Nur wenn du mich hältst (German Edition)

mit einem Bildband zurück. Kim erkannte das Buch – Essen für die Seele , die Memoiren von Jenny Majesky McKnight über die Sky River Bakery. Er reichte es ihr. Jetzt erst fiel ihr die Unterzeile auf dem Umschlag auf: Mit Fotografien von Daisy Bellamy. Kim blätterte durch die Hochglanzseiten und war beeindruckt von der Qualität der Fotos sowie dem Auge der Fotografin für Kompositionen.
    „Ich nehme an, sie ist ein Profi.“
    „Noch studiert sie am College, aber sie fotografiert schon wie ein Profi.“
    „Hat sie Zeit?“
    „Keine Ahnung. Da müssen wir sie fragen.“
    „Ausgezeichnet. Gib mir ihre Nummer, und ich organisiere alles. Inzwischen haben wir eine Menge Arbeit vor uns.“ Sie zählte die Dinge auf, die zu erledigen waren: Aussehen, Lebenslauf, Sprache, Auftreten vor der Kamera, generelle Fragen der Körperhaltung.
    Bo hörte zu und runzelte die Stirn. Schließlich sagte er: „Ich würde mir lieber ein Loch in einen Zahn bohren lassen.“
    „Ein Besuch beim Zahnarzt steht auch auf dem Plan“, sagte sie. „Nicht zum Bohren, aber zum Bleaching.“
    „Oh Mann.“
    Sie warf ihm einen ernsten Blick zu. „Wir haben einen Deal. Du hast mich für diesen Job engagiert, und ich liefere. Ich habe das schon öfter gemacht, und es gibt eine gewisse Reihenfolge. Bevor wir die offiziellen Pressefotos machen lassen, müssen deine Zähne gebleicht werden. Das ist der erste und einfachste Schritt.“
    „Ich benutze doch Zahncreme, die extraweiße Zähne macht“, protestierte er.
    „Ich meine aber ein permanentes Bleaching.“
    „Pft.“
    „Zu welchem Zahnarzt gehst du? Wir müssen fragen, ob er das überhaupt macht.“
    „Wie kommst du darauf, dass ich hier einen Zahnarzt habe?“
    Kim runzelte die Stirn. „Hast du nicht?“
    „Nur als kleine Erinnerung – bis November habe ich als Baseballspieler nur einen Hungerlohn verdient und zusätzlich für Trinkgeld als Barkeeper in der Kneipe gearbeitet. Ich bin ein einziges Mal wegen Zahnschmerzen zum Zahnarzt gegangen. Was er getan hat, war schlimmer als jeder Schmerz, also bin ich seitdem nie wieder da gewesen.“
    AJ lief zur Tür und zog seine Schneestiefel an. „Ich muss zum Bus.“
    „Das könnte ein langer Tag für mich werden“, sagte Bo. „Falls ich nicht da bin, wenn du nach Hause kommst, kümmert sich Dino um dich.“
    „Okay.“
    „Ich habe mein Handy dabei für den Fall, dass was sein sollte, obwohl ich vermutlich in Ohnmacht falle, wenn sie ihre Drohung mit dem Zahnarzt wahr macht.“
    „Niemand geht gerne zum Zahnarzt“, tröstete Kim ihn. „Oder, AJ?“ Mit seiner Unterstützung wäre es einfacher. Sobald es um AJ ging, wollte Bo immer alles richtig machen.
    „Ja, schätze schon.“ AJ zuckte mit den Schultern.
    Oh Gott . Ihr kam ein alarmierender Gedanke. „Wie steht es mit dir, AJ? Wann warst du das letzte Mal beim Zahnarzt?“
    Er sah sie groß an. „Noch nie. Ich habe nie Zahnschmerzen gehabt.“
    Das war unglaublich. Jeder ging doch zum Zahnarzt, oder nicht? Sie dachte an die Tausende von Dollar, die über die Jahre in ihren Mund gewandert waren – von den regelmäßigen Kontrollbesuchen bis zu den besten kieferorthopädischen Maßnahmen, die man für Geld kaufen konnte. Für sie war das immer selbstverständlich gewesen.
    „Tja, dann habe ich für euch beide gute Neuigkeiten“, sagte sie.
    Bo und AJ tauschten einen entsetzten Blick.
    Kim lächelte ihnen aufmunternd zu. „Seht es einfach als gemeinsames Vater-Sohn-Erlebnis an.“
    Zuzustimmen, Bo Crutcher zu coachen, war wie einen Vertrag mit dem Teufel zu schließen. Kim verstieß gegen ihr Versprechen sich selbst gegenüber, sich ein anderes Leben aufzubauen, einen anderen Beruf zu ergreifen. Aber im Gegenzug würde sie AJ helfen und ein wenig Geld verdienen – das war immer eine gute Idee, wenn man seinen alten Job Hals über Kopf hingeworfen hatte.
    Überrascht stellte sie fest, wie wichtig ihr das Projekt war. Vielleicht lag es daran, dass sie sich nach dem Fiasko mit Lloyd Johnson etwas beweisen musste. Ein nicht zu leugnender Aspekt ihrer Arbeit war, dass ihr Erfolg untrennbar mit ihrem Klienten verbunden war. Genau wie ihr Scheitern. Sie versuchte, mit Bo an Verhaltensweisen zu arbeiten, die ihn gebildet und selbstbewusst wirken ließen – und zwar schnell.
    In diesem Zusammenhang kehrten sie in Avalons bestem Restaurant, dem Apple Tree Inn, ein, um in angemessener Umgebung an seinen Manieren zu feilen. In Vorbereitung auf den Abend wählte sie ihre Kleidung