Nur in deinen Armen: Roman
erstaunlich vorkommen, dass jemand sein Leben damit verbringt, all diese staubigen Wälzer zusammenzutragen. Es ist wirklich eine erstaunliche Anzahl.«
Lucifer ließ sich nichts anmerken. Er hatte nur mit Sir Jasper und Phyllida über sein Interesse an Sammlungen gesprochen, und keiner von den beiden hatte mit anderen darüber geredet.
»Also, es kommt Ihnen vielleicht eigenartig vor, aber ich selbst interessiere mich auch sehr für Bücher, wie Sie vielleicht schon im Dorf gehört haben. Man sieht mich deshalb hier als einen rechten Exzentriker an, müssen Sie wissen.«
»Wirklich?«
»Ja, oh ja. Also, um auf den Punkt zu kommen, mir ist klar, dass sie all das hier wohl loswerden wollen - zweifellos werden Sie schon bald damit beginnen, alles auszuräumen. Die Bücher nehmen so viel Platz ein. Sie stehen überall in der unteren Etage dieses Hauses, und ich würde behaupten, sicher auch oben?«
Lucifer tat so, als hätte er diese Frage überhört.
»Nun ja.« Coombe rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her und zog an seinen Rockschößen. »Ich glaube, dass ich Ihnen in dieser Hinsicht helfen könnte.«
Er lehnte sich zurück, mehr sagte er nicht. Lucifer war gezwungen, ihn zu fragen. »Wie denn?«
Jetzt beugte sich Coombe wieder vor, als habe er seinen Text sorgfältig auswendig gelernt. »Oh, alle könnte ich natürlich nicht übernehmen! Du liebe Güte, nein! Aber ich würde gern einige von Horatios Büchern meiner Sammlung hinzufügen.« Er strahlte. »Als Erinnerung, könnte man sagen. Ich bin sicher, das hätte Horatio sich auch gewünscht.«
Lächelnd lehnte er sich wieder zurück. »Ich werde einfach kommen und mir die Bücher ansehen, wenn Sie sie einpacken - immerhin möchte ich Ihnen keine Umstände machen.«
»Das werden Sie nicht.« Lucifer versuchte, sich Coombe mit einem Messer in der Hand vorzustellen, doch dieses Bild überzeugte ihn nicht. Wenn es überhaupt einen Mann im Dorf gab, der beim Anblick von Blut in Ohnmacht fiel, er würde wetten, es wäre Coombe. Dennoch war er am letzten Sonntag nicht in der Kirche gewesen. »Ich habe noch gar nicht daran gedacht, die Bücher zu verkaufen, aber sollte ich das tun, dann würde ich wahrscheinlich einen Agenten aus London damit beauftragen.«
Coombes Stirn runzelte sich. »Ich hoffe, dass Sie mir die erste Auswahl gewähren, wenn die Zeit wirklich kommen sollte.«
Lucifer zuckte mit den Schultern. »Ich muss erst einmal sehen, wie sich alles entwickelt. Es gibt auch Agenten, die den Auftrag gar nicht erst annehmen, wenn sie glauben, dass die reifsten Pflaumen bereits gepflückt sind.«
»Also wirklich!« Coombe plusterte sich wie eine aufgeregte Henne auf. »Ich muss schon sagen, dass ich glaube, Horatio hätte es sich gewünscht, dass ich einige seiner Schätze bekommen sollte.«
»Ist das so?« Beim Ton seiner Stimme sank Coombe in sich zusammen. Doch er hielt Lucifers Blick stand. »Leider ist Horatio nicht mehr da. Ich aber schon.« Lucifer stand auf und zog an der Klingel, dann sah er Coombe wieder an. »Wenn es sonst nichts gibt, ich habe eine ganze Menge Geschäfte, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen.«
Die Tür öffnete sich. »Ah, Bristleford - Mr Coombe möchte gehen.«
Coombe stand auf, sein Gesicht war rot angelaufen. Dennoch reckte er sich und verbeugte sich dann. »Einen guten Tag, Sir.«
Lucifer senkte zum Abschied den Kopf.
Als Coombe an der Tür angekommen war, gab Lucifer Bristleford ein Signal, dieser nickte beinahe unmerklich, dann führte er Coombe hinaus und schloss die Tür.
Lucifer war gerade dabei, seine Korrespondenz zu sichten, als Bristleford zurückkam.
»Sie wünschten etwas, Sir?«
»Schicken Sie mir Covey.«
»Sofort, Sir.«
Ein paar Minuten später betrat Covey das Zimmer. Lucifer lehnte sich zurück. »Ich habe eine Aufgabe für Sie, Covey.«
»Ja, Sir?« Covey blieb neben dem Schreibtisch stehen und verschränkte die Hände.
Lucifer warf einen Blick auf die Bücherregale. »Ich möchte, dass sie mir eine komplette Aufstellung von allen Büchern Horatios machen.«
»Von allen?« Covey warf einen Blick auf die langen und hohen Bücherregale.
»Fangen Sie im Salon an, danach nehmen Sie sich die Bücher hier vor und dann in den anderen Zimmern. Von jedem Buch möchte ich den Titel, den Herausgeber, das Datum des Erscheinens, und ich möchte, dass Sie nach Widmungen suchen oder nach Randnotizen. Wenn Sie solche Notizen finden, stellen Sie diese Bücher beiseite, und zeigen Sie sie mir am Ende
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