Nur noch diese Nacht
Das Baby ist nicht von mir.“
Meine Güte, er musste zu Claire, sie in den Armen halten, während er ihr alles erklärte. Er würde sie nicht gehen lassen, weil er nicht ohne sie leben wollte. Er hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Was gewesen war, lag hinter ihnen, es zählte nur das Jetzt. Und wie sie ihre Zukunft gestalten wollten.
Doch erst musste er sich vergewissern, dass Claire sich beruhigte und erfuhr, was los war. „Ich wusste nichts von dem Artikel. Wenn ich geahnt hätte, dass du auf diese Weise von der Sache erfährst, hätte ich dir vorher alles erklärt.“ Er hatte nicht gewollt, dass Claire von dem Gerücht erfuhr, weil ihm klar war, dass es ihr wehtun, sie verschrecken würde.
Möglicherweise war sie schon wieder am Boden zerstört.
„Claire?“ Warum sagte sie nichts? Vielleicht war da noch mehr. Verdammt, er wusste, dass er einiges gutzumachen hatte. „Liebste, es tut mir ehrlich leid. Ich hätte nicht sang- und klanglos verschwinden und dann so viel Zeit verstreichen lassen dürfen. Irgendwie haben sich die Ereignisse überstürzt. Ich bin auf dem Weg zum Flughafen.“ Seine Arbeit und die nötigen Terminverschiebungen würde er irgendwie in den Griff bekommen. Nichts war ihm so wichtig wie Claire. „Heute Abend bin ich zurück. Dann reden wir. Über alles.“
„Nein.“ Wieder flüsterte sie nur.
Die Verspannung in seinem Nacken wurde schlimmer. „Was willst du damit sagen?“, fragte er schärfer als beabsichtigt.
Er hörte Claire bebend einatmen, und alles in ihm verkrampfte sich. Nein! war alles, was er denken konnte. Bitte nicht.
„Du brauchst nicht zu kommen“, sagte sie leise. „Es ist besser, du kommst nicht.“
Kurz entschlossen fuhr Ryan an den Straßenrand und ließ die Faust krachend aufs Lenkrad sausen.
Bitte nicht!
„Das Ganze wächst mir über den Kopf, Ryan. Ich werde damit nicht fertig.“
„Du bist aufgebracht, Claire. Die Sache mit Dahlia, die Presse … es wird nicht wieder vorkommen.“ Seit Jahren verfolgten ihn die Reporter, doch bis jetzt hatte er sich nie die Mühe gemacht, sie zu stoppen. Für Claire würde er es tun.
„Schon vor dieser Sache mit Dahlia haben wir es zu weit kommen lassen. Ich will nicht mehr verletzt werden.“
Er spürte, dass sie Angst hatte, wusste nur zu gut, wie lange sie gekämpft hatte, um aus dem „schwarzen Loch“ herauszukommen. Aber darum ging es hier nicht. Sie führten immer noch eine Beziehung auf Zeit, hatten noch nicht alle Mauern niedergerissen, die sie trennten. Claire brauchte jetzt nur einen Schritt zurückzutun, und …
„Ich möchte es nicht riskieren, Ryan.“
Eine seltsame Ruhe überkam ihn und verdrängte die Panik, die ihn vor wenigen Augenblicken übermannt hatte. Er blickte in den Smog, das Verkehrschaos von Los Angeles hinaus und atmete tief durch. „Und was soll jetzt werden?“
Als ob er das nicht wüsste.
„Wir begrenzen die Verluste.“ Auf einmal klang Claires Stimme erschreckend unpersönlich. „Lass die Anwälte die abschließenden Schritte der Vermögensaufteilung übernehmen. Danach geht jeder seiner Wege und lebt sein eigenes Leben.“
„Und das war’s dann?“
„Nein.“ Er konnte hören, dass sie zögerte, doch er kannte sie und wusste, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde. „Danke, dass du mir wegen Dahlia Bescheid gegeben hast. Und … es tut mir leid.“
Aufgebracht schaltete Ryan die Freisprechanlage ab. Er brauchte Claire nicht zu fragen, was sie meinte – es tat ihr leid, dass das Baby nicht von ihm war.
Wütend reihte er sich wieder in den Verkehr ein, um die nächste Ausfahrt zu nehmen.
Claire hatte sich nicht geändert. Nichts hatte sich geändert. Etwas passte ihr nicht, und schon machte sie dicht. Keine Diskussion, keine Möglichkeit, dass er seinen Standpunkt erklären konnte.
Aber er wollte verflucht sein, wenn er es wieder so enden lassen würde – mit einem höflichen Anruf vom anderen Ende Amerikas …
11. KAPITEL
Claire fühlte sich müde und innerlich leer. Sie wollte nur noch Ruhe haben und niemanden sehen. Dennoch hatte sie Sallys Drängen schließlich nachgegeben und sie für eine Weile in ihr Apartment gelassen, nachdem ihre Freundin sich nicht abweisen ließ und gedroht hatte, die Polizei zu holen, wenn sie sich nicht davon überzeugen könne, dass es Claire gut ging.
Also hatte Claire die Tür geöffnet und Sallys entsetzte Blicke über sich ergehen lassen, weil sie immer noch in Pyjama und Morgenmantel herumlief und mit
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