Nur noch diese Nacht
noch empfunden hatte, schnell verflogen. Stattdessen spürte er ein drückendes Gewicht auf seinen Schultern. Er musste Claire anrufen.
Obwohl sie mit einem Misston auseinandergegangen waren, sehnte er sich danach, ihre Stimme zu hören.
Doch genau in dem Augenblick kam ein Anruf aus seinem Büro.
„Wir haben ein Problem mit dem Lake-Projekt“, begrüßte Denis ihn ohne Umschweife. „Ich bin schon dabei, eine Telefonkonferenz einzuberufen.“
Wieder das Lake-Projekt. In Sekundenschnelle hatte Ryan die Einzelheiten wieder vor sich und stellte sich auf die Situation ein, während er zu seinem Wagen eilte. „Was, genau, ist los?“
Wie meist gab der tüchtige Denis ihm auch jetzt die neuesten Entwicklungen und Fakten stichwortartig durch. Ryan fragte sich, ob der Auftrag nicht doch noch zu retten war, der nach einem halben Jahr unerbittlichen Einsatzes vor zwei Tagen verloren zu sein schien. Schon ging Ryan mögliche Lösungen durch, wog Risiken und Möglichkeiten gegeneinander ab und beschloss, durchzuhalten.
Claire in dieser Situation anzurufen, kam nicht infrage. Und nur kurz zu sagen, dass er gerade überhaupt keine Zeit hatte, würde ihnen beiden nichts nützen. Aber ganz wollte er sich ihr gegenüber auch nicht in Schweigen hüllen.
„Denis, schick eine E-Mail an Claire. Lass sie wissen, dass ich hier eingespannt bin, vermutlich für den Rest des Tages. Sobald ich kann, rufe ich sie an.“ Der Aufschub würde ihm vielleicht sogar helfen, klarer zu sehen und eine Entscheidung treffen zu können. Im Moment musste er alle Gedanken und Kräfte darauf konzentrieren, das Projekt zu retten. „Okay, Denis, mit der Telefonkonferenz kann es gleich losgehen.“
Claire blickte ungläubig auf die Schlagzeile, dann auf das groß aufgemachte Starfoto des Boulevardblatts. Zärtlich blickte Ryan die strahlende Dahlia Dawson an, die ihm die Wange streichelte.
HOCHZEITSPLÄNE DER WERDENDEN ELTERN BRADY UND DAWSON?
Das Foto hielt einen sehr intimen Augenblick zwischen zwei Menschen fest, die nicht ahnten, dass Reporter sie im Visier hatten … zwei Menschen, die Pläne für eine gemeinsame Zukunft zu schmieden schienen.
Claire schloss die Augen, als könnte sie so die Nachricht vergessen.
Das konnte, das durfte nicht wahr sein!
Noch vor wenigen Stunden hatte Ryan sie geliebt und beteuert, mehr denn je ihr Ehemann zu sein. Unfassbar, dass er ihren Körper auf Schwangerschaftsstreifen untersucht hatte, während Dahlia ein Kind von ihm erwartete.
Übelkeit stieg in Claire auf. Von Anfang an hatte sie gar keine Chance gehabt.
Wie konnte sie so naiv sein, sich mit Ryan erneut auf eine Affäre einzulassen! Mit bebenden Fingern hielt Claire die Zeitung hoch und zwang sich, der Realität ins Gesicht zu sehen.
Ryan sah glücklich aus, er lächelte entspannt. Endlich hatte er bekommen, was er sich wünschte.
Ein Kind. Ein eigenes Kind.
All die Jahre über war er angeblich vor einer Bindung zurückgeschreckt. Aber vielleicht hatte er sich nur so wie sie vorgemacht, kein Kind mehr zu wollen.
Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben überfluteten sie …
Wie glücklich Ryan gewesen war, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr! Sekundenlang hatte er sie betreten angesehen, und sie hatte ängstlich gewartet, wie er die Eröffnung aufnehmen würde.
Bis dahin war zwischen ihnen alles himmlisch gewesen, musste Claire sich eingestehen. Sie war sicher gewesen, dass Ryan sie liebte, aber damals waren sie erst wenige Monate zusammen, und eine Schwangerschaft konnte alles ändern.
Alles hatte sich geändert. Erst auf unglaubliche, dann auf verheerende Weise. Innerhalb weniger Tage hatte sie ihre Eltern verloren, wenige Monate danach Andrew. Und später dann auch noch Ryan.
Doch in den ersten Momenten waren sie einfach nur glücklich gewesen. Nach dem Anfangsschock hatte Ryan sie lachend in die Arme gerissen und übermütig durch den Raum geschwenkt.
Er hatte ihr gestanden, dass er sich immer eine Familie gewünscht habe, wenn vielleicht auch nicht ganz so schnell. Doch jetzt fühle er sich wie ein Kind, dass sein Geschenk früher als erwartet bekommt. Und dann hatte er sie gebeten, seine Frau zu werden …
Starr hielt Claire die Zeitung in Händen, ihre Kehle war wie zugeschnürt, die Gefühle drohten sie zu überwältigen. Jetzt musste Ryan nicht länger auf das Geschenk warten, das ihm das Schicksal grausam wieder entrissen hatte. Das Geschenk, das Claire ihm nicht hatte machen können.
Nun blieb nur zu hoffen, dass dieses
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