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Nur in deinen Armen: Roman

Nur in deinen Armen: Roman

Titel: Nur in deinen Armen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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das Buch jetzt schließen müsste.
    Der Kummer ließ langsam nach, er hinterließ ein leeres Gefühl in seinem Inneren. Zu oft schon hatte er dem Tod ins Auge geblickt, als dass der Schock darüber lange hätte dauern können. Er kam aus einer Familie von Kriegern, der ungerechte Tod war der Auslöser einer seiner primitivsten Reaktionen. Rache - nicht aus persönlicher Befriedigung, sondern im Namen der Gerechtigkeit.
    Horatios Tod würde nicht ungerächt bleiben.
    Er lag in den weichen Laken, und sein Kummer verwandelte sich in Zorn und schließlich in eiskalte Entschlossenheit. Seine Gefühle verhärteten sich, in Gedanken kehrte er zu der Szene zurück, die er erlebt hatte, jeden einzelnen Schritt erlebte er noch einmal, erinnerte sich an alles, bis er wieder zu der Berührung kam …
    Finger so zierlich, dass sie einem Kind oder einer Frau gehören konnten. Wenn man die Faszination hinter der Berührung bedachte - eine Faszination, die er sofort wiedererkannte -, dann würde er wetten, dass eine Frau dabei gewesen war. Eine Frau, die nicht der Mörder war. Horatio war vielleicht alt gewesen, aber er war nicht so wehrlos, dass eine Frau ihm ein Messer ins Herz stechen konnte. Nur wenige Frauen besaßen diese Kraft oder diese Erfahrung.
    Also - Horatio war umgebracht worden. Dann hatte er, Lucifer, den Raum betreten, und der Mörder hatte ihm die Hellebarde auf den Kopf geschlagen. Danach war die Frau gekommen und hatte ihn gefunden.
    Nein - so konnte es nicht gewesen sein. Horatios Leiche war umgedreht worden, ehe Lucifer den Raum betreten hatte, er war mit »Papa« einer Meinung - das konnte der Mörder nicht getan haben. Die Frau musste es gewesen sein, und als Lucifer dann erschien, musste sie sich versteckt haben.
    Sie musste gesehen haben, wie der Mörder ihm die Hellebarde auf den Kopf geschlagen hatte und dann verschwunden war. Warum hatte sie nicht um Hilfe gerufen? Das hatte ein Mann mit dem Namen Hemmings getan.
    Etwas stimmte hier offensichtlich nicht. Noch einmal ging er alle Tatsachen durch, doch das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, konnte er nicht beiseite schieben.
    Eine Diele auf dem Flur knarrte. Lucifer lauschte. Einen Augenblick später wurde die Tür zu seinem Zimmer geöffnet.
    Er blieb ruhig auf der Seite liegen, die Augen hatte er halb geschlossen, damit es so schien, als würde er schlafen, doch er konnte noch etwas sehen. Er hörte das leise Klicken, als sich die Tür schloss, dann kamen Schritte näher, und der Schein einer Kerze erhellte das Zimmer.
    Sein Schutzengel erschien. Sie trug ein Nachthemd.
    Ein paar Schritte vor dem Bett blieb sie stehen und betrachtete sein Gesicht. In einer Hand trug sie den Kerzenhalter, die andere lag zwischen ihren Brüsten und hielt dort einen Umhang fest. Zum ersten Mal sah er sie ganz, und er konnte nicht aufhören, sie zu betrachten, sie abzuschätzen. Ihr Gesicht war genauso wie in seiner Erinnerung, die großen Augen, das spitze Kinn und das glatte dunkle Haar gaben ihr das Aussehen von Intelligenz und weiblicher Entschlossenheit. Sie war mittelgroß, schlank, aber nicht dünn, ihre Brüste waren hoch und fest, unter dem Rand des Umhanges konnte er die rosigen Spitzen entdecken. Ihre Taille unter dem Nachthemd konnte er nicht abschätzen, doch ihre Hüften waren sanft gerundet, ihre Oberschenkel schlank.
    Sie hatte nackte Füße. Sein Blick blieb daran hängen, sie lockten ihn. Es waren kleine, nackte, durchaus weibliche Füße. Ganz langsam ging sein Blick zurück zu ihrem Gesicht.
    Während er sie betrachtete, hatte auch sie ihn gemustert. Ihre dunklen Augen lagen auf seinem Gesicht, es schien, als wolle sie sich jede einzelne Linie einprägen. Dann wandte sie sich ab.
    Lucifer unterdrückte den Wunsch, sie anzusprechen. Er wollte sich bei ihr bedanken - sie war so voller Freundlichkeit und Mitgefühl -, aber wenn er jetzt ein Geräusch machte, würde er sie erschrecken. Er sah, wie sie bei der schlafenden Frau stehen blieb, sie stellte den Kerzenhalter ab, dann griff sie nach einer Decke, faltete sie auseinander und legte sie um die schlafende Frau. Als sie sich wieder abwandte und nach der Kerze griff, lag ein Lächeln um ihren Mund.
    Sie ging zur Tür, aber beinahe schien es, als hätte sie seine stille Bitte gehört, denn ehe sie an dem Bett vorüberging, blieb sie noch einmal stehen. Sie sah zu ihm hin, dann trat sie zögernd näher.
    Sie hielt die Kerze ein wenig zur Seite, so dass ihr Licht durch ihren Körper abgeschirmt wurde,

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