Nur noch diese Nacht
seinem Herzen inne. „Alles in Ordnung?“
Ryan schüttelte den Kopf und lachte verlegen, als er bemerkte, wie besorgt sie ihn ansah. „Sehe ich aus, als wäre es so?“
Nun musste auch Claire lachen. „Nein.“
Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie gegen die Spüle gedrückt hatte. Die Scheidungspapiere lagen wild verstreut zu ihren Füßen.
Unwillkürlich trat er etwas zurück und berührte ihre Hand. „Ich glaube, bei mir war nichts mehr in Ordnung, seit ich dich gehen ließ. An dem Tag habe ich meine Kämpfernatur verloren, das Gefühl für das, was mir wirklich wichtig war. Danach habe ich nur noch befürchtet, wieder zu versagen, und es nicht einmal mehr versucht.“
„Du hast nicht versagt.“ Er spürte ihre warmen Finger auf seiner Brust und musste lächeln. Wieder wollte seine starke Claire ihm ihre Sichtweise aufdrängen. Wenn sie ihn jetzt nicht gehen lassen wollte … er würde sich jedenfalls keinen Zentimeter freiwillig bewegen.
Dennoch wollte er, dass sie nicht länger die Augen vor der Wirklichkeit verschloss.
„Bist du immer noch meine Frau, Claire?“ Seine Stimme klang ungewöhnlich rau! „Möchtest du wieder mit mir zusammenleben und alles mit mir teilen? Wollen wir Kinder haben und ein Haus voller Lachen und Liebe, wie ich es dir versprochen hatte?“
Ihr Gesicht war unnatürlich bleich, in ihren Augen erschien ein gehetzter Ausdruck, doch sie schaute nicht fort. „Ich war es, die gegangen ist, Ryan, nicht du.“
Er wirkte schuldbewusst, fast beschämt. „Du hast mir neun Jahre Zeit gelassen, dich zurückzuholen, Claire. Aber ich war zu feige dazu. Und zu egoistisch, um dich endgültig gehen zu lassen.“
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Du hättest schon vor sechs Jahren die Scheidung fordern, mir den Ring zurückschicken können. Dennoch hast du ihn bis heute behalten. Weil ich geschworen hatte, dich immer zu lieben, und du weiter daran geglaubt hast, obwohl ich dich enttäuscht hatte?“
Bebend öffnete sie die Lippen und wartete.
Er wollte sie küssen, in ihrem Mund versinken und sicher sein, dass sie zu ihm gehörte – aber er war sich nicht sicher, ob sie das wirklich tat.
„Nachdem du mich verlassen hattest, habe ich mir einzureden versucht, du wärst zu schwach und dem Druck nicht gewachsen, wenn ich mit allen Mitteln um dich kämpfen würde. Doch jetzt bist du nicht schwach, und ich kann mir nichts mehr vormachen. Du bist eine unglaublich starke Frau.“
Einen Moment lang kämpfte sie mit sich, ehe sie die Kraft fand, die Augen zu öffnen. „Was willst du damit sagen?“
„Ich liebe dich, Claire. Und ich werde um dich kämpfen.“
Klopfenden Herzens verfolgte Ryan, wie Claire sich aus seinen Armen löste und begann, die Unterlagen vom Boden aufzuheben.
Er ging in die Hocke, griff nach ihren Händen, doch sie reagierte nicht. Voller Panik versuchte er, ihren Blick aufzufangen. Als Claire hilflos gegen die Tränen anblinzelte, sprach er aus, was sie erfahren musste.
„Ich weiß, ich verdiene keine zweite Chance, aber ich bitte dich trotzdem darum. Weil ich weiß, dass ich dich jetzt glücklich machen kann. Ich werde es dir immer wieder beweisen, Claire.“ Er gab sich einen Ruck und überwand seinen Stolz. Diesmal war er es, der sich öffnen und sein Innerstes preisgeben musste, weil sie das Wichtigste in seinem Leben war. „Du kannst die Papiere unterschreiben, wenn du willst … dann tue ich es auch. Aber noch gebe ich nicht auf. Ich werde um dich kämpfen, bis ich dich zurückgewonnen habe. Und wenn es neun oder neunzehn Jahre dauert … ich gebe nicht auf.“
Tastend ließ Claire die Finger über die restlichen Unterlagen zu ihren Füßen gleiten. „Du würdest sie unterschreiben?“
Ryan presste die Lippen zusammen und nickte. „Ja.“ Entschlossen fuhr er fort, die Papiere aufzusammeln. Er würde nichts unversucht lassen, um Claire glücklich zu machen. Und vielleicht genügte sein Versprechen, denn ein schwaches Lächeln überflog ihre Lippen.
„Dann habe ich wohl nicht genug verlangt.“
Nicht genug verlangt? Das sagte die Frau, die er hatte zwingen müssen, überhaupt etwas zu nehmen? Er blickte auf die Papiere in seinen Händen und das Tintengekritzel darauf. Sie hatte den Scheidungsvertrag abgeändert und forderte …
„Ein Hubschrauber mit Pilot.“ Verblüfft blickte er nochmals auf die Zeilen und wusste nicht recht, was er davon halten sollte – bis er den Zusatz entdeckte. „Auf Abruf in jedem
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