Nur in deinen Armen: Roman
nicht mitten durch das Feld sondern lief in Richtung auf den Fluss. »Hast du irgendetwas gehört oder gesehen?«
»Nein, aber …« Sie hob den Kopf. »Ich bin losgerannt. Ich weiß, das ist dumm, aber ich bin einfach nur gerannt.«
Das hatte ihr vielleicht das Leben gerettet. Er sagte nichts, holte nur tief Luft und wartete, bis seine Wut sich ein wenig gelegt hatte. Sie war über das Feld gegangen, und der einzig mögliche Ort, wo sich jemand verstecken konnte, war eine Ansammlung von Bäumen auf der anderen Seite des Feldes.
»Ich bringe dich zur Farm.«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, verriet ihm, dass sie protestieren wollte. Doch nach einem Augenblick des Zögerns nickte sie nur und gab schweigend nach.
Sir Jasper war draußen, als sie auf der Farm ankamen. Lucifer brachte Phyllida zu Gladys und machte dieser deutlich, auch wenn Phyllida das abstritt, dass ihre Herrin gerade einen gehörigen Schock erlebt hatte.
Als er ging, warf Phyllida ihm einen bösen Blick zu, doch er achtete nicht darauf. Sie war in Sicherheit.
Durch den Wald ging er zurück zum Herrenhaus und freute sich, als er feststellte, dass Dodswell mit dem Rest seiner Pferde angekommen war. Dodswell hatte die Tiere gut verpflegt, sie waren ausgeruht genug für einen schnellen Galopp.
Er nahm Dodswell mit und ritt zu den Bäumen auf dem Feld zurück. Am Rande des Feldes stieg er ab, sie banden die Pferde fest, und Lucifer erklärte Dodswell, wonach sie suchten.
Sie fanden es schließlich auf einer Seite der Bäume, auf der Seite, die man von dem Weg aus nicht einsehen konnte.
»Nur ein Pferd.« Dodswell untersuchte die Spuren in der regenfeuchten Erde. »Schöne, saubere Vorderhufe.«
Lucifer starrte auf den Boden. »Ich finde keine Abdrücke von den Hinterhufen.«
»Nein, das Gras ist hier zu dicht, leider.«
Grimmig nickte Lucifer. »Was halten Sie davon?«
»Ein ordentlich gepflegtes Pferd, frische Hufeisen, keine Absplitterungen, keine Kerben, gut gepflegte Hufe.«
»Das Pferd eines Gentleman.«
»Ein Pferd, das zumindest aus dem Stall eines Gentleman kommt.« Dodswell betrachtete Lucifer interessiert. »Warum interessieren wir uns dafür?«
Kurz erzählte ihm Lucifer von dem Pferd, das hinter den Büschen des Herrenhauses gestanden hatte, und wer am heutigen Morgen ein Loch in der Haube hatte. Den Grund dafür nannte er ihm allerdings nicht.
»Ein Jäger war es nicht. Was sollte ein Jäger hier schießen? Es gibt bis jetzt weder Wachteln noch Wild, und um Tauben zu schießen, sind wir hier viel zu weit vom Wald weg. Kaninchen sind im Augenblick auch keine da.« Mit grimmigem Gesicht sah sich Dodswell um. »Hier gibt es nichts zu jagen.«
Nur eine Frau, die einsame Spaziergänge liebt und regelmäßig wohltätige Dinge tut. Lucifer sah noch einmal auf die Hufabdrücke und versuchte, die Anspannung in seinen Schultern ein wenig zu lindern. »Lassen Sie uns zurückreiten. Wir haben alles erfahren, was wir können.«
Bristleford wartete schon auf Lucifer, als er in den Flur trat.
»Mr Coombe ist hier, Sir. Ich habe ihn in die Bibliothek geführt.«
»Danke, Bristleford.« Lucifer ging sofort zur Bibliothek. Silas Coombe stand vor einem der Bücherregale und zuckte zusammen, als Lucifer die Tür öffnete, eine Hand hatte er noch gehoben. Lucifer hätte schwören können, dass Coombe die Bücher mit dem Goldschnitt bewundert hatte. Mit unbewegtem Gesicht schloss er die Tür hinter sich und ging zu dem Schreibtisch hinüber. »Goldschnitt hält meist nicht sehr lange - aber das wissen Sie wohl selbst, nicht wahr?«
Er sah Coombe mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der richtete sich zu seiner vollen Größe auf und zupfte an seiner Jacke, die schwarz-weißen Streifen ließen ihn noch plumper aussehen als er war.
»Oh, richtig. Richtig! Ich habe nur die Arbeit bewundert.« Er kam auf den Schreibtisch zu.
Lucifer deutete auf einen Stuhl, dann setzte er sich hinter den Schreibtisch. »Also, was verschafft mir diese Ehre?«
Coombe setzte sich und war eifrig bemüht, seine Rockschöße zu richten. Dann erst sah er Lucifer an. »Natürlich vermisse auch ich Horatio sehr. Ich würde behaupten, dass ich einer der wenigen Menschen hier in der Gegend war, der seine Großartigkeit zu schätzen wusste.«
Er machte eine ausladende Handbewegung, und Lucifer hatte keinerlei Zweifel, dass in Coombes Augen die Großartigkeit von Horatio in seinem Besitz gelegen hatte. Coombe blickte an den Bücherregalen entlang. »Es muss Ihnen wohl sehr
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