Nur in deinen Armen: Roman
Herrenhaus zurückgegangen, und dabei war es ihm nur mühsam gelungen, sein Temperament unter Kontrolle zu halten. Als er dann endlich am Herrenhaus angekommen war, hatten seine Gefühle eine nagende Unruhe in ihm geweckt.
Jetzt blickte er über den vom Mondschein erhellten Dorfanger und war entschieden beunruhigt. Morgen würde er sie finden …
Eine Gestalt huschte über die Straße und kam dann über den Dorfanger.
Lucifer starrte genauer hin. Er wusste, was er sah, doch sein Verstand weigerte sich, es zu begreifen. » Verdammt ! Was zum Teufel tut sie da?«
Er wirbelte herum und lief los, um eine Antwort auf seine Frage zu bekommen.
Sie stand auf der seitlichen Veranda, mit dem Kontobuch in der Hand, als er an der Kirche ankam.
Phyllida sah, wie er aus dem Schatten trat, groß, dunkel und bedrohlich wie ein Gott, der bei weitem mit seinen Untertanen nicht einverstanden war. Sie hob das Kinn und warf ihm einen warnenden Blick zu. Neben ihr stand Mr Filing.
»Mr Cynster!« Filing schloss das Kontobuch.
»Es ist schon in Ordnung«, versicherte Phyllida ihm. »Mr Cynster weiß über die Gesellschaft und darüber, wie sie geführt wird, Bescheid.«
»Oh, also gut.« Filing öffnete das Buch wieder und lächelte Lucifer an. »Es ist ein nettes kleines Geschäft.«
»Das habe ich gehört.« Lucifer erwiderte das Lächeln des Vikars nicht. Er ging an Filing vorbei, trat neben Phyllida und sah sie dann an, die Hände in die Hüften gestützt, eine ausgezeichnete Imitation einer zornigen Gottheit. »Was tust du hier?«
Er hatte den Kopf gesenkt, so dass sein Mund ihrem Ohr recht nahe war. Sie sah nicht auf. »Ich vergleiche die Waren mit dem Frachtbrief - siehst du?« Sie zeigte es ihm, als Hugey mit einer schweren Kiste kam. »Stellen Sie das links neben Mellows Sarkophag.«
Hugey nickte der bedrohlichen Gestalt neben ihr umsichtig zu, dann verschwand er in der Kirche.
Nach ihm kam Oscar, der Lucifer offener betrachtete. Phyllida fühlte sich gezwungen, die beiden einander vorzustellen. Oscar nickte, in den Armen hielt er ein kleines Fass.
Lucifer nickte ihm zu. »Sie sind Thompsons Bruder, habe ich gehört.«
»Aye, das stimmt.« Oscar griente ihn an, erfreut darüber, dass er ihn kannte. »Wie ich gehört habe, haben Sie sich entschieden, hier in Colyton zu leben.«
»Ja. Ich habe nicht vor, so schnell wieder abzureisen.«
Phyllida beugte sich über das Kontobuch und tat, als hätte sie die Unterhaltung gar nicht gehört. Oscar ging weiter, ihm folgte Marsh. Er hustete, und sie musste auch ihn Lucifer vorstellen. Ehe die Waren dieser Nacht verstaut waren, waren alle Männer Lucifer vorgestellt worden, und er war von allen akzeptiert worden, viel zu schnell, wie es Phyllida schien.
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, als sie in die Gruft ging, und musste grollend gestehen, dass er eine beherrschende Persönlichkeit war, ganz besonders in einer Nacht wie dieser. Genau wie derjenige, von dem er seinen Namen erhalten hatte, war er dunkel und bedrohlich, als er ihr die Treppe hinunter nach unten folgte.
Phyllida hob entschlossen das Kinn und machte sich dann an ihre Buchführung. Er blieb noch einen Augenblick neben ihr stehen, doch dann ging er hinüber zu Mr Filing, der die Kisten an den richtigen Platz schob. Sie hörte, wie er Mr Filing seine Hilfe anbot, eine Hilfe, die Filing gern annahm. Phyllida hörte das Rutschen der Kisten auf dem Steinboden, während sie sich wieder auf ihre Zahlen konzentrierte.
Erst als sie schließlich das Kontobuch schloss und sich reckte, bemerkte sie, dass Lucifer und Filing schon lange fertig waren. Als sie sich umwandte, stellte sie fest, dass beide an der Wand lehnten und sich ernsthaft unterhielten. Filing wandte ihr den Rücken zu, und Lucifer sprach so leise, dass sie ihn nicht verstehen konnte.
Sie räumte schnell ihren »Schreibtisch« auf, dann ging sie zu den beiden hinüber.
Lucifer sah ihr entgegen. »Also, bis auf Sir Jasper und Jonas, Basil Smollet und Pommeroy Fortemain waren die meisten Männer nicht in der Kirche.«
Filing nickte. »Sir Cedric kommt recht unregelmäßig, genau wie Henry Grisby. Auf die Ladys kann ich mich verlassen«, er lächelte Phyllida an, »aber ich fürchte, die Männer der Gemeinde sind eher ein wenig hartnäckiger.«
»Unbequem in diesem Falle.«
Phyllida sah zu Filing. »In der Tat. Ich habe alles eingetragen, es ist alles in Ordnung, also wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.«
»Ihnen auch eine gute Nacht, meine
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