Nur für eine Stunde?
Ernährung zu fördern, aber wetten, dass wir mit irgendeinem ominösen Chemie-Sprudel um den Platz auf den Verkaufsregalen konkurrieren?”
“Ich tippe auf Quellwasser”, sagte Blake, “das ist neuerdings in. Die Leute denken, Wasser in Flaschen ist das Allergesündeste. Dabei wimmelt es von Bakterien und all solchem Zeug.”
Doug nickte. “Jedenfalls bin ich der Meinung, Blake, dass ein Trip nach Chicago unerlässlich ist. Wir sollten wirklich alles daransetzen, mit den Leuten von Good Earth ins Geschäft zu kommen.”
Doug hatte zu viel Energie. Er war wie eine zu grelle Sonne oder ein zu starker Wind – seine bloße Gegenwart verursachte Blake Kopfschmerzen. “Okay. Reservieren Sie einen Flug für sich, und bringen Sie die Sache in Ordnung.”
“Es wäre besser, wenn Sie mitkämen, Blake. Schließlich haben Sie diesen Deal angeleiert.”
Blake setzte zu einer Antwort an, schwieg dann aber. Es traf nicht ganz zu, dass er den Deal initiiert hatte. Es war eher zufällig passiert, in einem Hotel in Jamaica, wo er die Tochter des Besitzers der Naturkostkette kennengelernt hatte. Sie hatten sich sofort verstanden und eine super Woche miteinander verbracht. Als er ihr bei einem Drink in der Strandbar von seinem früheren Job als Barkeeper erzählte und von dem Unternehmen, das daraus geworden war, hatte Tracy sofort die Idee gehabt, er solle versuchen, mit ihrem Vater ins Geschäft zu kommen. Ihr Vater, davon war sie überzeugt gewesen, würde sein Produkte mit Kusshand in sein Warensortiment aufnehmen.
Nach ihrer Rückkehr in die Staaten hatten sie eine Zeit lang per E-Mail korrespondiert, bis Tracy ihm mitteilte, dass sie seit einer Weile ans Heiraten dächte und anscheinend den Richtigen gefunden hätte. Blake hatte ihr alles Gute gewünscht, womit die Korrespondenz beendet war. Der Deal mit Good Earth hingegen war mittlerweile gereift.
Blake wusste, dass es konventionellere Geschäftsmethoden gab – Methoden, die man an der Universität lernte, so wie Doug. Aber er tat die Dinge auf seine Art und war damit bisher nicht allzu schlecht gefahren. Seinen Erfahrungen nach lief sich alles irgendwie zurecht.
“Also gut, wir fliegen nach Chicago”, gab er nach – vor allem, weil er Doug aus seinem Büro haben wollte.
Dougs verdrossene Miene erhellte sich. “Sie kommen mit? Das erleichtert mich. Wenn Sie Ihren Charme sprühen lassen, werden wir keine Probleme haben.”
“Doug, der Charme, auf den Sie anspielen, dürfte bei einer verlobten Frau nicht mehr angebracht sein.” Da Doug keine Anstalten machte zu gehen, stand Blake auf und ging um seinen Schreibtisch herum, um ihn zur Tür zu begleiten. Eigentlich war es ein normaler Tisch, denn Blake war kein Schreibtischtyp. Er hatte lange nach einem soliden und stabilen Tisch gesucht, auf den er die Füße legen konnte, ohne dass er Gefahr lief, ihn umzustoßen.
Sein Büro gefiel Blake. In den Regalen Bücher und Zeitschriften und Geschäftsberichte. An der Wand ein großes gerahmtes Foto vom sturmgepeitschten Meer im Winter und daneben ein Poster, das Geschenk einer Freundin. Es zeigte eine Coca-Cola-Reklame aus den fünfziger Jahren. Ein Bursche mit Schmalzlocke und sein süßes blond gelocktes Mädchen hielten lachend ihre Colaflaschen, die mit den Etiketts “Blake’s Fruit Brews” überklebt waren. Jenny hatte ihm das Poster zu Weihnachten geschenkt. Sie hatte auch etwas von ihm bekommen – er erinnerte sich nicht mehr, was. Im Februar redeten sie nicht mehr miteinander. Aber das Poster mochte er sehr.
Doug hatte sich in Bewegung gesetzt, blieb aber zögernd an der Tür stehen. Blake konnte sich denken, warum er dastand und herumdruckste. Wahrscheinlich befürchtete Doug, dass ihm der Ernst der Lage nicht bewusst war. “Ist Ihnen der Ernst der Lage bewusst?” war einer seiner Lieblingssätze, und es wunderte Blake, dass er diesen Spruch an diesem Morgen noch nicht gebracht hatte.
“Hören Sie, Doug, ich begreife den Ernst der Lage”, versicherte er ihm in der Hoffnung, er würde dann endlich gehen. “Wir reisen nach Chicago und machen Männchen, okay?”
Dougs runzelte frustriert die Stirn. “Dies ist kein Spaß, Blake. Es geht um den Vertrieb im Mittleren Westen. Wir haben den Deal fast unter Dach und Fach, und es wäre sehr, sehr ärgerlich, wenn der Vertrag nicht zustande käme.”
“Ich weiß, ich weiß. Wir werden unseren Fang nicht verlieren. Keine Sorge, Doug, wir kriegen das schon hin.” Er legte Doug begütigend die Hand auf
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