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Nur Engel fliegen hoeher

Nur Engel fliegen hoeher

Titel: Nur Engel fliegen hoeher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Westfield
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nicht unsere Politik, Geld von ausländischen Diplomaten zu erpressen.« » Sondern?«
    »Wir wollen Ihnen helfen. Einfach nur helfen.« Der Mann mit der Goldbrille grinst wieder und zuckt mit den Augenbrauen. Davis wirkt wie versteinert. Er vergewissert sich noch einmal, dass er seinen Pass in der Tasche hat, und verlässt ohne Gruß den Raum.
    Kurz vor 20 Uhr fährt Marc Davis zum Bahnhof Zoo, parkt seinen Wagen aber in einer Nebenstraße. Es regnet ununterbrochen. Davis nimmt seine Waffe aus dem Handschuhfach, schiebt das Magazin hinein und lädt. Dann steckt er sie in die rechte Tasche seines Ledermantels. In der linken Innentasche hat er einen Briefumschlag mit eintausend Dollar in bar. Am Taxistand am Bahnhof Zoo schreitet er die lange Reihe der beigen Wagen ab. Hinter dem letzten parkt ein schwarzer Mercedes.
    Davis steckt seine rechte Hand in die Tasche und spürt das kalte Eisen der Waffe. Als er sich dem Mercedes nähert, wird ihm die Beifahrertür geöffnet und im Wagen geht das Licht an. Im Auto sitzt ein Mann, etwa fünfundvierzig Jahre alt, ein südländischer Typ, keine unfreundliche Erscheinung.
    »Steigen Sie schon ein, Mr. Davis, sonst werden Sie noch nass wie ein Pudel.«
    Davis nimmt auf dem Beifahrersitz Platz, umfasst aber weiter mit der rechten Hand seine Waffe in der Manteltasche.
    »Guten Abend, Mr. Davis«, sagt der Fremde und streckt ihm zum Gruß die Hand hin. Davis zögert.
    »Nun reichen Sie mir schon die Hand, Mr. Davis. Und lassen Sie Ihre Waffe bitte in der Tasche.«
    Davis zögert wieder, dann nimmt er seine Rechte aus der Tasche und gibt dem Fremden die Hand. »Wer sind Sie?«, fragt er.
    »Jaegersson, Lars Jaegersson ist mein Name. Ich bin Däne.«
    »Ein typischer Däne hat helle Haut und blondes Haar.«
    »Und ein typischer Amerikaner? Ist der schwarz oder weiß?«
    »In wessen Auftrag arbeiten Sie, Mr. Jaegersson?«
    »Ich fürchte, Sie haben zu viele James-Bond-Filme gesehen«, sagt Jaegersson und schaltet die Scheibenwischer ein.
    »Sind Sie von der Stasi? Oder vom KGB?«
    »Ich bin Gesandter des dänischen Friedenskomitees.« Er überreicht dem Amerikaner eine Visitenkarte.
    Davis sieht sie sich an. Auf der Vorderseite steht unter dem Namen Lars Jaegersson eine Postfachnummer im Internationalen Handelszentrum in der DDR-Hauptstadt, auf der Rückseite eine Anschrift in Kopenhagen.
    »Ich habe noch nie etwas von Ihrer Company gehört.«
    »Wir versuchen - mit unseren zugegebenermaßen bescheidenen Mitteln - den internationalen Entspannungsprozess zu fördern, indem wir Konfliktpotenzial erkennen und versuchen auf dem Wege stiller Diplomatie zu entschärfen.«
    »Dann geben Sie mir jetzt bitte alle Fotos, die Sie haben.«
    »Sorry, Mr. Davis. Ich habe kein einziges hier. An das brisante Bildmaterial komme ich nicht heran. Allein daran sollten Sie erkennen, dass ich nichts mit einem Geheimdienst zu tun habe.«
    »Aber Sie kennen die Fotos?«
    »Ja.«
    »Wo wurden sie aufgenommen?«
    »In einem Hotel in Prag.«
    »Meine Frau war nie in Prag.«
    »Offensichtlich unterschätzen Sie Ihre Lebensgefährtin.«
    »Wer ist der Mann in ihrem Bett?«
    »Ein DDR-Bürger. Den dortigen Behörden hinlänglich bekannt. Ein sehr zwielichtiges Element.«
    »Hat er etwas mit der Stasi zu tun?«
    »Das weiß ich nicht. Mir ist lediglich bekannt, dass er nach einem Treffen mit Ihrer Freundin in Greifwald bei der Stasi einen Bericht abgegeben hat.«
    »Julia war nie in Greifswald.«
    »Ich stelle erneut fest, dass Sie vom wahren Leben Ihrer Freundin wenig wissen. Kurz vor Weihnachten letzten Jahres ist sie im Transit von West-Berlin nach Schweden gefahren.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Aber Julia hat die Transitstrecke verlassen und sich mit diesem Mann in Greifswald getroffen. Danach gab ihr Liebhaber besagten Bericht bei der Stasi-Kreisverwaltung Greifswald ab. Mehr ist mir nicht bekannt.«
    »Heißt das, dass meine Lebensgefährtin ein erotisches Verhältnis zu einem Stasi-Mann hat?«
    »Tut mir leid, dazu kann ich nichts sagen.«
    »Oh my God! Das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte.«
    »Ich habe allein in Ihrem Interesse um dieses Treffen gebeten, Mr. Davis, damit Sie erkennen, in welcher Gefahr Sie schweben.«
    »Wie komme ich an die Fotos und an die Negative?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Und Sie sind wirklich kein Stasi-Mann?«
    »Dann wäre ich nicht hier, um Ihnen zu helfen.«
    »Was kann ich tun?«
    »Der Verdacht liegt nahe, dass Ihre Lebensgefährtin versuchen wird,

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