Nur in deinen Armen: Roman
über das Feld. Die Röcke wehten hinter ihr her, so schnell schritt sie aus. Den Blick hatte sie nach vorn gerichtet, ihr dunkles Haar glänzte in der Sonne. Die Haube hielt sie in der Hand.
Sie knetete die Haube, verdrehte sie, und ihre Hände schlossen sich fest um den Rand.
Lucifer ging in ihre Richtung, um sie aufzuhalten.
Sie sah ihn erst, als sie schon beinahe vor ihm stand. Sie schrak zurück, ihre Augen blitzten, und sie hob eine Hand an die Brust. Ein leiser Aufschrei kam aus ihrem Mund, hätte sie ihn nicht erkannt, wäre er wohl viel lauter gewesen. Dann starrte sie ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
»Was ist passiert?« Er widerstand dem Wunsch, sie in seine Arme zu ziehen. »Was ist los?«
Sie holte noch einmal tief Luft, dann blickte sie auf ihre Haube. Sie zitterte. »Sieh nur!« Einen Finger steckte sie durch ein Loch im oberen Teil der Haube. »Die Kugel hat nur knapp meinen Kopf verfehlt!«
Der Ton ihrer Stimme machte deutlich, dass sie nicht vor Angst zitterte. Sie war schrecklich wütend. Jetzt wirbelte sie herum und sah in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war. »Wie können sie es wagen !« Hätte sie die Haube nicht in beiden Händen gehalten, sie hätte wohl ihre Faust geschüttelt. »Diese dummen Jäger!«
Sie hielt inne, holte noch einmal tief Luft und bekam dann einen Schluckauf.
Lucifer streckte die Hand aus und nahm ihre Hand in seine, er zerrte leicht an der Haube, bis sie losließ. Dann zog er sie an sich, bis sie ihn ansehen musste.
Ihr Gesicht war ausdruckslos, weder ruhig noch gelassen, sondern ausdruckslos, als könne sie ihre übliche Maske nicht zeigen, sondern würde darum kämpfen, ihre Gefühle zu verbergen. Ihre Augen waren groß und dunkel, in ihnen spiegelten sich ihre Gefühle. Er erkannte Furcht, echte Furcht, doch sie nutzte ihren Zorn, um sie zu verbergen.
Er zog sie noch näher an sich, bis sie nahe genug war, die Wärme seines Körpers zu fühlen und den Schutz seiner Anwesenheit. Sie war so angespannt, dass er nicht einmal das Risiko eingehen wollte, einen Arm um sie zu legen. Sie würde es ihm nicht danken, wenn sie vor seinen Augen zusammenbrach. »Wo ist das denn passiert?«
Sie senkte den Kopf und blickte auf seine Brust, dann deutete sie mit der Hand nach hinten. »Dort drüben. Zwei Felder weiter.« Sie wartete einen Augenblick, dann sprach sie weiter. »Ich kam gerade von einem Besuch bei der alten Mrs Dewbridge zurück - ich gehe jeden Freitag zu ihr.«
Ein eisiger Schauer rann über seinen Rücken. » Jeden Freitagmorgen?«
Sie nickte.
Sein Griff um ihre Hand wurde fester, doch dann zwang er sich, sich zu entspannen. Er zog ihren Arm unter seinen. »Ich möchte, dass du mir ganz genau zeigst, wo es passiert ist.«
Er wollte mit ihr den Weg zurückgehen, doch sie widerstand. »Das hat doch keinen Zweck. Sie sind längst nicht mehr da.«
»Ich weiß.« Er bemühte sich, ruhig zu sprechen, denn das brauchte sie jetzt. »Ich möchte nur, dass du mir genau zeigst, wo du gewesen bist. Weiter werden wir gar nicht gehen.«
Sie zögerte, doch dann nickte sie. »Also gut.«
Er führte sie den Weg zurück und half ihr dann über einen Zaunübertritt. Ein Stück blauen Stoffs hing an einem der Holme, weil sie in ihrer Eile ihr Kleid zerrissen hatte.
Trotz ihres Zorns war sie sehr verängstigt gewesen.
Sie war es noch immer.
Sie kamen an den Rand des nächsten Feldes, und Phyllida blieb stehen. »Ich war dort.« Mit ihrer Haube deutete sie in die Richtung. »Genau in der Mitte des Feldes.«
Lucifer hielt ihre Hand und schätzte die Entfernung ab. »Kann ich die Haube bitte einmal haben?«
Sie reichte sie ihm, und er hob sie hoch - zwei Löcher entdeckte er darin. Ohne ein weiteres Wort gab er sie ihr zurück. Sein Gesicht war versteinert. In dem kritischen Augenblick hatte sie nach unten gesehen, die Kugel war von hinten durch die Haube gedrungen, gleich unter dem oberen Rand, und war dann auf der anderen Seite wieder ausgetreten. »Lass mich nach deinem Kopf sehen.«
»Sie hat mich nicht getroffen«, brummte sie, erlaubte ihm aber dennoch nachzusehen.
Wie mahagonifarbene Seide lag das Haar auf ihrem Kopf, keine Wunde war zu sehen. Er stellte sich vor, wie die Haube auf ihrem Kopf gesessen hatte, dann strich er mit den Fingern über ihr Haar. Staub, ganz feiner Staub, blieb an seinen Fingerkuppen hängen. Er roch daran. Pulver - die Kugel war wirklich sehr nahe gewesen.
Er warf einen Blick zurück über das Feld. Der Weg führte
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