier Innings als Catcher an, und beim Schlagen donnerte ich einen Ball weit ins rechte Feld. Er wurde gefangen, und damit war ich draußen, aber ich weiß noch, wie ich dachte: Immerhin ein Anfang. Ich kann hier mithalten.
    Doch es war kein Anfang. Für mich jedenfalls nicht. Wir kamen in die World Series, wurden aber in fünf Spielen von den Baltimore Orioles geschlagen. Ich hatte nicht mal eine Chance zum Schlagen. Im letzten Spiel verloren wir fünf zu null, und nach dem letzten Out stand ich bei der Spielerbank und sah zu, wie die Spieler der Baltimore Orioles johlend aufs Feld rannten und sich am Wurfmal alle auf einen Haufen warfen. Anderen Beobachtern mögen sie freudig vorgekommen sein, aber auf mich wirkten sie eher erleichtert, als sei der Druck von ihnen genommen.
    Danach habe ich so eine Szene nie mehr aus nächster Nähe erlebt, aber ich träume manchmal davon. Dann gehöre ich zu denen, die sich dort johlend auf einen Haufen werfen.
     
     
    Hätten wir die Meisterschaft gewonnen, dann hätte es eine Siegesparade in Pittsburgh gegeben. Doch da wir auswärts verloren hatten, gingen wir in Baltimore in eine Bar und machten eine Sause. Damals trank man, um eine Niederlage zu vergessen, und wir tranken ausgiebig. Als Neuzugang im Team hörte ich vor allem den älteren Spielern zu, wie sie schimpften. Ich trank so viel, wie ich trinken sollte. Ich fluchte, wenn die anderen fluchten. Erst im Morgengrauen taumelten wir aus der Bar.
    Ein paar Stunden später flogen wir nach Hause – damals flog man mit offiziellen Fluglinien, nicht in Privatjets -, und die meisten von uns schliefen ihren Kater aus. Am Flughafen erwarteten uns Taxis. Wir schüttelten einander die Hand und sagten: »Bis nächstes Jahr.« Dann fielen nacheinander die Türen der Taxen zu, bumm, bumm, bumm .
    Im März darauf zog ich mir beim Frühjahrstraining eine üble Knieverletzung zu. Ich rannte aufs dritte Mal zu, blieb mit dem Fuß stecken, der Fielder stürzte auf mich, und ich spürte, wie etwas in meinem Knie zerriss. Der Arzt sagte, ich hätte einen Innenband-, Außenband- und Kreuzbandriss – den Hattrick der Knieverletzungen.
    Nach einer Weile war alles verheilt, und ich konnte wieder spielen. Doch in den nächsten sechs Jahren kam ich nie wieder auch nur in die Nähe der Profiliga, so sehr ich mich auch anstrengte, so gut ich mich auch selbst fand. Es war, als habe das Glück mich verlassen. Von jener Zeit blieben mir nur die Zeitungsausschnitte mit den Spielergebnissen von 1973 und meine Baseballkarte – die bis in alle Ewigkeit nach Kaugummi riechen wird -, auf der ich mit meinem Schläger abgebildet bin, ernsthaft in die Kamera blickend. Darunter steht mein Name in Großbuchstaben. Das Unternehmen, das den Kaugummi herstellte, ließ mir zwei Schachteln von diesen Karten zukommen. Die eine schickte ich meinem Vater, die andere behielt ich selbst.
    Eine kurze Zeit als Baseballprofi wird als »Tasse Kaffee« bezeichnet, und die habe ich in der Tat genossen, eine Tasse Kaffee am besten Tisch im besten Lokal der Stadt.
    Was gut und schlecht zugleich für mich war.
    Denn in diesen sechs Wochen bei den Pirates hatte ich mich lebendiger als je zuvor gefühlt. Das Scheinwerferlicht schien mich unsterblich zu machen. Ich sehnte mich nach dem riesigen Umkleideraum mit dem Teppichboden. Ich sehnte mich danach, wieder mit den anderen Jungs aus meiner Mannschaft auf Flughäfen unterwegs zu sein und von Fans bestaunt zu werden. Ich sehnte mich nach den Menschenmassen in den Stadien, dem grellen Licht, dem tosenden Jubelgeschrei – der Grandiosität. All das fehlte mir ganz entsetzlich. Meinem Vater auch. Wir spürten beide den brennenden Wunsch zurückzukehren; unleugbar und unausgesprochen.
    Deshalb klammerte ich mich ans Baseballspielen, auch als ich schon längst hätte aufhören sollen. Ich zog von einer Amateurliga-Stadt in die nächste, wie viele Sportler überzeugt davon, dass es mir als Erstem gelingen würde, das Altern zu ignorieren. Catherine schleppte ich mit durchs ganze Land. Wir wohnten in Portland, Jacksonville, Albuquerque, Fayetteville und Omaha. Während ihrer Schwangerschaft hatte sie drei verschiedene Ärzte.
    Maria kam schließlich in Pawtucket auf Rhode Island zur Welt,

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