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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arnold
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tatsächlich bemerkenswert. Und ihre Graphiken und Umsatzkurven sind eine Augenweide.”
    So wie ihre eigenen Kurven, hätte Blake fast gesagt. Wie kam er bloß auf solchen Gedanken! Marthas Figur eine Augenweide – das hatte er noch nie gedacht. Im Grunde war ihm nie aufgefallen, dass sie überhaupt eine Figur hatte. Ihm wurde bewusst, dass er Martha Cooper nie wirklich betrachtet hatte. Ihm war nur wichtig gewesen, dass sie ihren Job tat, und den machte sie fantastisch.
    Aber ihre Figur?
    Na ja, ihre Beine waren nicht übel. Und obwohl dieser Rock kein heißer Mini war, sah sie verdammt gut darin aus. Sie hatte eine sehr gute Haltung, die ihre schlanken Hüften hervorhob, ihre schmale Taille und die festen kleinen Brüste. All das hatte er monatelang nicht bemerkt.
    Eine Folge des monatelangen Stresses, folgerte Blake. So was kam vor, man nannte es reduzierte Wahrnehmung, und er würde aufpassen müssen, dass die Firma ihn nicht auffraß. Jetzt, nach den Strapazen des Umzugs und in dem freundlichen neuen Firmenheim würde er herunterschalten und wieder wie ein normaler Mensch funktionieren. Also gut – Martha Cooper war keine Rechenmaschine, sondern eine Frau. Sie besaß einen Hund. Sie wohnte in einem kleinen Haus am Strand. Nichts Außergewöhnliches. Nichts, dass ihm der Kopf davon schwirren musste.
    Der Kopf schwirrte ihm wegen des Umzugsstresses. Wegen der Zeitumstellung. Weil er zu wenig geschlafen hatte. Eine Nacht mit acht soliden Stunden Schlaf – im Idealfall mit gutem Sex davor – und die Welt würde wieder im Lot sein.
    “Dann werd ich jetzt alles arrangieren”, sagte Doug. “In Chicago anrufen, die Flüge buchen … Sie möchten Martha also wirklich mitnehmen?”
    “Warum nicht? Denken Sie dran, sie von dem Plan zu informieren.” Blake stellte sich Marthas Gesicht vor, wenn Doug ihr mitteilen würde, dass sie mit ihm und dem Boss auf Geschäftsreise gehen sollte. Er stellte sich vor, wie ihre Augen sich weiteten, wie sie verlegen ihr Haar berührte und mit einem schüchternen Lächeln sagen würde, dass sie ihren Arbeitsplan umstellen könne, um sie zu begleiten. Er stellte sich vor, wie sie sich beim Sprechen verhaspelte, weil der Gedanke, mit Doug zu verreisen, einfach zu aufregend war. Wer wusste, was unterwegs alles passieren konnte?
    Blake konnte sich nicht im Geringsten erklären, wieso er einen Anflug von Eifersucht verspürte, als er sich all dies vorstellte.
    Das eine wusste Martha – wer immer in jener Extrastunde in ihrem Bett gewesen war, Blake war es nicht.
    Als sie ihn in der Tür seines Büros stehen sah, war sie von seiner Ähnlichkeit mit ihrem mysteriösen Geliebten total verblüfft gewesen. Er hatte haargenau dieselbe Größe und denselben Körperbau, sein Haar exakt dieselbe Länge, sogar seine Haltung war dieselbe.
    Aber dann dieser Blick – als ob er sie noch nie gesehen hätte. Wie eine Fremde hatte er sie angestarrt, solch eine Bedeutung hatte sie für ihn. Wer immer sie in der Nacht zwischen Samstag und Sonntag besucht hatte, er war ein Geschöpf ihrer Fantasie gewesen.
    Ein erotischer Traum – es war ihr schon am Sonntagmorgen klar gewesen, als sie nach tiefem, festem Schlaf aufwachte. Dann entdeckte sie, dass sie nackt war, dass ihr Pyjama auf dem Boden lag und die Laken verwühlt waren. Unglaublich, dass man so intensiv träumen konnte.
    Als sie aufstand, taten ihr Muskeln weh, von deren Existenz sie bislang nichts gewusst hatte. Ihre Schenkel waren wund, ihre Brüste empfindlich.
    Konnte ein Traum eine Frau so zurichten? Offenbar ja, aber sie beklagte sich nicht. Um ganz sicher zu sein, hätte sie das Erlebnis liebend gern wiederholt. Doch in der Nacht auf Montag erschien kein Besucher in ihrem Schlafzimmer. Kein geheimnisvoller Schatten hielt die Zeit an, und die Ziffern auf ihrem Wecker leuchteten mit unverminderter Stärke. Es war eine Nacht wie jede andere.
    Und Blake war ihr Boss und sonst nichts. Entschlossen, ihren Einbildungen nicht länger nachzuhängen, ließ sie sich auf ihrem Drehstuhl nieder und begutachtete ihr neues Büro. Alles war funktional und ordentlich, genau wie an ihrem alten Arbeitsplatz.
    Irgendwie langweilig, dachte sie. Sie brauchte ein paar farbige Drucke an der Wand. Und Pflanzen auf der Fensterbank. Gut, dass sie wegen des unbeständigen Wetters mit dem Auto statt mit dem Rad gekommen war. In der Lunchpause würde sie zum Einkaufszentrum sausen und in einem dieser Krimskrams-Läden ein paar hübsche Kleinigkeiten und Wandschmuck

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